Berlin. Sie ist die Krönung, buchstäblich. Charles III ist schon König. Aber auf seine Krone muss er warten. Die Kirche lässt sich damit Zeit.

Schockstarre kann sich das britische Königshaus nach dem Tod von Queen Elizabeth nicht erlauben. Die Ära von König Charles III. hat längst begonnen. Zur Trauerarbeit des Thronfolgers gehört, dass er bereits eine Rede zur Nation gehalten hat und feierlich zum Monarchen ausgerufen wurde, inklusive Fanfarenstöße.

Doch während die Briten bereits mit Inbrunst die Nationalhymne mit der neuen Zeile "God Save the King" anstimmen, fehlt noch etwas: Die Krönung, buchstäblich wie bildlich. Sie ist der Höhepunkt der Inthronisierung.

Krone: Wann erhält Charles das Schmuckstück?

Die Krönung steht aus. Der Termin ist offen. Die Zeremonie wird einerseits mit Spannung erwartet und ist andererseits in Vergessenheit geraten. Erfahrungswerte helfen kaum weiter. Die letzte Krönung liegt fast 70 Jahre zurück. So lange thronte Charles Mutter über Großbritannien.

Als ihr Vater verstarb und sie am 6. Februar 1952 den Thron bestieg, dauerte es weitere 16 Monate bis zur Krönung am 2. Juni 1953 in Westminster Abbey. So lange kann, muss es aber diesmal nicht dauern.

Palast-Quellen zufolge soll sich der 73-Jährige einen kleineren und günstigeren Gottesdienst wünschen. Bei seiner Mutter zog sich die prunkvolle Zeremonie drei Stunden hin und kostete nach heutigen Maßstäben über 50 Millionen Euro.

Krönung: Die Stunde der Kirche

Auch wenn es bei Charles womöglich eine Nummer kleiner gehen soll, bleibt es eine aufwendige Zeremonie, die eine lange Vorbereitungszeit voraussetzt. Am Ort erkennt man, wem dabei traditionell die tragende Rolle zukommt: der anglikanischen Kirche. Die lässt sich Zeit – und Charles warten.

Queen Elisabeth II.
© Infografik BM

Zu ihr unterhält das Königshaus eine besondere Beziehung, gerade Charles. In der Church of England sei sein Glaube "tief verwurzelt", verriet er in seiner Rede an die Nation. Religiöses Oberhaupt ist der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby. Die Aufgabe des Zeremoniemeisters wird es sein, den König mit geweihtem Öl zu salben und ihm die Krone aufzusetzen.

Erst der Eid auf die Demokratie, dann die Krone

Das fast 400 Jahre alte Schmuckstück besteht aus Gold, Silber, Rubinen und Saphiren und soll mehr als zwei Kilogramm wiegen. Charles wird sie denn auch nach Verlassen der Kirche gegen ein etwas leichteres Modell tauschen, das 1937 für König Georg VI. angefertigt wurde und mit 2968 Diamanten besetzt ist. Den TV-Zuschauern ist es vertraut, weil die Königin bei jeder Eröffnung des Parlaments diese Krone trug.

Großbritannien ist eine stolze Monarchie und vielleicht mehr als das: auch eine stolze Demokratie. Bevor ihm die königlichen Ornamente wie Zepter und Krone überreicht werden – man beachte die Reihenfolge – muss Charles den Eid der Monarchie schwören: Dass er das britische Volk gemäß den vom Parlament verabschiedeten Gesetzen regieren – und alles tun wird, um die anglikanische Kirche und die protestantische Religion zu bewahren. (fmg)

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Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.