Berlin. Die Hospitalisierungsrate wird der neue Maßstab für die Verschärfung von Corona-Maßnahmen. Was der Schwellenwert bedeutet.

Zunächst war es vor allem die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen – die Sieben-Tage-Inzidenz –, die als wesentlicher Parameter zur Einschätzung der Corona-Lage galt. Dann kam die Hospitalisierungsrate hinzu. Im Kampf gegen die Corona-Pandemie haben sich Bund und Länder nun auf sogenannte Schwellenwerte dieser Rate geeinigt. Doch was verbirgt sich dahinter genau? Welche Folgen ergeben sich daraus? Der Überblick.

Was bedeutet die Hospitalisierungsrate?

Die Hospitalisierungsrate, auch bekannt als Hospitalisierungsinzidenz, gibt an, wie viele der mit Covid-19 Erkrankten pro 100.000 Einwohnern ins Krankenhaus eingewiesen wurden. Als Grundlage dienen die Krankenhauseinweisungen der vergangenen sieben Tage. Es geht dabei nicht um die Zahl der Patienten, die laut Divi-Intensivregister auf der Intensivstation behandelt werden.

Wie wird die Hospitalisierungsrate berechnet?

Die Hospitalisierungsrate fußt auf derselben Formel, mit der auch die Sieben-Tage-Inzidenz berechnet wird. Man braucht die Anzahl der neu gemeldeten, durch PCR-Test bestätigte Covid-19-Patienten, die in den vergangenen sieben Tagen neu wegen ihrer Erkrankung ins Krankenhaus eingewiesen wurden. Außerdem braucht man die Einwohnerzahl des Ortes oder Bundeslandes. Die Formel lautet dann: Anzahl der Krankenhauseinweisungen : Einwohnerzahl * 100.000 = Hospitalisierungsinzidenz

Im Oktober hatte das Robert Koch-Institut (RKI) seine Berechnungsgrundlage verbessert. Bei den aktuellen Werten fehlten immer noch zahlreiche Fälle, die zwar als Corona-positiv gemeldet, aber erst Tage später ins Krankenhaus eingewiesen wurden. Auf diese Weise war das Bild, das sich aus der Hospitalisierungsrate ergab, nicht vollständig war. Schätzungen sollen das jetzt ausgleichen.

Wann gibt das Robert Koch-Institut den aktuellen Wert bekannt?

Das RKI gibt die Hospitalisierungsrate in der Regel von montags bis freitags am frühen Nachmittag bekannt. Am Wochenende wird der Wert nicht veröffentlicht. Der bisherige bundesweite Höchststand der Hospitalisierungsrate lag in der dritten Welle der Pandemie bei 15,5 im vergangenen Winter. Lesen Sie hier: Corona in Hildburghausen: Die Stadt der Ungeimpften

Wie sieht es mit regionalen Unterschieden aus?

Je nach Region stehen unterschiedlich viele Krankenhausbetten zur Verfügung. In strukturschwächeren und ländlicheren Gegenden ist die Versorgung mit Betten nicht so gut wie in Großstädten. Deshalb hat die Politik bislang davon abgesehen, die Hospitalisierungsrate als Kennziffer zu nutzen, aufgrund derer auch die Corona-Regeln verändert werden sollen. Das ändert sich jetzt. Mehr zum Thema: RKI-Chef Wieler hat genug: "Kann es nicht mehr ertragen"

Welche Bedeutung hat die Hospitalisierungsrate jetzt in der Corona-Pandemie?

Im Herbst 2021 hat sich die Corona-Lage in Deutschland massiv zugespitzt. In mehreren Landkreisen überschritt die Sieben-Tage-Inzidenz die 1000er-Marke. Dies hat direkte Auswirkungen auf die Kliniken, weil zahlreiche von den Corona-Neuinfizierten später mit einem schweren Verlauf ins Krankenhaus eingewiesen werden. Sind es zu viele, kommen die Krankenhäuser an die Belastungsgrenze. Nach einem Corona-Gipfel von Bund und Ländern am 18. November kommt der Hospitalisierungsrate nun eine neue Bedeutung zu.

Welche Änderungen gibt es?

Nach den Bund-Länder-Beschlüssen gilt ab einer Hospitalisierungsrate von 3 fortan flächendeckend im Bundesgebiet die 2G-Regel. Überschreitet der Wert die Marke von 6, tritt die 2G-plus-Regel in Kraft. Bei einem Schwellenwert größer als 9 dürfen weitere Maßnahmen wie Kontaktbeschränkungen verhängt werden. Hier müssen allerdings zunächst die Landesparlamente zustimmen. So will es das neue Infektionsschutzgesetz, das die Ampel-Parteien Mitte November durch den Bundestag gebracht haben.

(mja)