Berlin. Nachdem er pandemiebedingt um ein Jahr verschoben wurde, beginnt am Sonntag der Welt-Klimagipfel. Alle wichtigen Infos im Überblick.

Ab Sonntag blickt die Welt auf Glasgow, wo vom 31. Oktober bis zum 12. November die Klimakonferenz der Vereinten Nationen, die COP26, stattfindet. Staats- und Regierungschefs von mehr als 100 Ländern sowie Tausende Delegierte treffen hier zusammen, um über die globale Klimapolitik zu verhandeln.

Dabei wird auch das Pariser Klimaabkommen von 2015 auf den Prüfstand gestellt. Die Erwartungen sind hoch, denn der Ausgang der COP26 gilt als richtungsweisend für das kommende Jahrzehnt. Doch was ist die Weltklimakonferenz überhaupt? Seit wann wird sie ausgetragen? Und wie schlagen sich die einzelnen Länder beim Thema Klimaschutz? Die Antworten zu den wichtigsten Fragen.

Wofür steht „COP“?

Die jährlich stattfindende Weltklimakonferenz wird auch „COP“ genannt. Die Abkürzung steht für „Conference of the Parties”. Mit „Parties” sind dabei die teilnehmenden Vertragsstaaten bzw. -partner der 1992 verabschiedeten UN-Klimarahmenkonvention (United Nations Framework Convention on Climate Change, kurz UNFCCC) gemeint.

In Glasgow treten die Bündnispartner in diesem Jahr zum 26. Mal zusammen, daher trägt die Veranstaltung auch den Namen COP26. Zuvor fand das internationale Klimagipfeltreffen in der spanischen Hauptstadt Madrid statt. Im nächsten Jahr soll die Konferenz wohl in der ägyptischen Stadt Sharm el-Sheikh ausgerichtet werden.

Was ist die Weltklimakonferenz?

Die Weltklimakonferenz ist der jährliche Gipfel der weltweiten Bestrebungen zur Reduzierung des Treibhauseffekts. Ziel der Zusammenkunft ist, konkrete Maßnahmen zum Klimaschutz zwischen den Vertragsstaaten verbindlich auszuhandeln. Das gelang bisher nicht immer. So wurde 1997 bei der COP03 im japanischen Kyoto zwar der erste Meilenstein in der internationalen Klimapolitik gelegt, da erstmals rechtsverbindliche Verpflichtungen für die Industrieländer festgelegt wurden.

Die COP15 in Kopenhagen ging 2009 hingegen als große Enttäuschung in die Geschichte ein, da trotz aller Vorhaben, eine Nachfolgeregelung für das auslaufende Kyoto-Protokoll zu finden, keine Einigung unter den Staatschefs erzielt werden konnte. Der große Wendepunkt kam 2015: Bei der COP21 in Paris wurde die Begrenzung der Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad – möglichst 1,5 Grad – für alle Vertragspartner verbindlich festgelegt.

In Glasgow, Tagungsort des Klimagipfels, zünden Darsteller von Ocean Rebellion, als britischer Premier Boris Johnson und als Oilhead verkleidet, das Segel eines Bootes mit der Aufschrift „Your Children's Future“ an.
In Glasgow, Tagungsort des Klimagipfels, zünden Darsteller von Ocean Rebellion, als britischer Premier Boris Johnson und als Oilhead verkleidet, das Segel eines Bootes mit der Aufschrift „Your Children's Future“ an. © dpa | Andrew Milligan

Auch in diesem Jahr ist der Klimagipfel besonders gewichtig: Denn das Pariser Abkommen von 2015 sieht vor, dass die Vertragspartner ihre nationalen Klimaschutzbeiträge, also konkrete Pläne zur Emissionsreduzierung, alle fünf Jahre evaluieren und erneuern müssen. Nach einem Jahr Verschiebung durch die Corona-Pandemie steht der Schritt in diesem Jahr an.

Klar ist bereits, dass die bisher formulierten Pläne der Länder in ihrer Gesamtheit nicht einmal ansatzweise ausreichen, um die selbstgesteckten Ziele zu erreichen. Es muss kräftig nachgebessert werden. Daher sind die Erwartungen an die COP26 entsprechend hoch. Auch interessant: Wie der extreme Handwerkermangel die Klimaziele gefährdet

Wann findet die COP26 statt?

