Berlin. Die Deutsche Bahn will erreichen, dass mehr Menschen pünktlich und bequem ihr Ziel erreichen. Das ist der neue Plan des Konzerns.

Verpasste Anschlüsse, Verspätungen, volle Züge – die Mängelliste der Deutschen Bahn ist derzeit lang. Zahlreiche Baustellen und ein teils marodes Schienennetz führen immer wieder zu Verzögerungen. Nun will der Staatskonzern durch kurzfristige Verbesserungen die Zugfahrten für seine Kunden und Kundinnen zumindest im Service etwas komfortabler gestalten.

Dazu soll an zwei Stellschrauben gedreht werden: Das Personal soll erhöht und Umsteigezeiten für Anschlusszüge im Fernverkehr erhöht werden. Welche Verbesserungen könnten diese Maßnahmen der Deutschen Bahn für Fahrgäste konkret bringen?

„Reisende sollen künftig mehr persönliche Ansprechpartner und mehr Service vorfinden“, verspricht der neue Bahnvorstand für den Personenfernverkehr, Michael Peterson, in Berlin. „Wir sind mit unserer Pünktlichkeit nicht zufrieden, deshalb setzen wir jetzt dort an, wo wir schnell einen Schritt auf unsere Fahrgäste zugehen können“, räumt Peterson ein.

Mehr Personal am Bahnhof und in Zügen: Das plant die Deutsche Bahn

Insgesamt werden ab sofort rund 1000 zusätzliche Mitarbeiter in Zügen und an Bahnhöfen arbeiten, um den Reisende mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, sagte der Vorstand. 750 Mitarbeiter davon sollen zusätzlich in der Bordgastronomie und als Zugbegleiter eingesetzt werden.

Hinzu kommen 100 Gästebetreuende. Diese sollen gerade an den stark frequentierten Wochenenden den Reisenden beim Ein- und Aussteigen helfen, beim Gepäck verladen oder beim Finden eines Sitzplatzes. Zudem geben sie auch Auskünfte zum Fahrplan, beschreibt Peterson das neue Angebot. An besonders vollen Bahnsteigen würden insgesamt 130 Servicemitarbeiter eingesetzt, die bei der Orientierung an großen Bahnhöfen helfen und über Umsteigemöglichkeiten informieren sollen.

Eine weitere Neuerung setzt bereits beim Kauf einer Fahrkarte ein: Die gewöhnlichen Umsteigezeiten für Anschlusszüge sollen den Strecken angepasst und verlängert werden. Werden heute in der Regel bei der Bahn acht Minuten als Umsteigezeit eingeplant, sollen dies künftig je nach Strecke und Verbindung ein paar Minuten mehr sein.

Anschlusszug weg: So soll es weniger Enttäuschungen geben

„Damit Anschlusszüge zuverlässiger erreicht werden, achten wir in den Fahrplanmedien ab sofort auf großzügigere Umsteigezeit. Wir machen das Reisen dadurch besser planbar“, sagte Peterson. Sprints vom Bahnsteig zu Bahnsteig sollten so verhindert werden.

Aktuell kommt es aufgrund zahlreicher Baustellen entlang des Schienennetzes zu Staus, Wartezeiten und Verzögerungen, wodurch Züge länger für die Strecke brauchen und später die Bahnhöfe erreichen. Kommt ein Zug beispielsweise mit 5 Minuten Verspätung an, verkürzt sich die Umstiegs Zeit von 8 auf 3 Minuten, was bei einem Wechsel zu einem entfernteren Gleis praktisch kaum zu schaffen ist.

Kommentar zur Deutschen Bahn: Die Vernachlässigung der Schiene schadet allen

„Knappe Anschlüsse, die in der aktuellen betrieblichen Lage schwer erreicht werden können, zeigen wir jetzt schon bei der Planung und Buchung nicht mehr an. Das betrifft 800 Verbindungen“, sagt Peterson. Um wieviel Minuten sich die Umsteigezeiten verlängern, hänge von der jeweiligen Strecke und deren aktueller Baustellensituation ab. Bei Direktverbindungen seien die Verzögerungen durch Baustellen oft schon im Fahrplan mitberücksichtigt.

Sparpreis: Das passiert mit der Zugbindung beim Umsteigen

Sollten besonders schnelle Fahrgäste trotzdem noch einen früheren Anschlusszug bekommen, dann sei dies auch mit einem Sparpreisticket mit Zugbindung möglich, sagte Peterson. Die Zugbegleiter seien angehalten, flexibel zu reagieren und den Gästen zu ermöglichen, den früheren Zug zu nehmen – ohne Mehrkosten.

Grundsätzlich hätten Fahrgäste aber auch schon heute bei der Ticketbuchung über den DB Navigator die Möglichkeit, ihre persönliche Mindest-Umsteigezeit anzugeben – und nach einer entsprechenden Zugverbindung zu suchen.

Höhere Fahrpreise: Bahn gibt Entscheidung bekannt

Um den Fahrkomfort langfristig zu verbessern, will die Deutsche Bahn bis 2029 rund zehn Millionen Euro in neue Züge investieren. Die ICE-Flotte soll bis Ende des Jahres auf mehr als 360 Züge steigen und die Zahl der Sitzplätze sich um 13.000 erhöhen. Im Dezember komme erstmals der neue ICE3neo zum Einsatz.

Grundsätzlich ist die Bahn bei den Reisenden stark gefragt. „Noch nie sind so viele Menschen so viele Kilometer ICE und Intercity gefahren wie in den vergangenen drei Monaten von Mai bis Juli 2022“, sagte Peterson. Auch im grenzüberschreitenden internationalen Verkehr konnte die Bahn ihre Fahrgastzahlen im ersten Halbjahr auf 19 Millionen fast verdoppeln.

Für das Gesamtjahr erwartet Peterson wieder fast so viele Passagiere im Fernverkehr wie vor der Pandemie im Jahr 2019. Ob die Deutsche Bahn zum nächsten Fahrplanwechsel die Preise erhöhen wird, verriet Peterson noch nicht: „Darüber werden wir im September berichten.“

Dieser Artikel erschien zuerst bei morgenpost.de.