Schwerin/Berlin. Die Wahlberechtigten in Mecklenburg-Vorpommern haben einen neuen Landtag gewählt. Laut Prognosen liegt die SPD ganz klar vorne.

Klare Verhältnisse in Mecklenburg-Vorpommern: Ministerpräsidentin Manuela Schwesig und ihre Sozialdemokraten haben bei der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern eines der bislang stärksten Ergebnisse eingefahren. Erste Hochrechnungen sahen die SPD in Richtung 40 Prozent, während die CDU mit einem niedrigen zweistelligen Wert rechnen muss. Damit kann die SPD das Land mit einem Wunschpartner für fünf weitere Jahre regieren.

CDU fährt bisher schlechtestes Ergebnis in Mecklenburg-Vorpommern ein

CDU-Generalsekretär Wolfgang Waldmüller sprach kurz nach Schließung der Wahllokale von einer „Katastrophe“ für seine Partei. „Wir haben das Ergebnis zu akzeptieren“, sagte er über die Niederlage. Die AfD sieht im Nordosten ihr Hauptziel erreicht – trotz Stimmverlusten geht sie als zweitstärkste Kraft vor der CDU durchs Ziel.

Die Grünen und die Freidemokraten konnten jubeln. Beide Parteien feiern den erhofften Wiedereinzug ins Parlament im Schweriner Schloss. Wie im Bund ist ein Ampel-Bündnis aus SPD, Grünen und FDP eine mögliche Option für die nächste Landesregierung.

Noch im Mai war die Lage im Nordosten ganz anders. Da lagen die bisherigen Koalitionspartner SPD und CDU in Umfragen bei jeweils knapp über 20 Prozent fast gleichauf. Manuela Schwesig hatte sich mit ihrem harten Kurs im ersten Corona-Winter mit Einreiseverbot und Schulschließungen unbeliebt gemacht. Doch auch als sich Widerstand regte, hielt die Ministerpräsidentin Kurs.

Mit Erfolg: Das Bundesland hat die niedrigsten Inzidenzen der Republik. Corona spielte in dem Land kaum noch eine Rolle, ebenso wie die Zuwanderung. Nach der Fluchtkrise hatte sie den letzten Wahlkampf bestimmt. Diesmal ging es um Wirtschaft, Arbeit, soziale Sicherheit.

Auf diese Themen setzte Schwesig in der voll und ganz auf sie zugeschnittenen Wahlkampagne der SPD. Schwesig ist „Die Frau für MV“. Einige Wahlplakate zeigen die 47-Jährige auch ganz ohne Parteilogo. Zwei von drei Wählerinnen und Wähler würden sie direkt zur Ministerpräsidentin wählen. 2017 hatte sie das Amt von ihrem Parteigenossen Erwin Sellering übernommen, der an Krebs erkrankte. Zwei Jahre später ereilte sie das gleiche Schicksal, doch Schwesig regierte weiter.

Für die Christdemokraten zeichnete sich im politischen Heimatland der scheidenden Bundeskanzlerin Angela Merkel eine historische Niederlage ab. Spitzenkandidat Michael Sack, Landrat im Kreis Vorpommern-Greifswald, ist kaum bekannt. Anderes Spitzenpersonal machte zuvor mit Skandalen Schlagzeilen; CDU-Innenminister Lorenz Caffier räumte 2020 seinen Posten – er hatte eine Waffe von einem Schießstandbetreiber gekauft, der der rechten Szene zugeordnet wird. Und der CDU-Jungstar Philipp Amthor zog seine Kandidatur für den Landesvorsitz zurück, als zweifelhafte Lobbyaktivitäten an die Öffentlichkeit kamen.

Rückenwind für mögliche Rückkehr in Bundespolitik

Während Schwesig für fünf weitere Jahre als Ministerpräsidentin planen kann, fragen sich Beobachter, wie lange sie in Schwerin bleibt. Schon von 2013 bis 2017 war sie Bundesfamilienministerin. Zwar beteuerte sie vor der Wahl, sie wolle nicht unter einem möglichen Kanzler Olaf Scholz Ministerin werden. Doch es ist kein Geheimnis, dass Schwesig die Bundespolitik im Blick hat. Bei diesen Ambitionen dürfte ihr innerhalb der SPD eines der besten Ergebnisse bei Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern Rückenwind geben.