Berlin. Die Strompreise wachsen in historische Höhen, während beim Gas Unsicherheit herrscht. Doch wie viel Strom verbrauchen die Deutschen?

Die Inflation treibt die Verbraucherpreise an. Nicht nur Lebensmittel und Gas werden infolge des Ukraine-Kriegs teurer, die Teuerung schlägt auch auf die Strompreise durch. Angesichts der bevorstehenden Gasumlage und einer historischen Preisspirale auf dem Strommarkt, kommen auf Deutschland horrende Energiekosten zu. Doch wie viel Strom verbrauchen die Deutschen im Schnitt?

Aufgrund der deutlichen Unterschiede in puncto Wohnsituation, Lebensstil, Energieeffizienz und Bezugsquelle kann die Frage nach dem durchschnittlichen Stromverbrauch nur schätzungsweise beantwortet werden. Obwohl die Zahl der Haushalte in den vergangenen Jahren stetig anstieg, sank der gesamte Energiebedarf privater Endverbraucher zwischen 2010 und 2019 um etwa 10,5 Prozent.
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Durchschnittlicher Stromverbrauch sinkt seit Jahren kontinuierlich

  • Laut Statistischem Bundesamt benötigte ein Single-Haushalt zuletzt 1.958 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr.
  • Ein durchschnittlicher Zwei-Personen-Haushalt kam auf einen Verbrauch von 3.196 kWh.
  • Bei drei oder mehr Personen wurden 2019 im Schnitt 4.919 kWh verbraucht.

Deutliche Unterschiede zwischen Ein- und Mehrfamilienhaus

  • Ähnliche Werte liefert etwa der "Stromspiegel". Für das Jahr 2021 kalkulierte das Ratgeberportal mit einem Verbauch von 2.500 kWh im Einfamilienhaus beziehungsweise 1.500 kWh im Mehrparteienhaus.
  • In Zwei-Personen-Haushalten im Einfamilienhaus werden jährlich rund 3.000 kWh fällig, etwa 2.600 kWh sind es im Mehrfamilienhaus.
  • Für drei Personen errechnete der "Stromspiegel" einen Bedarf von 3.700 kWh im Einfamilienhaus beziehungsweise 2.700 kWh im Mehrfamilienhaus.
  • Mit rund 4.000 kWh kommt ein Haushalt mit vier Personen im Einfamilienhaus klar, rund 2.900 kWh sind es dagegen im Mehrparteienhaus.

Wichtig: Effizienz von Elektrogeräten sowie Warmwasserbereitung

Die angegebenen Werte beziehen sich allerdings sämtlich auf Haushalte, in denen der Warmwasserbedarf ohne Elektrizität gedeckt wird. Wird das Warmwasser per Stromboiler erhitzt, schnellen die verbrauchten Kilowattstunden um etwa ein Viertel bis zu einem Drittel nach oben.
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Zwar hängt der Stromverbrauch in der Regel von der Effizienz der Elektrogeräte, wie Spül- und Waschmaschinen, Kühlschränke sowie Computer und TV-Geräte, ab, mit einer Kilowattstunde lässt sich zum Vergleich aber grob geschätzt eine Ladung Wäsche waschen, 15 Hemden bügeln oder zehn Stunden Fernsehen.

Private Haushalte nur für ein Viertel des Strombedarfs verantwortlich

Wie der Bundesverband für Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) mitteilte, lag der gesamtdeutsche Stromverbrauch im Jahr 2021 bei 534 Million kWh. Nur etwa ein Viertel davon entfiel auf Privathaushalte. Größte Faktoren auf der Stromrechnung privater Endverbraucher waren demnach mit 28 Prozent Computer, TV und Radio, gefolgt von Waschmaschinen und Trocknern mit etwa 13 Prozent. Der Stromverbrauch für Kochen und Spülen betrug aufaddiert rund 17 Prozent.

Der gemeinnützigen Energieberatungsgesellschaft "co2online" zufolge kostete die Kilowattstunde im vergangenen Jahr durchschnittlich 32,16 Cent. Die Teuerung gegenüber dem Vorjahr betrug damit 1,1 Prozent und fiel damit moderat aus. Jedenfalls wenn man den Preissprung der letzten 15 Jahre als Maßstab nimmt. Seit Mitte der 2000er-Jahre zogen die Preise um 63 Prozent an.

Historische Preissprünge durch Inflation, Krieg und französische Atomkrise

Noch verheerender ist die Preisspirale im Jahr 2022. Der Strompreis ist in den vergangenen zwölf Monaten um 51 Prozent angestiegen. Kostete die Kilowattstunde im September 2021 noch etwa 32 Cent, zahlen Verbraucher mittlerweile rund 46 Cent. Angesichts der diesjährigen Preisentwicklung versucht die Bundesregierung zumindest die ärgsten Schäden mithilfe der Energiepauschale für Beschäftigte einzuhegen.

Einen Hoffnungsschimmer gibt es: An der Börse ereignete sich ein historischer Preiskollaps bei den sogenannten Futures. So bezeichnet man spekulative Investitionen, mit der Anleger und Fonds auf die Preise in der Zukunft wetten. Experten gehen davon aus, dass sich der plötzliche Einbruch aber erst mittelfristig im Geldbeutel des Endverbrauchers bemerkbar macht.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.