Berlin. “Spiegel“-Doku zeigt einen Corona-Leugner mit Atemnot auf der Covid-Station. Vorher redete er die Pandemie klein - und bleibt dabei.

  • Ein Professor, der auch in der "Querdenken"-Bewegung ist, ist an Covid-19 erkrankt
  • Er liegt in einem Krankenhaus, ihm wird konzentrierter Sauerstoff zugeführt
  • Trotz seiner Erkrankung ändert er zur Pandemie nicht seine Meinung, wie er Reportern erzählt

Nach niedrigen Corona-Zahlen im Sommer, steigt die Belegung der Krankenhausbetten nun wieder an. Eine Spiegel-Reportage begleitet den Oberarzt Dr. Cihan Celik bei seiner Arbeit auf der Corona-Station im Klinikum Darmstadt. Die Aufnahmen stammen vom 2. September. Seit Beginn der Pandemie sei der Mediziner Celik im Einsatz, heißt es im Beitrag. Pausiert habe er nur, als er selbst an Corona erkrankte.

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    Jetzt behandelt er Menschen wie Werner Müller – Wirtschaftsprofessor an der Hochschule Mainz, Impfgegner und Querdenker. Vor seiner Erkrankung hielt er Reden auf Demonstrationen. Er ist ungeimpft und schwer erkrankt. In dem Beitrag ist zu sehen, wie Müller in einem Krankenhausbett liegt. Überwachungsgeräte um ihn herum, Schläuche laufen ihm aus der Nase, führen ihm konzentrierten Sauerstoff zu. Wirkliche Atemnot habe er nicht, beteuert der 61-jährige Müller.

    Patient und "Querdenker"-Professor" zeigt sich uneinsichtig

    Auf die Frage, warum er sich nicht hat impfen lassen erwidert Müller: "Zu viel politischer Druck, möchte da nicht das Versuchskaninchen sein!" Doch nun liegt er als Covid-Patient im Krankenhaus. Ob er das heute anders sehe? "Nein!", erwidert er entschieden.

    Werner Müller in der Dokumentation von
    Werner Müller in der Dokumentation von "Spiegel TV": "Zu viel politischer Druck, möchte da nicht das Versuchskaninchen sein!" © FMG | Screenshot/Youtube.de

    Müller zeigt sich im Beitrag überzeugt davon in keiner größeren Gefahrenlage zu stecken. Oberarzt Dr. Cihan Celik ist da anderer Meinung. "Sie sind In meinen Augen ein Risikopatient. Deshalb traue ich dem Frieden noch nicht. Wir haben einen ansteigenden Sauerstoffbedarf gesehen." Das Krankenhaus passe gut auf Müller auf, mit Blutgasanalyen und teilweise an einen Überwachungsmonitor angeschlossen.

    Corona-Patient Müller präsentiert sich auch im Internet als Impfgegner

    Auch auf seiner eigenen Website präsentiert sich Müller kritisch zur Pandemie. Dort ist eine Grafik zu sehen mit dem Schriftzug "Nicht geimpft". Sie erinnert an den gelben Stern aus der NS-Zeit, der Menschen als Juden zwangskennzeichen sollte.

    Neben Beiträgen zum Thema Impfzwang und der angeblichen Gefährdung von Schulkindern durch Selbsttests, finden sich auf der Seite auch Beiträge zum Erhalt rassistischer Begriffe. Er selbst bezeichnet sich als "allseits diskriminierter, nichtbehinderter heterosexueller weißer Mann." Außerdem habe ihn die Präsidentin der Hochschule gebeten, alle Hinweise auf diese Hochschule von seiner Website zu entfernen, schreibt Müller auf seiner Seite.

    "Querdenker"-Professor" trat bei Demos auf

    Worüber er auf den Corona-Demos gesprochen habe? "Für das Ende der Maßnahmen", meint Müller, sichtlich schwer atmend, die Worte kommen nur stockend aus ihm heraus. Dann muss Müller husten. Auf die Frage, was er Corona-Gegnern auf Demos jetzt raten würde antwortet Müller wie aus der Pistole geschossen. "Macht weiter!"

    Eine Aussage, die Oberarzt Celik nicht unkommentiert lassen kann. "Sie wissen natürlich, wir sind hier im Auge des Orkans. Wir kriegen die vermeidbaren Fälle", meint Cihan Celik mit ruhiger Stimme. "Der medizinische Nutzen dieser Impfstoffe überwiegt für mich ganz klar die Risiken." Trotzdem werde man Müller bestmöglich behandeln, betont der Mediziner.

    Die Querdenken-Bewegung protestiert gegen die Corona-Politik der Bundesregierung in vielen deutschen Städten.
    Die Querdenken-Bewegung protestiert gegen die Corona-Politik der Bundesregierung in vielen deutschen Städten. © Paul ZINKEN / AFP

    Doku zeigt auch: Impfdurchbrüche sind weniger schwer

    In dem Beitrag ist auch eine weitere Covid-Patientin zu sehen. Durch einen Autounfall kam die Frau ins Krankenhaus, ihre Erkrankung wurde nur zufällig entdeckt. Doppelt geimpft, handelt es sich bei ihr um einen Impfdurchbruch. Beschwerden habe sie aber keine, erklärt sie in die Kamera. Auf der Station ist die junge Frau nur, um keine anderen Patientinnen und Patienten zu infizieren.

    Oberarzt Dr. Cihan Celik bestätigt: "Wir haben ganz eindeutig gesehen, die Patienten die vollständig geimpft sind, haben keine Covid-Lungenentzündung. Und das ist ja meistens der Beginn eines schweren Verlaufs." Trotzdem steige durch die verbreitete Delta-Variante die Gefahr einer Infektion, so Cihan Celik.