Berlin. Hepatitis-Fälle bei Kindern in vielen Ländern geben Rätsel auf. Die Ursache ist unklar. Das RKI meldet den ersten Fall in Deutschland.

Seit Anfang April häufen sich vor allem in Großbritannien Fälle, bei denen laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) Kinder an einer „akuten Hepatitis unbekannten Ursprungs“ leiden. Bisher werden aus elf Ländern gehäuft auftretende Leberentzündungen (Hepatitis) ohne klare Ursache bei Kindern gemeldet – nun hat auch Deutschland einen ersten Fall.

Er entspreche der Falldefinition der WHO und der Erkrankungsbeginn liege bereits im Januar, schreibt das Robert Koch-Institut (RKI) in einer Publikation vom Dienstagabend. Nähere Angaben dazu wurden nicht gemacht. Laut übereinstimmenden Medienberichten ist der Fall aus Baden-Württemberg gemeldet worden.

Hepatitis bei Kindern in Deutschland: Keine Hinweise auf weitere Fälle

Das RKI schreibt, von Fachgesellschaften und Kinderkliniken lägen keine weiteren Hinweise auf Fälle oder Häufungen in Deutschland vor. Ärzte werden um erhöhte Aufmerksamkeit und das Melden von Verdachtsfällen gebeten.

Eine ungewöhnliche Häufung schwerer Hepatitis-Fälle bei Kindern war zunächst aus dem Vereinigten Königreich bekannt geworden. Die typischen Auslöser, die Hepatisisviren A bis E, wurden aber nicht gefunden. Laut RKI-Bericht sind aus Großbritannien nun über 110 Fälle bekannt. Aus Ländern der EU und aus den USA seien vereinzelt Erkrankungen gemeldet worden.

WHO: Einige Kinder erhielten Lebertransplantation

Von den mindestens 169 in Europa und den USA aufgetretenen Fällen erhielten 17 Kinder laut WHO eine Lebertransplantation, während bisher ein Todesfall bestätigt wurde. Zu den europäischen Ländern, aus denen Fälle bekannt sind, gehören Spanien, Dänemark, Irland und Niederlande.

Bei den meisten Kindern wurden Adenoviren nachgewiesen. Diese häufig vorkommenden Viren seien für die UK-Experten die wahrscheinlichste Ursache, heißt es im RKI-Bericht. Der Erreger führe in der Regel zu leichter Erkrankung, etwa mit erkältungsähnlichen Symptomen, Erbrechen und Durchfall. Leberentzündungen seien jedoch „eine bekannte seltene Komplikation, die meist Immungeschwächte betreffe.“

Bei den Fällen in Großbritannien könnte laut Bericht eine neue Variante zirkulieren, die das Krankheitsbild verursacht. Durch Pandemie-Effekte könnten gerade jüngere Kinder besonders empfänglich sein, hieß es.

Hepatitis: WHO untersucht Ursache der Fälle bei Kindern

Die Zahl der bisher bekannten Fälle in der EU halten die RKI-Experten für schwer einzuordnen. Zwar berichteten einzelne Länder über mehr betroffene Kinder als eigentlich zu erwarten, eine große Rolle könne aber auch die erhöhte Aufmerksamkeit spielen. Die Falldefinition sei auch noch wenig spezifisch. Womöglich könnte sich im Nachhinein zeigen, dass einige Fälle doch nicht Teil des Ausbruchs sind.

Insgesamt sei noch ein paar Wochen Geduld notwendig, bis Ergebnisse verschiedener Untersuchungen vorliegen, teilte das Vorstandsmitglied der Deutschen Leberstiftung, Christoph Sarrazin auf Anfrage mit. Wenn man mehr Klarheit habe, könne dies eventuell auch zu Empfehlungen führen.

Die Corona-Impfung als Grund für die neuartigen Hepatitis-Fälle schließt die WHO hingegen aus, da die Mehrheit der erkrankten Kinder ungeimpft sei. Geprüft wird laut WHO hingegen auch die These, ob eine Doppelinfektion mit Corona und Adenoviren, die in 19 der gemeldeten Fälle nachgewiesen werden konnte, ursächlich ist. (dpa/bef)

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.