Berlin. Japanische Forscher haben die Gefährlichkeit der Lambda-Variante des Coronavirus untersucht. Doch aus Deutschland kommt Widerspruch.

  • Die aktuellen Corona-Impfungen könnten gegen die Lambda-Variante weniger effektiv sein
  • Eine japanische Studie alarmiert - aus Deutschland kommt allerdings Widerspruch
  • Was ist dran an der Studie?

Über die Lambda-Variante ist noch relativ wenig bekannt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft den mutierten Typ des Coronavirus als sogenannte "variant of interest" ein - heißt, sie sollte beobachtet werden, gilt aber noch nicht als so gefährlich wie die Alpha- oder Delta-Variante.

Eine neue Studie aus Japan schlägt jedoch nun Alarm. Die Forscher befürchten, dass der Virustyp gegen Antikörper resistent und zudem ansteckender als der ursprüngliche Wildtyp ist. Lesen Sie dazu: Wirken unsere Impfstoffe womöglich nicht gegen die Lambda-Variante?

Die Untersuchung, über die zunächst der "Spiegel" berichtet hatte, wurde als Preprint veröffentlicht. Nach einer Überprüfung der Ergebnisse durch unabhängige Experten gibt es jedoch Entwarnung. Die Daten aus Japan würden derzeit überinterpretiert, teilte der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Carsten Watzl, am Mittwoch gegenüber der Deutschen Presse-Agentur mit.

Watzl: Lambda könnte dem Immunschutz etwas entkommen

Die Daten zeigten, dass Lambda in Labor-Versuchen etwas ansteckender sei als das ursprüngliche Virus, aber nicht ansteckender als die Delta-Variante, die in Deutschland derzeit vorherrschend ist. Lambda könnte demnach auch dem Immunschutz "etwas entkommen, aber nicht so stark wie Delta". Insofern beunruhige ihn diese Variante anhand der aktuell vorliegenden Daten noch nicht, erklärte Watzl.

In der Lambda-Variante kämen zudem mehrere Mutationen vor, die denen der Delta-Variante ähnlich seien, erklärte der Infektiologe Rontgene Solante vom San Lazato Hospital in Manila. "Lambda hat das Potenzial, zu einer besorgniserregenden Variante zu werden, weil es im Spike-Protein Mutationen aufweist, die denen in variants of concern ähneln", sagte der Experte gegenüber "ABS CBN News".

Lambda-Variante: Mutationen weisen auf Impfstoff-Resistenz hin

Die japanischen Wissenschaftler untersuchten für ihre Studie das Spike-Protein der Lambda-Variante, namentlich C.37. Dabei fielen ihnen mehrere Mutationen auf, die die Virus-Variante gefährlich machen könnten. Die als RSYLTPGD246-253N, als 260 L452Q und F490S bezeichneten Veränderungen am Spike-Protein könnten dazu beitragen, dass Antikörper das Virus weniger gut neutralisieren können. Das Virus könnte dadurch besser gegen Impfungen geschützt sein.

Außerdem beschreiben die Forscher in ihrer Studie zwei weitere Mutationen am Spike-Protein, T761 und L452Q. Beide Veränderungen könnten den Forschern zufolge dazu führen, dass die Lambda-Variante ansteckender ist als die Ursprungsvariante des Coronavirus.

Forscher: Lambda ist "potentielle Gefahr für menschliche Gesellschaft"

Wegen der Erkenntnisse aus ihrer Studie rufen die Forscher jetzt dazu auf, die WHO-Einstufung der Variante zu verändern. Denn Lambda erfülle die Kennzeichen einer "variant of concern", einer besorgniserregenden Variante. Voraussetzung für die Ansteckung sind eine erhöhte virale Infektiosität und eine Resistenz gegen antivirale Immunität - sprich: Die Variante muss schneller übertragbar sein und Impfstoffen widerstehen können.

Die Einstufung als besorgniserregende Variante könnte der Forschergruppe zufolge dafür sorgen, dass Lambda als ernstzunehmende Gefahr wahrgenommen werde. Bislang ist noch nicht bekannt, ob die Mutante gefährlicher sei als die Delta-Variante. Kei Sato von der Universität Tokio, der Leiter der Studie, bezeichnet Lambda allerdings als "eine potentielle Gefahr für die menschliche Gesellschaft".

Die WHO verwies jedoch darauf, dass die Ausbreitung derzeit eben nicht besonders stark wäre. Covid-19-Expertin Maria van Kerkhove sagte am Mittwoch: "Es geht nicht wirklich hoch, selbst in Peru nicht, wo die Variante zuerst entdeckt wurde." Nach Angaben aus Peru werde die Lambda-Variante dort von der Gamma-Variante verdrängt.

Im Juni wurde die zuerst in Peru nachgewiesene Corona-Mutation von der WHO als "variant of interest" eingestuft. Bislang wurde die Variante laut WHO in 40 Ländern nachgewiesen, vor allem verbreitet ist sie in Peru und Chile. Die Mutation hat auch den Weg nach Europa gefunden: Erste Fälle sind aus Großbritannien, Spanien, Italien und der Schweiz bekannt. (mit dpa)