Berlin. Trotz vollständiger Impfung kann man sich mit Corona infizieren. Impfdurchbrüche sind aber selten. Die wichtigsten Fakten im Überblick.

  • Aktuell kommt es verstärkt zu Impfdurchbrüchen - wenn auch mit deutlich milderen Verläufen
  • Bei einem Vakzin ist die Zahl der Impfdurchbrüche besonders hoch
  • Lesen Sie hier die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick

Etwas mehr als 55 Millionen Menschen in Deutschland sind vollständig gegen Corona geimpft. Sie sind relativ gut vor einer Infektion mit dem Virus geschützt. Doch sogenannte Impfdurchbrüche, bei denen sich geimpfte Personen mit dem Coronavirus infizieren, sind möglich. Wir beantworten die wichtigsten Fragen dazu.

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Was ist ein Impfdurchbruch?

Das Robert Koch-Institut (RKI) spricht von wahrscheinlichen Impfdurchbrüchen. Diese sind laut RKI definiert als "Sars-Cov-2-Infektion mit klinischer Symptomatik, die bei einer vollständig geimpften Person mittels PCR oder Erregerisolierung diagnostiziert wurde". Wie üblich gilt dabei als vollständig geimpft, wenn nach einer abgeschlossenen Impfserie mit den Vakzinen von Biontech, Moderna, Astrazeneca oder Johnson & Johnson mindestens zwei Wochen vergangen sind.

Kann man sich trotz Impfung mit Corona infizieren?

Dass es zu Infektionen trotz Impfung kommen wird, ist schon seit den klinischen Phase-III-Studien – der Wirksamkeitsprüfung für die Vakzine – absehbar. Virologen hätten von Anfang an damit gerechnet, sagt Sandra Ciesek, Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt, im Podcast "Coronavirus Update". Es gebe in der Medizin fast nie einen 100-prozentigen Schutz durch Impfungen.

Ciesek geht davon aus, dass die Zahl der Durchbrüche mit dem Vorherrschen der ansteckenderen Delta-Variante, steigenden Infektionszahlen und einer schwächer werdenden Immunabwehr bei älteren Menschen in den Monaten nach der Impfung weiter steigen wird.

Welche Corona-Symptome haben geimpfte Personen?

Wer sich trotz Impfung mit Corona infiziert, hat meist nur leichte Symptome. Diese können sich allerdings von den Symptomen bei Ungeimpften unterscheiden. So kommt es mitunter zu Schnupfen, was ohne Impfung fast nie der Fall ist. Mehr zu den Corona-Symptomen, die bei Geimpften auftreten können, lesen Sie hier.

Wie viele Impfdurchbrüche wurden bisher registriert?

Das Robert Koch-Institut gab in seinem Wochenbericht zuletzt die Zahl von bisher 145.185 Impfdurchbrüchen an (Stand: 8. November). In der Gruppe der 18- bis 59-Jährigen waren es 107.891 bei den über 60-Jährigen 33.310. Diese Zahlen scheinen hoch, insgesamt haben sich seit Beginn der Impfungen aber deutlich mehr Ungeimpfte als Geimpfte mit dem Coronavirus infiziert.

Bei welchem Impfstoff kommen die meisten Impfdurchbrüche vor?

Der überwiegende Teil der Impfdurchbrüche wurde bei abgeschlossenen Impfserien mit dem Biontech-Vakzin festgestellt, hier waren es seit Anfang Februar 96.970 Fälle. Johnson & Johnson liegt mit 18.585 Fällen auf Platz zwei, gefolgt von Astrazeneca (11.494 Fälle), Moderna (7096 Fälle). Bei Kreuzimpfungen aus Astrazeneca und Biontech kam es zu 6.995 Durchbrüchen, beziehungsweise zu 1241 Durchbrüchen, wenn die zweite Impfung im heterologen Impfschema eine Moderna-Impfung war.

Der Grund liegt unter anderem darin, dass die allermeisten Impfungen in Deutschland mit dem Biontech-Vakzin vorgenommen wurden, hier also schon die Wahrscheinlichkeit für einen Impfdurchbruch höher ist. Verglichen mit allen anderen Impfstoffen kam es bei Impfungen mit Johnson & Johnson laut RKI bislang zu den meisten Durchbruchserkrankungen.

Wie schwer können Geimpfte an Covid-19 erkranken?

Wenn sich Geimpfte mit dem Coronavirus infizieren, kommt es meist zu weniger schweren Symptomen als bei Ungeimpften. Zwar können auch schwere Verläufe nicht ausgeschlossen werden, in über 86 Prozent der Fälle schützt eine Impfung aber vor einer Einweisung ins Krankenhaus.

