Schon wieder wird die Deutsche Bahn zur Chefsache. Wird Verkehrsminister Wissing das Chaos beenden können? Unser Autor hat Zweifel.

Wenn man dem früheren Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer einen Erfolg seiner Amtszeit zurechnen möchte, dann ist es die eingeleitete Zeitenwende bei der Deutschen Bahn. Der umstrittene CSU-Politiker hat mit dem Deutschlandtakt ein in Fachkreisen hochgelobtes Konzept entwickelt, das die Schiene in wenigen Jahren zum Verkehrsträger Nummer 1 in Deutschland machen sollte: alle halbe Stunde ein Zug zwischen den größeren Städten.

Nachdem die Bahn jahrelang vernachlässigt und auf Verschleiß gefahren wurde, machte Scheuer sie zur Chefsache.

Der Frust über defekte Züge und immer mehr Verspätungen sitzt tief

Doch statt besser wird es mit der Eisenbahn immer schlechter. Die Probleme nehmen noch weiter zu. Von der Zeitenwende ist in den Zügen nicht viel zu spüren – eher Frust über ausgefallene Klimaanlagen, geschlossene Bordrestaurants, fehlende Waggons und die zunehmenden Verspätungen.

Alexander Klay, Wirtschaftskorrespondent
Alexander Klay, Wirtschaftskorrespondent © Reto Klar | Reto Klar

Scheuers Amtsnachfolger Volker Wissing will den Staatskonzern unter verstärkte Aufsicht stellen und das Streckennetz sowie die Bahnhöfe in eine gemeinnütze Gesellschaft überführen. Diese soll Gewinne in die Infrastruktur reinvestieren statt wie bisher an den Konzern abgeben.

Endlich passiert etwas Sinnvolles, möchte man sagen, denn Infrastruktur ist Daseinsvorsorge und kein Renditeobjekt.

Ob die Bahn als Chefsache diesmal zum Erfolg führt, muss der FDP-Politiker nun beweisen – und sich am Erfolg oder Misserfolg messen lassen. Der Minister soll sich in den vergangenen Wochen in die Tiefen der Bahn-Infrastruktur eingearbeitet haben – das ist eine gute Voraussetzung, sich bei Problemen nicht mit einem „geht nicht“ abspeisen zu lassen. Millionen Bahnkunden und Bahnkundinnen hoffen darauf, dass er endlich was bewegt. Weiterlesen: Neues Zug-Design präsentiert: So bequem ist es im ICE3neo

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.