Berlin. Die neue britische Premierministerin hat die Mitgliederbefragung locker gewonnen. Jetzt hat sie einen riesigen Problemberg vor sich.

Nun ist es raus: Nach Maggie Thatcher und Theresa May hat das Vereinigte Königreich zum dritten Mal eine PremierministerinLiz Truss. Doch der Sieg bei der Mitgliederbefragung der Konservativen war ein Spaziergang im Vergleich zu den Herausforderungen, die sie nun stemmen muss. In London steht ein Problemberg von den Ausmaßen eines Mount Everest.

Michael Backfisch, Politik-Korrespondent
Michael Backfisch, Politik-Korrespondent © Reto Klar | Reto Klar

Zunächst muss die 47-Jährige Vertrauen zurückgewinnen. Ihr Vorgänger Boris Johnson verhedderte sich in einem Netz an Lügen und Schlendrian. Truss blieb bis zuletzt loyal zu ihm. Das brachte ihr den Beifall an der Parteibasis ein, schürte aber Misstrauen bei vielen Briten.

Bei der Lösung der Herkulesaufgabe unserer Zeit, der Energiepreiskrise, hat die künftige Regierungschefin nur Ladenhüter zu bieten. Ihr Standard-Rezept für alles lautet Steuersenkungen.

Wie Johnson malt Truss ein Märchenbild von Großbritanniens Aufstieg

Angesichts einer Inflationsrate von mehr als zehn Prozent hieße die Truss-Methode, Benzin ins Feuer zu gießen. Bereits am 1. Oktober steigt der Preisdeckel für Strom und Gas um 80 Prozent – für viele Briten bedeutet das eine abschüssige Bahn Richtung Armut.

Beim Brexit-Kurs dürfte die Neue in Downing Street noch härter auftreten als Johnson. Das Gefährliche an diesem populistischen Kurs: Wie Johnson prügelt Truss verbal auf die EU ein und malt ein Märchenbild von Großbritanniens Aufstieg.

Gut möglich, dass Truss mit Blick auf die galoppierenden Preise einen Rückzieher machen und ein Hilfspaket schnüren muss. Der alte Machttaktiker Boris Johnson wird das in aller Ruhe von der Seitenlinie beobachten. Sollte Truss scheitern, stünde er sofort bereit. „Hasta la vista, baby“, hatte er bei seiner letzten Parlamentsrede bereits angekündigt.

Der Artikel „Liz Truss steht in London vor einem riesigen Problemberg“ erschien zuerst auf morgenpost.de.