Madrid. Nach dem Vulkanausbruch auf La Palma standen Alonso und seine Frau vor dem Nichts: Nun hat ein deutsches Rentnerehepaar ihnen ein Haus geschenkt.

Ein halbes Jahr nach Ende des Vulkanausbruchs auf der Kanareninsel La Palma gleicht die Katastrophenzone immer noch einer Mondlandschaft. Der Wiederaufbau jenes Gebiets im Südwesten, das von der Lava verwüstet wurde, geht nur schleppend voran. Rund 3000 Gebäude, davon die Hälfte Wohnhäuser, waren zerstört worden. Nun hat ein deutsches Ehepaar ein Haus an Vulkanopfer verschenkt.

Das deutsche Rentnerpaar, das schon seit 32 Jahren auf La Palma seine Heimat hat schenkten eines ihrer beiden Inselhäuser einer spanischen Familie, die durch das Vulkandrama obdachlos geworden war. Der Schenkungsvertrag wurde beim Notar unterschrieben, und zwar am Geburtstag des spanischen Familienvaters, der mit Vornamen Alonso heißt.

Alonso, der auf den Bananenplantagen der Insel sein Geld verdient, zeigte sich überwältigt von seinem Glück und war den Tränen nah: „Das ist ein ganz besonderer Geburtstag“, sagte er.

La Palma: Haus war zuerst nur eine Notunterkunft

Alonso und Ehefrau Viviane hatten unmittelbar nach dem Vulkanausbruch am 19. September vergangenen Jahres ihr Haus im Ort El Paraíso verloren, in dem sie mit ihrem minderjährigen Sohn wohnten. „Wir waren gerade beim Essen, als wir eine gewaltige Explosion hörten“, so Alonso „Unser Sohn rief: Schnell weg, sonst sterben wir.“ Die drei sprangen ins Auto und flüchteten vor der heranrollenden Lavalawine. „Alles, was wir hatten und aufgebaut haben, wurde von der Lava verschluckt“, sagte Viviane.

Sie kamen zunächst notdürftig bei Alonsos Mutter unter, die in sicherer Entfernung zum Vulkan lebte, aber wenig Platz hatte. Deswegen begann Alonso, eine neue Unterkunft zu suchen. „Wir haben in Facebook, in einem Inselforum, geschrieben, dass wir ein Haus mieten wollen. Zwei Minuten später hat uns schon jemand geantwortet“, berichtet er. Absender der Antwort war die deutsche Rentnerin Siglinde. Sie schrieb: „Ihr könnt in mein Haus kommen und solange bleiben, wie ihr wollt.“ Die ersten Monate durften die Vulkanopfer kostenlos in dem Haus wohnen,später mussten sie nur Strom und Wasser bezahlen.

Deutsche Rentnerin: „Ich brauche keine zwei Häuser“

Dann, im Juni, offenbarte Siglinde ihren Gästen, dass sie ihnen das Haus schenken werde. Warum? „Ich brauche keine zwei Häuser“, sagte sie nach dem Notartermin. „Ich brauche zum Leben nur eines.“ Zur Unterschrift der Schenkung kamen Siglinde und ihr ebenfalls deutscher Ehemann übrigens in der traditionellen schwarz-roten Inseltracht. Damit wollten sie zeigen, sagten die beiden, dass sie sich auf La Palma nicht als Fremde, sondern als kanarische Inselbewohner fühlen.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de