Berlin. Halsschmerzen nehmen viele Menschen auf die leichte Schulter. Nicht nur beim Corona-Infekt kann das fatal sein. Ein Experte klärt auf.

Halsschmerzen beim Essen, Schlucken und Schlafen hat jeder schon einmal erlebt. Durch die andauernde Corona-Pandemie scheinen Rachenbeschwerden noch zugenommen zu haben. Hals-Nasen-Ohren-Arzt Frank Waldfahrer vom Universitätsklinikum Erlangen weiß was hilft – und was einen Infekt noch verschlimmern kann.

Doch aus seiner Sicht muss eine Corona-Infektion nicht unbedingt die Ursache für Halsschmerzen sein. "Es gibt auch keine Covid-spezifischen Halsschmerzen", erklärt Waldfahrer. Dennoch werden Beschwerden meist durch einen viralen Infekt, etwa mit Rhinoviren, ausgelöst.

Rhinoviren sind die unter Menschen am meisten verbreiteten Viren und nach Berechnungen von Experten für mindestens die Hälfte aller Erkältungsfälle verantwortlich.

Halsschmerzen bei Corona-Infektion: Salbei- statt Kamillentee

Oberstes Gebot bei Halsschmerzen sei große Flüssigkeitszufuhr. "Man sollte viel trinken, aber darauf achten, dass es nichts Austrocknendes ist, wie etwa Kamillentee." Der Oberarzt rät zum Salbeitee, der Viren und Bakterien im Wachstum hemmt. Grundsätzlich sei aber auch Mineralwasser empfehlenswert, ob aus der Flasche oder aus dem Wassersprudler. Vorsicht ist bei Leitungswasser aus Altbauwohnungen geboten, da diese teils verkeimte Rohre enthalten.

Zunehmende Schmerzen sollten spätestens nach ein paar Tagen ärztlich behandelt werden. "Liegt ein viraler Infekt vor, ist Ibuprofen das Mittel der Wahl", erklärt Dr. Waldfahrer. Wirkung zeigt das schmerzlindernde, abschwellende Mittel oft bereits am ersten Tag der Behandlung. Der HNO-Arzt rät von Sprays und schmerzbetäubenden Lutschpastillen ab. "Bei solchen Lokalanästhetika liegt die Möglichkeit einer Kontaktsensibiliserung vor. Dies kann zur Entwicklung einer Allergie gegen derartige Mittel beitragen."

Halsschmerzen behandeln: Helfen Antibiotika?

Da Rachenentzündungen in der Regel durch Viren verursacht werden, helfen Antibiotika nicht. Eine nicht behandelte Infektion kann bis zu 14 Tage lang für Beschwerden sorgen. Allerdings sollte man bei längeren Beschwerden abklären lassen, ob es sich nicht um eine bakterielle Infektion handelt – dann hilft meist nur die Behandlung mit Antibiotika.

Wichtig sei auch, die Schmerzen nicht durch Betäubung auf die leichte Schulter zu nehmen. "Unbehandelt kann sich ein lokaler Infekt zu einem systemischen entwickeln. Dann drohen eine Lungenentzündung oder sogar eine Sepsis", warnt Waldfahrer. Häufiger komme es aber zu schmerzhaften Abszessen im Bereich der Mandeln.

Ältere Menschen und Patienten mit Vorerkrankungen seien dem Arzt zufolge großzügiger medikamentös zu behandeln, "um Komplikationen vorzubeugen." Bei erkrankten Kindern ist dagegen keine wesentlich andere Behandlung nötig.

Waldfahrer rät zu einer konsequenten Schmerz- und Fiebertherapie. "Außerdem soll das Kind trinken, auch gerne das, was es mag." Erkrankte Kinder übertragen Infekte meist schnell an die Eltern. Da eine Isolation oft kaum möglich ist, sollten Eltern dann auch ihren eigenen Gesundheitszustand genau im Blick behalten.

Studie belegt: Rotalgen dienen als Prophylaxe

Einen positiven Effekt auf den Heilungsprozess habe laut Waldfahrer Gurgeln. "Ob mit oder ohne Kochsalz ist eine Frage der persönlichen Vorliebe. Das Gurgeln trägt zur Befeuchtung des Rachens bei." Wer mit alkoholbasierten Mitteln gurgele, sei auch auf der sicheren Seite.

Als prophylaktisch gelten Nasensprays mit dem Wirkstoff Carragelose, wie eine Studie des Universitätsklinikums Erlangen beweist. Um bis zu 80 Prozent vermindert die darin enthaltene Rotalge das Risiko für eine Corona-Infektion – und beugt somit auch Halsschmerzen vor.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.