Rom. Im Italienurlaub sind die Liegestühle knapp. Doch wer einen davon mit einem Handtuch belegt, riskiert ab sofort eine hohe Geldstrafe.

  • Es ist natürlich nur ein Vorurteil: Deutsche Urlauber sind besonders zeitig am Strand, um die besten Liegen und Plätze zu reservieren
  • In Italien kann das im Urlaub jetzt sehr teuer werden
  • Denn das Land hat der Liegenknappheit den Kampf angesagt

Während Italien für seine Traumstände berühmt ist, sind manche Nationen dafür bekannt, im Urlaub ihre Liegen schon frühmorgens mit Handtüchern zu belegen. Doch genau jenen Reisenden drohen ab jetzt Ärger und eine Geldstrafe. Die Empörung darüber ist groß.

Der Kampf um die beste Position an den Stränden Italiens wütet wie in jedem Jahr auch in diesem Sommer unerbittlich. Einige Urlauber in Italien versuchen, die vordersten Plätze am Wasser für sich zu reservieren und stellen schon im Morgengrauen oder sogar am Vorabend ihre Sonnenschirme auf, als wären diese Fahnen der Eroberung. Manche aber greifen auf einen altbewährten Trick zurück: Sie legen Badetücher auf ihren bevorzugten Liegestuhl.

Diese Unsitte ist inzwischen so stark verbreitet, dass zumindest die italienische Polizei jetzt durchgreift. Sicherheitskräfte durchkämmen die Strände und verderben Italien-Urlaubern, die über die Nacht auf den Stränden Sonnenschirme, Liegen, Gummi-Matratzen und Badekleidung hinterlassen, den Tag: Wer den Strand mit Gegenständen besetzt, ohne anwesend zu sein, riskiert eine Strafe von bis zu 1000 Euro.

Urlaub in Italien: Platzmarkierung auf freien Stränden ist illegal

Schluss mit Badesachen, die tagelang am Strand herumliegen und nachts mit Vorhängeschlössern an Sonnenschirme gekettet sind. Diese "Platzmarkierungen" auf freien Stränden seien illegal, warnt die Polizei.

Die Behörden haben Scharen von Touristen ins Visier genommen, die wie in Ligurien schon in den frühen Morgenstunden kleine Buchten belagern, um für sich, Angehörige und Freunde einen Platz zu reservieren. Appelle an die Vernunft der Badegäste zeigten bisher aber kaum Wirkung.

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In Marina di Campo auf der Insel Elba beschlagnahmte das Personal der Küstenwache dutzende Liegen, Sonnenschirme und Luftmatratzen. Den rechtlichen Rahmen dafür bietet ein Regelwerk, das sich die Küstenwache ausgedacht hat. Es soll dafür sorgen, dass alle beim Baden ihren Spaß haben. "Mare sicuro", heißt das Normenpaket.

Urlaub in Italien: Wer Badesachen liegen lässt, hat Pech

Es geht darin um Fragen der Sicherheit. Gegenstände dürfen nicht unbeaufsichtigt auf den Stränden gelassen werden, lautet die Devise. Wer das tut, muss mit der Konfiszierung seiner Sachen rechnen. Wird die Person dagegen erwischt, muss sie blechen. Dies löste Proteste aus. Badende empörten sich, nicht informiert worden zu sein, dass es strafbar sei, Badesachen am Strand zu lassen.

Wer sich eine Liege sichern will und Badesachen drauf platziert, wird zur Kasse gebeten.
Wer sich eine Liege sichern will und Badesachen drauf platziert, wird zur Kasse gebeten. © imago images/argum | imago stock

"Die Aktion richtet sich gegen die verbreitete Unsitte und den fehlenden Respekt für die Rechte aller Feriengäste", heißt es aus der Kommandantur in der toskanischen Hafenstadt Livorno. Wer seine beschlagnahmte Strandausrüstung zurückhaben will, muss 200 Euro Bußgeld zahlen.

Italien-Urlaub: Razzia auf Elba sorgt für Empörung

Die Empörung der Badenden in Marina di Campo schlägt immer noch hohe Wellen. Es habe keine Hinweisschilder am Strand gegeben, so eine Frau. "Man hält uns für illegale Besetzer und behandelt uns wie Touristen zweiter Klasse", poltert ein älterer Herr. In den Badeorten Sabaudia und Gaeta südlich von Rom beschlagnahmte die Polizei Sonnenschirme, die auf den frei zugänglichen Stränden illegal vermietet wurden.

Von Juni bis August dieses Jahres wurden der Öffentlichkeit 131.000 Quadratmeter freie Strände zurückerstattet, dazu Meeresabschnitte, die bisher illegal besetzt wurden. Das berichtete Cosimo Nicastro, der Pressesprecher der Küstenwache. 31.645 Kontrollen wurden in 520 Gemeinden durchgeführt. 696 Straftaten wurden festgestellt, hinzu gab es Geldstrafen in Höhe von fast 366.000 Euro.

Urlaub in Italien: Nur noch wenige Strände sind kostenfrei

In Italien sind längst nicht alle Strände kostenfrei nutzbar. Per Gesetz muss jede Ortschaft zwar mindestens einen bestimmten Prozentanteil ihres Strandes kostenlos für jedermann zugänglich machen. Ist dieser Prozentanteil aber erreicht, darf der Rest von Strandbadbetreibern verwaltet werden, die Konzessionen für bestimmte Strandabschnitte halten. Etwa 1050 der rund 3500 Kilometer Strand belegen sie.

Italien: Strandbetreiber müssen hohen Service bieten

Dafür müssen sie allerdings hohe Steuern und Gebühren zahlen und Serviceleistungen anbieten: eine Bar oder ein Restaurant, Toiletten, Duschen, Bademeister und einen Erste-Hilfe-Raum.

An diesen Plätzen kann man Sonnenschirme und Liegen mieten, was eine vierköpfige Familie bis zu 40 Euro täglich kosten kann. Ein teures Unterfangen. Ein Plätzchen an einem freien Strand aber soll aktuell beinahe unmöglich sein.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.