Auf Intensivstationen müssen geimpfte Patientinnen und Patienten noch seltener behandelt werden. Laut RKI lag der Anteil von Impfdurchbrüchen auf den Intensivstationen in den Meldewochen fünf bis 43 bei den unter 18-Jährigen bei null Prozent, während 3,5 Prozent der 18- bis 59-Jährigen mit einem Impfdurchbruch intensivemedizinisch behandelt werden mussten. Bei den Ü60-Jährigen sind das 10,3 Prozent.

Kann es zum Tod nach Impfdurchbruch kommen?

Grundsätzlich ja. Dass Personen, die gegen Corona geimpft sind, in Verbindung mit Covid-19 sterben, kommt aber nur sehr selten vor. Insgesamt sind in Deutschland seit Beginn der Impfkampagne 1227 geimpfte Patienten gestorben – im Vergleich zu insgesamt 12.629 Corona-Toten, bei denen Angaben zum Impfstatus vorhanden waren.

Die allermeisten Todesfälle nach Impfdurchbruch hat die Gruppe der Ü60-Jährigen zu verzeichnen, hier waren es bislang 1203 Todesfälle, was einem Anteil von 10,7 Prozent entspricht. Das RKI stellt in seinem Wochenbericht klar, dass der Großteil der übermittelten Covid-19-Fälle nicht geimpft war und schätzt die Impfeffektivität für die vergangenen vier Wochen so ein: Vor Tod schützen in der Altergruppe 18-59 Jahre 92 Prozent der Impfungen, bei den Ü60-Jährigen 86 Prozent.

Sind Geimpfte bei einem Impfdurchbruch ansteckend?

Angesichts der Infektionen von Geimpften müssen sich vor allem diejenigen Sorgen machen, die bislang noch nicht geimpft wurden. "Der einzelne Geimpfte ist gewiss deutlich besser geschützt als ein Nicht-Geimpfter, dieser wiederum kann sich aber nicht mehr darauf verlassen, geschützt zu sein, weil um ihn herum alle geimpft sind", sagt Immunologe Watzl. Mehr zum Thema: So stark sind die Coronaviren bei Geimpften noch

Auch Infektionsimmunologe Leif Erik Sander von der Berliner Charité warnt gerade angesichts der Delta-Variante davor, dass Geimpfte das Virus unwissentlich verbreiten könnten: "Deswegen sollten auch Geimpfte in bestimmten Bereichen wie dem öffentlichen Nahverkehr weiter eine Maske tragen und sich regelmäßig testen lassen, wenn sie in sensiblen Bereichen arbeiten."

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Kann ein Impfdurchbruch zu Long-Covid führen?

Studien gehen davon aus, dass 10 bis 30 Prozent der Corona-Infizierten Langzeitfolgen haben: Müdigkeit, Kurzatmigkeit, Konzentrationsstörungen. Dass diese Long-Covid-Symptome auch bei Geimpften auftreten können, zeigt eine Studie aus Israel.

Reinhard Janzen sitzt zur Überprüfung seiner Lungenfunktion in einem Bodyplethysmographen. In der Klinik am Teutoburger Wald werden Long-Covid-Patienten behandelt.
Reinhard Janzen sitzt zur Überprüfung seiner Lungenfunktion in einem Bodyplethysmographen. In der Klinik am Teutoburger Wald werden Long-Covid-Patienten behandelt. © dpa | Sina Schuldt

7 von 39 in Israel untersuchten Durchbruchpatienten einer kleinen, im "New England Medical Journal" veröffentlichten Studie beschrieben trotz leichter Krankheitsverläufe Symptome, die sechs Wochen anhielten, vor allem Müdigkeit. Die Autoren selbst warnten vor einer Überinterpretation der Daten, empfahlen aber, die Problematik in größeren Studien weiter zu untersuchen.

Warum kommt es zu Impfdurchbrüchen?

Impfdurchbrüche können nicht ausgeschlossen werden, weil kein Impfstoff einen hundertprozentigen Schutz bietet. Sie sorgen lediglich dafür, dass der Körper im Fall einer Infektion vorbereitet ist und die Krankheitserreger bekämpfen kann. In der Regel reicht das aus, um eine Erkrankung zu verhindern. Unter bestimmten Voraussetzungen, etwa wenn das Immunsystem geschwächt ist, kann eine solche aber dennoch ausbrechen.

(fmg/dpa)