Tel Aviv/Berlin. Laut des israelischen Gesundheitsministerium lässt die Wirksamkeit des Corona-Impfstoffs von Biontech seit der Delta-Variante nach.

  • Wie gut schützt der Biontech-Impfstoff gegen die Delta-Variante?
  • Eine Analyse sorgte in den vergangenen Tagen für Aufregung
  • Ein deutscher Forscher warnt jedoch vor voreiligen Schlüssen

Reichen zwei Impfdosen gegen das Coronavirus aus – oder werden wir uns in Zukunft regelmäßig immunisieren müssen? Diese Frage ist noch nicht abschließend geklärt, da Langzeitstudien zu den Impfstoffen fehlen. Daten aus Israel deuten jetzt darauf hin, dass der Schutz vor einer Corona-Infektion nach einer Biontech-Impfung mit der Zeit abnimmt. Zur Einordnung ist aber auch wichtig: Die aggressivere Delta-Variante hat sich parallel in Israel ausgebreitet, so das israelischen Gesundheitsministerium am Montagabend (05.07.2021).

Eine Analyse des Ministeriums zeigt, dass die Wirksamkeit der Corona-Impfung bei der Verhinderung einer Infektion in Israel auf 64 Prozent gesunken ist. Auch bei der Verhinderung einer Erkrankung mit Symptomen sei dies der Fall, wobei die Impfung zu 93 Prozent eine schwere Erkrankung und Krankenhausaufenthalte abwehre. Neue Zahlen des Ministeriums untermauern diesen Trend. Die Wirksamkeit des Biontech-Impfstoffes gegen Ansteckung mit Delta liegt dort nun bei 39 Prozent. Der Schutz vor einem schweren Verlauf liegt nur noch bei 91 Prozent, eine Hospitalisierung verhindert Biontech nur noch in 81 Prozent der Fälle. Eine wissenschaftliche Aufarbeitung dieser Zahlen ist aber noch nicht erfolgt, die Aussagekraft der Werte steht daher unter Vorbehalt.

Israel: Abnehmende Wirksamkeit könnte mit Delta-Variante zusammenhängen

Die meisten Menschen, die am Anfang der Impfkampagne ihre Immunisierung erhalten haben, sind jedoch über 65 Jahre alt. Die Ergebnisse des Gesundheitsministerium zeigen also möglicherweise vor allem die Wirksamkeit von Biontech bei älteren Menschen. Mitarbeiter des Ministerium gaben zudem zu bedenken, dass es sich nur um vorläufige Analysen handle.

Es müsse weiter untersucht werden, ob die abnehmende Wirksamkeit mit der Verbreitung der Delta-Variante zusammenhänge. Tatsächlich zeigen erste Studien, dass die Impfstoffe – nicht nur das Biontech/Pfizer-Vakzingegen Delta weniger wirksam sind als gegen den Wildtypen von Sars-CoV-2. Gerade bei nur einer gespritzten Dosis ist das Risiko einer Ansteckung vorhanden. Laut der britischen Gesundheitsbehörde Public Health England (PHE) verhindert eine vollständige Biontech-Impfung aber schwere Krankheitsverläufe bei der Delta-Variante ebenso wirksam wie bei der Alpha-Variante.

Deutscher Immunologe warnt vor voreiligen Schlüssen

Ein deutscher Experte warnt nach den Berichten aus Israel aber vor schnellen Schlüssen. „Diese Zahlen muss man noch etwas mit Vorsicht betrachten. Es ist methodisch schwierig in einem solchen Setting wie in Israel mit niedrigen Inzidenzen und lokalen Ausbrüchen die genaue Effektivität der Impfung zu bestimmen“, teilte der Immunologe Leif Erik Sander auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag mit.

Die Daten aus Großbritannien deuteten schließlich weiter darauf hin, dass der Impfschutz kurz nach der zweiten Dosis nur geringfügig reduziert sei bei Delta - verglichen mit der bisher vorherrschenden Alpha-Variante.

Biontech/Pfizer: Auffrischung könnte bald nötig sein

Laut einer Mitteilung von Biontech/Pfizer heißt es mittlerweile: „Wie anhand der vom israelischen Gesundheitsministerium erhobenen Daten aus der praktischen Anwendung bereits deutlich wurde, sinkt die Schutzwirkung des Impfstoffs gegenüber Infektionen und symptomatischen Erkrankungen sechs Monate nach der zweiten Impfung.“

Bald könnte eine Auffrischung der Corona-Impfung mit Biontech nötig sein, heißt der Vorschlag vonseiten Biontechs. Die Rede ist von einem Zeitraum „von sechs bis zwölf Monaten nach der vollständigen Impfung“. Auch Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte auf einer Pressekonferenz erklärt, dass besonders gefährdeten Patienten noch diesen Herbst eine dritte Dosis angeboten wird.