London. Andrew war ein guter Freund der Menschenhändlerin Maxwell. Dem Royal droht nun der Verlust aller Titel – mit Unterstützung der Queen.

Es war bisher ein angenehmes Leben: Als Zweitgeborenem der Queen (95) standen Prinz Andrew (61) alle Privilegien des Königshauses zu, doch lästige Aufgaben wie die Eröffnung von Krankenhäusern musste sein Bruder Charles (73) als Thronfolger übernehmen. Wenn er bei seinen Eltern zum Tee vorbeischaute, bekam er quasi jedes Mal einen neuen Orden ans Revers geheftet.

Doch nun, nachdem seine einstige gute Freundin Ghislaine Maxwell (60) des Menschenhandels mit Minderjährigen zu Missbrauchszwecken schuldig gesprochen wurde, könnte er alles verlieren: Ämter, Titel und die letzten Unterstützer.

Prinz Andrew: Offiziere fordern seinen Rücktritt

Erstmals fordert ein bekannter Militär namentlich, Andrew solle als Oberst der Grenadier Guards zurücktreten. Der Prinz hatte das Amt 2017 von seinem greisen Vater Philip übernommen. Doch schade er dem Ansehen des Regiments, das die Leibgarde der Queen stellt, sagte Afghanistan-Veteran Julian Perreira in der "London Times": "Wenn ihm gestattet wird, sein Amt als Colonel der Grenadier Guards und andere militärische Titel zu behalten, würde Prinz Andrew das Regiment mit seiner stolzen Geschichte beflecken (...). Er muss sofort zurücktreten."

Wie Insider berichten, hätten sich die Offiziere sehr unwohl gefühlt, als sie bei den Weihnachtsfeiern gemäß dem Protokoll einen Toast auf die Gesundheit des Prinzen aussprechen mussten.

US-Amerikanerin verklagt ihn auf Schadensersatz

Laut britischen Medien bereiten Palastmitarbeiter in Abstimmung mit der Queen bereits einen Erlass vor, der dem Prinzen verbietet, seine Adelstitel zu nutzen. Sein höchster Titel Herzog von York könnte ihm entzogen werden. Auch seine letzten verbliebenen Ehrenämter wie das des Patrons des Militärmuseums in Staffordshire soll er aufgeben. Von einem "internen Exil" ist die Rede.

Maxwell, Verlegertochter und vor einiger Zeit noch eine Größe der New Yorker Upperclass, rekrutierte nach Überzeugung des Gerichts mit ihrem Komplizen, Geschäftsmann Jeffrey Epstein, minderjährige Mädchen, um sie zu missbrauchen oder anderen Männern aus feinsten Kreisen zuzuführen. Eines dieser Mädchen will Virginia Giuffre gewesen sein. Die heute 38-Jährige behauptet, im Alter von 17 Jahren dreimal von Prinz Andrew missbraucht worden zu sein. Sie strebt in den USA eine Schadenersatzklage an.

Der Prinz bestreitet die Vorwürfe. Seine Anwälte wollen die Richter überzeugen, die Klage als unberechtigt abzulehnen. Das New Yorker Gericht sei nicht zuständig, weil Giuf­fre in Australien wohne. Außerdem habe sie 2009 eine erhebliche Summe von Epstein eingestrichen und sich damit bereit erklärt, auf juristische Schritte zu verzichten.

Anwältin droht dem Kriegshelden Prinz Andrew

Epstein brachte sich in Haft um, Maxwell wartet im Gefängnis auf ihr Strafmaß, und Andrew setzt sein Prinzenleben zwischen Ausritten und Golfturnier fort? Anwältin Lisa Bloom, die mehrere Epstein-Opfer vertritt, ist entschlossen, die Nummer neun in der Thronfolge nicht davonkommen zu lassen. "Prinz Andrew sollte in seinen königlichen Stiefeln zittern", warnt sie. "Jeder, der mit Jeffrey Epstein in Verbindung stand, beim sexuellen Missbrauch mitmachte oder ihm geholfen hat, indem er ihm Mädchen schickte (...), sollte sehr besorgt sein wegen dieses Urteils."

Giuffres Anwälte wollen Andrew mit intimen Fragen in die Zange nehmen. So soll er Beweise für seine Behauptung vorlegen, er sei unfähig zu schwitzen. Hintergrund ist Giuf­fres Aussage, sie habe Andrew 2001 als Teenager in einem Londoner Promi-Club kennengelernt. Dabei habe er stark geschwitzt. Später hätten Epstein und Maxwell sie zum Sex mit dem Prinzen gezwungen. Andrew sagte 2019 der BBC: Weil er unter Beschuss im Falkland-Krieg 1982 eine Überdosis Adrenalin ausgeschüttet habe, wären seine Schweißdrüsen außer Gefecht.

Die Anspielung auf den Falkland-Krieg im Jahr 1982 war wohl bewusst von ihm gewählt: Der ausgebildete Sea-King-Hubschrauberpilot nahm damals an Kampfhandlungen auf der von Argentinien besetzten britischen Inselgruppe teil und riskierte dabei sein Leben. Seitdem haben die Briten ihm jeden Skandal verziehen.