Die Weltklimakonferenz findet von kommendem Sonntag, den 31. Oktober, bis Freitag, den 12. November statt. 13 Tage lang treten Politiker, Klimaexperten, Aktivisten und NGOs zusammen und ringen um konkrete Maßnahmen zum Klimaschutz. Eigentlich sollte die 26. Weltklimakonferenz in Glasgow turnusgemäß bereits im November 2020 stattfinden. Aufgrund von Einschränkungen durch die Corona-Pandemie wurde die Veranstaltung jedoch um ein Jahr verschoben. Die COP findet traditionell immer im November oder Dezember statt.

Wer nimmt an der Klimakonferenz teil?

Die COP26 ist ein logistisches Mega-Event: Mehr als 100 Staats- und Regierungschefs sowie über 20.000 Delegierte aus fast allen Ländern der Erde werden kommende Woche in Glasgow erwartet. 197 Vertragsparteien haben die UN-Klimaschutzkonvention mittlerweile ratifiziert und sind somit auf der COP vertreten. Bei den Vertragspartnern handelt es sich fast ausschließlich um UN-Mitgliedsstaaten, zusätzlich ist die EU als Staatenbund vertreten. So wird neben Staatschefs wie US-Präsident Joe Biden und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron auch die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Verhandlungstisch sitzen.

Andere Regierungschefs haben ihre Teilnahme bereits abgesagt: So werden beispielsweise Kreml-Chef Wladimir Putin und Chinas Staatspräsident Xi Jinping nicht nach Schottland reisen. Im Vorfeld der Veranstaltung gab es außerdem Zweifel daran, ob Entwicklungsländer bei der Konferenz ausreichend vertreten sein würden. Viele Delegierte aus ärmeren Ländern haben noch immer keinen Zugang zu Impfungen gegen das Coronavirus und könnten so von dem Event ausgeschlossen werden.

Neben Politikern und Klimaexperten nehmen auch Aktivisten und Vertreter verschiedenster Nichtregierungsorganisationen (NGOs) am Klimagipfel teil. Als Beobachter dürfen diese zwar mitdiskutieren, haben jedoch keine Entscheidungsgewalt.

Wer vertritt Deutschland bei der COP26?

Die deutsche Delegation wird von der geschäftsführenden Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) angeführt. Aufgrund der laufenden Koalitionsverhandlungen zwischen SPD, Grünen und FDP wird diese allerdings erst nach dem 10. November nach Glasgow reisen.

Bis dahin wird sie laut Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth virtuell an den Besprechungen teilnehmen. Dieser versicherte, die geschäftsführende Regierung sei „in jeder Hinsicht verhandlungsfähig“. Flasbarth selbst wird schon ab Sonntag vor Ort sein. Auch die scheidende Bundeskanzlerin Angela Merkel soll Anfang nächster Woche zu den Beratungen der Staats- und Regierungschefs in Glasgow eintreffen.

Wann war die erste Klimakonferenz?

Berlin war Schauplatz der ersten UN-Klimakonferenz überhaupt. Vom 28. März bis zum 07. April 1995 fanden Vertreter aus 160 Ländern zur ersten „Conference of the Parties“ in der deutschen Hauptstadt zusammen. Als Ausrichtungsort diente das Internationale Congress Centrum (ICC). Ein auffälliges Bauwerk aus den späten Siebzigern mit silbergrauer Aluminium-Fassade gleich neben der Stadtautobahn im Westen der Stadt.

Die Verhandlungen auf der COP01 waren noch überschaubar: Ein paar Hundert Diplomaten, ein paar Hundert Beobachter. Angela Merkel, damals noch Umweltministerin unter Helmut Kohl (CDU), übernahm die Rolle als Konferenzpräsidentin. Im Jahr trat die Klimarahmenkonvention in Kraft. In dem Rahmen hatten sich 154 Staaten auf freiwilliger Basis verständigt, die Treibhausgasemissionen der Industrienationen bis zum Jahr 2000 auf das Niveau von 1990 zurückzufahren.

In Berlin wurde den freiwilligen Vereinbarungen der Konvention ein unzureichendes Fazit gestellt. Vielmehr brauchte es ein verpflichtendes Protokoll mit neuen, nationalen Emissionsreduktionsziele und einem klaren Zeitplan. Die Vertragsstaaten legten fest, bis zur dritten Klimakonferenz ein solches Protokoll erarbeiten zu wollen. Ferner beschloss man, das UN-Klimasekretariat UNFCCC in Deutschland zu errichten. Die Wahl fiel auf die alte Bundeshauptstadt: Bonn.

Ist die UN-Klimakonferenz weltweit?

Ja. Der Klimagipfel findet jährlich an wechselnden Orten statt. Neben Deutschland, Italien und Frankreich zählten auch schon Kenia, Indonesien, Katar oder Peru zu den Gastgebern.

