Berlin. Matt Hancock ist zurückgetreten. Der britische Gesundheitsminister hatte eine Mitarbeiterin geküsst - und damit Regeln gebrochen.

Mitten in der Delta-Welle verliert Großbritannien seinen Gesundheitsminister. Der bisherige Amtsinhaber Matt Hancock reichte am Samstag seinen Rücktritt ein. Hancock soll eine Affäre mit einer engen Mitarbeiterin gehabt haben. Er begründete seinen Schritt in einem Schreiben an Premierminister Boris Johnson mit einem Verstoß gegen die von seiner Regierung verhängten Corona-Regeln.

Die Zeitung „The Sun“ hatte am Freitag Bilder veröffentlicht, die zeigen, wie der verheiratete Minister eine Frau küsst. Zum Zeitpunkt der Aufnahmen galten strenge Abstandsregeln zu Mitgliedern fremder Haushalte, die Hancock selbst aufgestellt hatte.

Wer die Corona-Regeln aufstelle, müsse sich erst recht daran halten, sagte der konservative Politiker in einem Video, das am Samstagabend veröffentlicht wurde. Der 42-Jährige hatte am Freitag zugegeben, Abstandsregeln verletzt zu haben. Einen Rücktritt lehnte er zunächst aber ab. Seitdem war der Druck ständig gewachsen.

Matt Hancock: Nicht sein erster Fehltritt

Hancock schrieb in seinem Brief an Johnson: „Wir sind es den Menschen, die in dieser Pandemie so viel geopfert haben, schuldig, ehrlich zu sein, wenn wir sie enttäuscht haben - wie ich es durch den Bruch der Regeln getan habe.“

Am Freitag hatte Hancock sich bereits öffentlich entschuldigt. Johnson hatte sich zunächst aber hinter seinen Minister gestellt: Der Premierminister habe die Entschuldigung angenommen und betrachte die Angelegenheit damit als erledigt, sagte sein Sprecher. Hancock könne stolz sein auf das, was er vor und während der Pandemie erreicht habe.

Die Opposition fordert zudem eine Untersuchung, ob der Minister seine mutmaßliche Geliebte, die ebenfalls verheiratet ist, vor Beginn der Affäre eingestellt hat oder erst danach. Hancock gilt als Gesicht der britischen Regierung in der Pandemie.

Trotz zahlreicher Vorwürfe konnte er sich bisher im Amt halten. So hatte etwa ein Kumpel einen millionenschweren Auftrag zur Lieferung von Corona-Schutzausrüstung erhalten, obwohl er keine Erfahrung in diesem Gebiet hat.

Britischer Ex-Gesundheitsminister: Rückzug ins Private

Nun aber musste Hancock doch seinen Rücktritt einreichen. „Das letzte, das ich will, ist, dass mein Privatleben die Aufmerksamkeit von der zielstrebigen Konzentration ablenkt, die uns aus dieser Krise herausführt“, betonte der Ex-Minister. Er wolle nun bei seinen drei Kindern sein.

Hancock war als Gesundheitsminister maßgeblich für den Kampf gegen die Corona-Pandemie und das britische Impfprogramm verantwortlich. In Großbritannien waren die Infektionszahlen wegen der sich rasch ausbreiteten Delta-Variante zuletzt wieder stark angestiegen.

Die Regierung hatte die für den 21. Juni geplante Aufhebung aller Corona-Maßnahmen in England deshalb um vier Wochen verschoben. (pcl/dpa/afp)