Berlin. Der Benzinpreis hängt vor allem von Steuern und Ölpreis ab. Wie er sich zusammensetzt und was Autofahrer jetzt wissen müssen.

  • Die Benzinpreise kratzen laut ADAC derzeit am Allzeithoch
  • In Deutschland wird der Kraftstoffpreis vor allem von Ölpreis und Steuern beeinflusst
  • Wie setzen sich die Kosten zusammen? Die wichtigsten Fragen und Antworten

Aktuell ist Tanken so teuer wie lange nicht mehr. Die hohen Spritpreise sorgen bei vielen Autofahrern für Empörung. Doch wer verdient eigentlich daran, wenn das Benzin an der Tankstelle teurer wird?

Tatsächlich hängt der Preis für Sprit in Deutschland nicht nur vom aktuellen Ölpreis, sondern vor allem auch von den darauf erhobenen Steuern ab. Wie sich die Kosten für den Liter Benzin genau zusammensetzen erklärt dieser Überblick – und beantwortet die wichtigsten Fragen dazu, wie sich der Preis in Zukunft entwickeln könnte.

Benzin: Wie setzt sich der Spritpreis zusammen?

Die Mineralölwirtschaft macht folgende Rechnung auf: Bei einem Superpreis von 1,62 Euro entfielen in diesem Sommer

  • knapp 45 Cent auf die Beschaffung des Sprits,
  • rund 26 Cent kosteten der Vertrieb sowie die Margen der Unternehmen und Tankstellen.
  • Die restlichen Kosten vereinnahmt der Staat. Über 90 Cent kassiert der Fiskus an Steuern und Abgaben. Die sogenannte Energiesteuer (früher Mineralölsteuer), die CO2-Steuer und die Mehrwertsteuer machen davon den größten Teil aus.

Spritpreise: Warum ist Diesel billiger?

Die EU räumte ihren Mitgliedsländern in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts Steuernachlässe auf Dieselkraftstoff ein. Ziel war es eigentlich, dass der Kraftstoffpreis nicht wettbewerbsverzerrend wirkt. Damals wurde Diesel noch vor allem von der Wirtschaft eingesetzt.

Doch der rund 13 Cent billigere Sprit sorgte dafür, dass immer mehr Privatleute Dieselautos anschafften. Die Abschaffung dieses Privilegs wurde immer wieder gefordert, etwa auch vom Bundesrechnungshof.

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Was bedeutet eine Steigerung der Kraftstoffkosten um 50 Cent pro Liter?

Nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums verbrauchten Pkw 2019 durchschnittlich 7,4 Liter Kraftstoff pro 100 Kilometer Fahrleistung. Eine Preissteigerung vom 50 Cent pro Liter bedeutet bei einer Jahresfahrleistung von 12.000 Kilometer eine Mehrbelastung um 444 Euro. Bei 20.000 Kilometern im Jahr steigen die zusätzlichen Ausgaben bereits auf 740 Euro.

Hohe Benzinpreise: Wird Autofahren bald für viele unbezahlbar?

Zumindest Autofahren mit Verbrennungsmotor wird in den nächsten Jahren deutlich teurer. Das hat schon die amtierende Bundesregierung beschlossen. Zu Jahresbeginn kamen rund sieben Prozent pro Liter Kraftstoff als Abgabe für den CO2-Ausstoß der Fahrzeuge obendrauf. In den nächsten Jahren steigt diese Abgabe weiter an. Mitte des Jahrzehnts summiert sie sich nach den bisherigen Plänen auf 25 Cent.

Ein zweiter Faktor für die Preisbildung an den Tankstellen ist der Ölpreis. Das Rohöl wurde in der ersten Jahreshälfte ebenfalls teurer. Wie es damit weitergeht, ist allerdings offen. Beides zusammen hat im August schon ein Jahreshoch beim Preis bewirkt. Laut ADAC kostete der Liter Super E10 im Hochsommer 1,56 Euro. Klaus Müller, Chef des Bundesverbands der Verbraucherzentralen (vzbv) erwartet bald einen Benzinpreis von zwei Euro und mehr.

Kosten fürs Tanken: Ist ein sozialer Ausgleich notwendig?

Hier steht die Politik vor einem Dilemma. Einerseits sollen höhere Preise für fossile Brennstoffe den Verbrauch dämpfen. Andererseits sind immer noch viele Arbeitnehmer und Firmen auf das eigene Fahrzeug angewiesen. Insbesondere für Pendler können hohe Spritpreise schnell zu einem finanziellen Problem werden. Deshalb denken Politiker über die Parteigrenzen hinweg an einen sozialen Ausgleich für die CO2-Bepreisung. CSU-Chef Markus Söder will eine höhere Pendlerpauschale, der Verkehrsminister einen Preisdeckel bei zwei Euro. Die Verbraucherzentralen plädieren ebenso wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) für eine Umverteilung der Einnahmen aus der CO2-Abgabe.

Ist eine höhere Pendlerpauschale sinnvoll?

Nach Berechnungen des vzbv profitieren von der bisherigen Pendlerpauschale vor allem Haushalte mit hohem Einkommen. Sie bekommen bis zu einem Drittel der Mehrausgaben zurück, Geringverdiener nur zehn Prozent. Denn Arbeitnehmer mit geringem Einkommen zahlen weniger Steuern, können also auch weniger sparen. Insofern verfehlt die Pendlerpauschale das Ziel, vor allem sozial Schwächere vom hohen Kraftstoffpreis zu entlasten.

Benzinpreis: Welche Wirkung hat eine „Klimaprämie“?

„Wir schlagen vor, statt über die Benzinpreise lieber über eine Klimaprämie zu reden“, sagt DIW-Energieexpertin Claudia Kemfert. Dabei werden die Einnahmen aus der CO2-Abgabe den Haushalten vollständig zurückerstattet. Jeder bekäme einmal im Jahr den für alle gleichen Anteil vom Staat überwiesen. So würden die besser fahren, die wenig fossile Energien verbrauchen.

Einen etwas anderen Ansatz schlagen die Verbraucherzentralen vor. Sie wollen ein „Mobilitätsgeld“ einführen. Dabei können Pendler für jeden gefahrenen Kilometer einen kleinen Betrag direkt von ihrer Steuerlast abziehen. Damit wäre es egal, wie viel sie verdienen. Alle würde gleich behandelt.

Worauf müssen sich Autofahrer langfristig einstellen?

Langfristig wird das Autofahren mit einem Verbrenner immer teurer, mit einem E-Mobil immer günstiger. Der Verkehr trägt noch deutlich zu wenig zum Klimaschutz bei. Daher wird die nächste Regierung unabhängig von ihrer Zusammensetzung weitere Maßnahmen einleiten, den CO2-Ausstoß des Verkehrs zu senken. Das bedeutet den Ausbau des öffentlichen Verkehrsangebots, aber eben auch Preissteigerungen für fossile Brennstoffe und Einschränkungen für den Autoverkehr, etwa durch ein Tempolimit auf Autobahnen oder eine City-Maut.

Wie Sie schon jetzt durch schlaue Routenplanung Sprit sparen können, lesen Sie in unserem Artikel darüber, wie Google Maps beim sparsamen Fahren hilft.

(mit bml)