Was tun andere Länder für den Klimaschutz?

Hier gibt es erhebliche Diskrepanzen. Manche Länder verfolgen ambitionierte Klimaschutzziele, andere sind weniger engagiert. Laut jüngstem Klimaschutz-Index (KSI) der Organisation „Germanwatch“ ist Schweden Spitzenreiter bei der Vermeidung von CO2-Ausstößen und beim Vorantreiben der Energiewende. Es liegt auf dem vierten Rang von 61 analysierten Staaten und erhält eine „gute“ Bewertung. Dahinter folgt der Gastgeber der nächsten Klimakonferenz, Großbritannien.

Auffällig: Generell gehören die Skandinavischen Länder laut Bericht beim Klimaschutz zu den bestplatzierten. Auch Dänemark (Platz 6), Norwegen (8) und Finnland (11) werden ganz oben im Ranking eingestuft. Etwas überraschend finden sich im oberen Viertel auch weniger entwickelte Länder wie Marokko (7), Chile (9) und Indien (10) wieder. Lesen Sie hier: Das ist Boris Johnsons Plan fürs Klima

Und wo liegt Deutschland? Weit abgeschlagen auf dem 19. Platz – trotz Kohleausstieg und Klimapaket. Immerhin konstatieren die Autoren der Studie eine Verbesserung: Im Index von 2019 reichte es für Deutschland nur für Rang 23.

Klima: Schlechteste Note für USA

Die schlechteste Gesamtnote erhalten die USA und liegen damit auf dem letzten Platz. Das liegt nicht nur am zwischenzeitlichen Rückzug der Vereinigten Staaten aus dem internationalen Klimaabkommen durch Ex-Präsident Donald Trump, sondern auch an einem schleppenden Ausbau der erneuerbaren Energien und dem Festhalten an Kohle und Öl. Jedoch will Trumps Nachfolger Joe Biden sein billionenschweres Modernisierungsprogramm auch dafür nutzen, um Klimaneutralität zu erreichen. Unter seiner Präsidentschaft sind die USA dem Abkommen mittlerweile wieder beigetreten.

Unter die größten Klimasünder fallen unter anderem noch Korea (53), Australien (54), Kanada (59) und Saudi-Arabien (69). Doch auch an diesen Orten hat ein Umdenken eingesetzt. Zur Überraschung vieler Beobachter hat der australische konservative Premierminister Scott Morrison kürzlich angekündigt, dass sein Land bis 2050 die Treibhausgasemissionen auf Null senken wolle. Und auch Saudi-Arabien, einer der größten Erdölproduzenten weltweit, hat mit dem Umbau der Energieversorgung begonnen.

Die Autoren von Germanwatch betonen in ihrem Klimaschutz-Index allerdings auch, dass kein Land ausreichend effektiven Klimaschutz leiste, um eine „sehr gute“ Bewertung zu erhalten. Daher würden die ersten drei Plätze leer bleiben.

Was machen Ellie Goulding und andere Promis bei COP26?

Schon länger macht sich die britische Sängerin Ellie Goulding für mehr Umweltschutz stark. Als Fürsprecherin der UN-Klimakonferenz wird Goulding die COP26 besuchen. Das Event müsse der Moment sein, indem die „führenden Politiker der Welt auf die Wissenschaftler hören und die Klimakrise bekämpfen“, erklärt die Pop-Musikerin in einem Video auf Twitter. Sie ruft zur Teilnahme an der Konferenz auf.

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Auch Hollywoodstar Leonardo DiCaprio, Microsoft-Gründer Bill Gates und der ehemalige Amazon-Chef Jeff Bezos haben sich offenbar für die COP26 angekündigt. Das berichtet die US-Website „Politico“. Die drei sind für ihr Engagement im Kampf gegen den Klimawandel bekannt. So hatte Gates Anfang des Jahres verkündet, zwei Milliarden US-Dollar in den kommenden fünf Jahren in Start-ups und andere Projekte investieren zu wollen, die sich mit der Entwicklung sauberer Umwelttechnologien befassen.

DiCaprio rief 1998 die „Leonardo DiCaprio Foundation“ ins Leben und hat mit der Stiftung Gelder in Höhe von über 100 Millionen Dollar für Umweltprojekte mobilisiert. 2020 gründete Bezos den „Earth Fund“, über den jährlich eine Milliarde Dollar aus dem Vermögen des Unternehmers für Klimaschutz-Maßnahmen an Aktivisten, Wissenschaftler und andere Projekte verteilt werden sollen. Lesen Sie dazu: Sorge um Queen: Elizabeth sagt Teilnahme an COP26 ab