Berlin. Funktionieren die Corona-Schnelltests bei Omikron nicht mehr zuverlässig? Das sind sichere Alternativen zu den klassischen Selbsttests.

Funktionieren Corona-Tests noch gut? Diese Frage bewegt gerade in Zeiten der sich rasant ausbreitenden Omikron-Variante viele Menschen. Grundsätzlich gilt: Die Schnelltests aus Supermärkten, Apotheken und Testzentren zeigen meist richtig an, ob jemand mit dem Virus infiziert ist. Nur ein kleiner Teil der Tests funktioniert nicht so zuverlässig. Welche das sind, kann man auf der Seite des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) nachschauen. Das Institut hat mehr als 250 Schnelltests geprüft und bewertet.

Auf Grundlage der aktuellen Datenlage gehe das PEI davon aus, "dass die allermeisten der in Deutschland angebotenen und positiv bewerteten Antigentest eine Omikron-Infektion nachweisen können", heißt es in einer Mitteilung des Instituts. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will zusätzlich eine Liste mit geeigneten Corona-Tests erstellen lassen.

Corona: Schnelltests in Nase und Rachen durchführen

In den sozialen Netzwerken häufen sich jedoch Berichte, nach denen vor allem Abstriche aus dem Nasenraum auch bei mehreren Tests hintereinander nicht dazu führten, dass eine Infektion entdeckt wurde. Stattdessen sollen Proben aus dem Mund-Rachenraum zuverlässigere Testergebnisse liefern.

Auch der Harvard-Epidemiologe Eric Feigl-Ding empfiehlt bei Twitter, dass das Probenmaterial für einen Selbsttest aus dem Rachenraum entnommen werden sollte. Speichelproben aus dem Rachenraum eigneten sich besser, eine Omikron-Infektion zu entdecken. Dabei beruft sich der Wissenschaftler auf eine Studie von der University of Cape Town.

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Die Aussagekraft dieser Arbeit scheint allerdings begrenzt. Der Virologe Lawrence Young von der Universität Warwick sagte dem britischen "Guardian" dazu, es handle sich lediglich um eine kleine Studie unter Patienten, die akute Symptome zeigten. Zwar bestätige die Studie bisherige Arbeiten, nach denen Speicheltests nützlich sein könnten, weil die Probenentnahme einfacher sei. "Ich halte die Studie aber nicht für aussagekräftig genug, um aus ihr Schlüsse für das Verhalten der Omikron-Variante zu ziehen", so der Forscher.

Dennoch kann es nicht schaden, Schnelltests nicht nur in der Nase, sondern auch im Rachenraum durchzuführen. Viele Proben können zunächst im Rachen und anschließend in der Nase genommen werden, um möglichst sichere Ergebnisse zu liefern. In Deutschland stehen jedem Bürger und jeder Bürgerin mindestens ein kostenloser Schnelltest pro Woche zu.

PCR-Test gibt Sicherheit in Corona-Zeiten

PCR-Tests haben gegenüber Schnell- und Selbsttests eine geringere Fehlerrate. Sie werden auch Labortest genannt, weil sie ebendort untersucht werden. Dabei kann in einer Probe aus den Schleimhäuten der Atemwege zuverlässig nachgewiesen werden, ob Erreger vorhanden sind. Genutzt wird dabei die Polymerase-Kettenreaktion (polymerase chain reaction, PCR).

Der PCR-Test gilt als "Goldstandard der Diagnostik" und wird in Deutschland vor allem eingesetzt, um positive Schnell- oder Selbsttests zu verifizieren. Fällt ein Antigen-Schnelltest positiv aus, sollte die getestete Person also einen PCR-Test zur Bestätigung des Schnelltestergebnisses machen. Das gilt auch nach einem positiven Selbsttest. Lesen Sie dazu: PCR-Test, Schnelltest, Selbsttest – So unterscheiden sie sich

Wer einen positiven Schnell- oder Selbsttest nachweisen kann, erhält den PCR-Test kostenlos, schreibt das Bundesgesundheitsministerium. Auch Menschen, die vom Gesundheitsamt offiziell als Kontaktperson eines Infizierten gemeldet sind, haben demnach grundsätzlich Anspruch auf eine kostenlose PCR-Testung.

