Berlin. Armin Laschet (CDU) will Bundeskanzler werden. Doch was passiert, wenn er die Bundestagswahl verliert? Dieses Szenario könnte folgen.

Der Unionskanzlerkandidat hat zweifellos die größte Fallhöhe: Armin Laschet wäre im Fall einer Wahlniederlage der Mann, dem es nach 16 Jahren CDU-geführter Bundesregierung unter Kanzlerin Angela Merkel nicht gelungen ist, die Union an der Macht zu halten. Und das sogar trotz eines anfänglichen Umfragebonus, der unter Laschet dahingeschmolzen ist.

Sollten CDU und CSU die Bundestagswahl am Sonntag verlieren – womöglich sogar mit dem schlechtesten Ergebnis aller Zeiten – wäre das nicht nur für die Union insgesamt ein Desaster, sondern auch für Laschet persönlich. Die weitere politische Karriere des 60-Jährigen wäre mit einem großen Fragezeichen versehen.

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So ist beispielsweise ungewiss, ob Spitzenkandidat Laschet nach einer verlorenen Bundestagswahl CDU-Vorsitzender bleiben kann. Seine Autorität wäre erheblich geschwächt. Schon jetzt gibt es viele in den eigenen Reihen, die Laschet nicht für den geeigneten Parteichef halten. Etliche der internen Gegner könnten versuchen, den CDU-Chef aus dem Amt zu drängen.

Armin Laschet (CDU) will Bundeskanzler werden.
Armin Laschet (CDU) will Bundeskanzler werden. © dpa | Oliver Dietze

CSU und Söder könnten unangenehm für Laschet werden

Auch die Schwesterpartei CSU und deren Chef Markus Söder dürften nach einer Wahlniederlage unangenehm für Laschet werden. Sie könnten ihm die alleinige Schuld für die Niederlage geben. Schon jetzt scheint klar: Sollte die Union verlieren, droht ihr ein beinharter Machtkampf.

Doch welche Posten gäbe es für einen Wahlverlierer Laschet? Vorsitzender der Unionsfraktion im Bundestag und damit Oppositionsführer wäre eine denkbare Position. Allerdings wäre die Konkurrenz vermutlich groß: Neben dem aktuellen Amtsinhaber Ralph Brinkhaus könnte sich auch Friedrich Merz um die Fraktionsspitze bewerben. Der unterlegene CDU-Chef könnte Ersatz einfordern für einen erhofften Ministerposten, auf den er bei einer Wahlniederlage der Union verzichten müsste.

Armin Laschet will nicht nach Nordrhein-Westfalen zurück

Viele andere herausgehobene Posten im Bund gibt es für Laschet indes nicht. Gewiss, theoretisch käme er noch als Vizekanzler in Betracht. Doch die Union will kein Juniorpartner in einer Koalition werden. Zugleich ist auch Laschets Weg zurück in die Landespolitik als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen abgeschnitten. „Für mich ist klar: Mein Platz ist nach der Bundestagswahl in Berlin“, hatte Laschet gesagt. Er wolle kein „Rückfahrticket“.

Und wie es aussieht, würde ihm die NRW-CDU auch keinen solchen Rückfahrschein ausstellen. Dort wird längst das Laschet-Erbe verteilt. Die Landespartei will nach der verkorksten Bundeskampagne mit den Vorbereitungen für den Landtagswahlkampf beginnen. Im Mai 2022 wird im bevölkerungsreichsten Bundesland gewählt. Wahrscheinlichster Kronprinz und Anwärter auf CDU-Landesvorsitz, Spitzenkandidatur und Ministerpräsidentenamt ist der 46-jährige Verkehrsminister Hendrik Wüst.

Im Fall einer Niederlage der Union dürften jene Stimmen schnell lauter werden, die Verlierer Laschet rasch hinter sich lassen und Wüst in den verbleibenden gut sieben Monaten der Legislaturperiode mit möglichst viel Amtsbonus ausstatten wollen.