Ein strikter Anspruch auf eine PCR-Testung besteht jedoch nicht, da auch eine Diagnostik durch Antigen-Tests möglich sei. Ärzte können nach Symptomen, relevanten Kontakten und Risikoindikationen fragen und dann entscheiden, ob ein PCR-Test oder Antigen-Test durchgeführt werden soll.

Wer hat Anspruch auf einen kostenlosen PCR-Test?

  • Wenn die Corona-Warn-App ein erhöhtes Risiko anzeigt
  • Wenn der selbst durchgeführte Schnelltest positiv ist
  • Personen, die vom Gesundheitsamt oder von den behandelnden Ärzten offiziell als Kontaktperson festgestellt wurden
  • Transferleistungsempfänger, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können und an einer 2G-Veranstaltung teilnehmen möchten

Wer keinen Anspruch auf einen kostenlosen PCR-Test hat und dennoch auf Nummer sicher gehen will, muss zahlen. Der Preis eines PCR-Tests hängt vom jeweiligen Testzentrum ab und variiert stark. Reguläre PCR-Tests kosten meist etwa 40 Euro, während Express-Tests auch mehr als 100 Euro kosten können.

Das Ergebnis eines regulären PCR-Tests sollte nach zwölf bis 48 Stunden vorliegen. Da viele Labore in Deutschland derzeit an der Belastungsgrenze arbeiten, lassen die Testergebnisse immer wieder länger auf sich warten.

PCR-Test zum Gurgeln: Österreich macht's vor

Deutschlands Nachbarland Österreich setzt deutlich stärker auf PCR-Tests als die Bundesrepublik. Österreichweit werden die PCR-Testmöglichkeiten immer weiter ausgebaut. Die Österreicher führen dabei vor allem sogenannte Gurgel-Tests durch. Dabei muss man nicht mit einem Stäbchen in Nase und Rachen bohren, das Gurgeln einer Salzlösung reicht.

Die mit Speichel vermischte Lösung wird dann in ein Röhrchen gespuckt. Dieses kann dann in zahlreichen Supermärkten, Drogeriefilialen und Tankstellen Österreichs abgegeben werden. Das Ergebnis wird in der Regel binnen 24 Stunden per Mail zugeschickt und ist ab dem Zeitpunkt der Testung drei Tage lang gültig. Lesen Sie auch: Corona-Lage auf Sylt eskaliert – Inzidenz über 1500

Der stellvertretende Unionsfraktionsvorsitzende im Deutschen Bundestag, Sepp Müller, spricht sich dafür aus, auch in Deutschland kostenfreie Gurgel-Tests einzusetzen. Sie seien sehr einfach zu handhaben und sollten deshalb vor allem in Einrichtungen mit besonders verletzlichen Bevölkerungsgruppen eingesetzt werden, sagt Müller dem "Redaktions Netzwerk Deutschland". Dazu gehörten die Pflege, Altenheime, Schulen und Kindertagesstätten.

Insgesamt fordert der Politiker eine erhebliche Ausweitung kostenloser PCR-Tests in Deutschland. "Wir müssen das PCR-Testen insgesamt deutlich intensivieren, um eine bessere Datenlage zu bekommen", so Müller .

Corona: Quarantäne bis Test-Ergebnisse vorliegen

Grundsätzlich sollen sich Menschen, die in Kontakt zu Infizierten standen oder selbst Symptome verspüren, in Quarantäne begeben. Da insbesondere die Schnelltests keine hundertprozentige Sicherheit bieten, ist es empfehlenswert, mehrere Tests zu machen.

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"Wer Symptome hat, muss gerade derzeit mit einer Infektion rechnen", schreibt Virologin Sandra Ciesek. Sie empfiehlt daher, nach einem negativen Test einen weiteren Test nach zwölf bis 24 Stunden vorzunehmen. "Solange bitte Kontakte reduzieren und zuhause bleiben" – oder gleich einen PCR-Test machen lassen.

Andersrum übrigens gibt es kaum Fehler. Es kommt also fast nie vor, dass ein Test positiv wird, ohne dass der getestete Mensch das Coronavirus tatsächlich hat. "Falsch-positive sind so gut wie ausgeschlossen", sagt Klaus Cichutek, der Präsident Paul-Ehrlich-Instituts. Zeigt ein Test das Virus an, sollte also umgehend ein PCR-Test erfolgen.

(amw/dpa)