Berlin. Die Delta-Variante verändert die Lage auch für Geimpfte und Genesene. Mehrere Bundesländer haben die Quarantänebestimmungen angepasst.

Die Ausbreitung der zuerst in Indien entdeckten Delta-Variante von Sars-CoV-2 hat Folgen für Geimpfte und Genesene. Laut einer Empfehlung des Robert Koch-Instituts (RKI) sollen auch sie nach Kontakt mit einer mit Delta infizierten Person für 14-tägige in Quarantäne. Einige Bundesländer haben ihre Verordnungen entsprechend angepasst. Das Problem: In Deutschland werden nur wenige positive PCR-Tests auf Virusvarianten untersucht.

Mit Blick auf die mit besorgniserregenden Corona-Varianten infizierten Personen empfehle das RKI „grundsätzlich immer Quarantäne für geimpfte und genesene Kontaktpersonen“, heißt es auf der RKI-Webseite. Das gelte auch für die zuerst in Südafrika entdeckte Beta- sowie die Gamma-Variante aus Brasilien. Eine Ausnahme sei Alpha. Die zuerst in Großbritannien entdeckte Variante ist in Deutschland derzeit dominant.

„So müssen Sie in Absonderung“

Das Land Baden-Würtemberg und auch Berlin haben schon vor Wochen reagiert. Die Ausnahme der „Absonderungspflicht für vollständig Geimpfte und Genesene innerhalb von sechs Monaten nach der Infektion“ sind dort gestrichen, wenn Geimpfte und Genesene Kontakt zu einem Delta-Infizierten hatten, heißt es in einer Mitteilung beziehungsweise auf der Webseite.

In der aktuellen Verordnung vom Land Baden-Württemberg heißt es weiter: „Wird Ihnen von der zuständigen Behörde mitgeteilt, dass bei der positiv getesteten Person eine in Deutschland noch nicht verbreitet auftretende, besorgniserregende Virusvariante festgestellt wurde, so müssen Sie in Absonderung, auch wenn Sie bereits genesen oder geimpft sind.“

In Baden-Würtemberg gilt diese Pflicht für 14 Tage. Ob sich alle Landesbehörden daran orientieren, ist offen. Hier kann nur ein Blick in die entsprechenden Länderverordnungen helfen.

EMA: Vollständige Corona-Impfung schützt gegen Delta-Variante

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    Geringer Schutz nach der ersten Impfdosis

    Hintergrund der RKI-Empfehlung dürften auch die Erkenntnisse zum Fitnessvorteil von Virusvarianten, aber auch zur Neutralisationsfähigkeit durch Impfstoffe sein. Delta ist ansteckender und die aktuell verimpften Vakzine schützen nicht in dem Ausmaß gegen diese Variante, wie gegen den Corona-Urtyp oder Alpha. Letzteres gilt auch für Belta und Gamma.

    Die Gesellschaft für Virologie weist in ihrer jüngsten Stellungnahme darauf hin, dass „bei den Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Astrazeneca nur in rund 33 Prozent der Fälle ein Schutz vor Erkrankung nach der ersten Impfdosis“ vorliegt. Erst nach der zweiten Dosis der Corona-Impfung werde „ein hoher Immunschutz erreicht“. Zudem wird der Delta-Variante ein höheres Risiko für einen schlimmeren Krankheitsverlauf zugeschrieben.

    Genesene und Geimpfte sind nicht zu 100 Prozent davor geschützt, sich mit Delta oder einer anderen besorgniserregenden Virusvariante zu infizieren. Selbst für den Fall, dass sie keine Symptome haben oder nur einen milden Krankheitsverlauf, können sie das Virus weitergeben.

    Nur zehn Prozent der Proben werden sequenziert

    Was die RKI-Empfehlung zur Quarantäne nicht lösen kann, ist das Problem der Identifizierung von Varianten. Nach Angaben des RKI werden derzeit in Deutschland nur zehn Prozent der positiven PCR-Proben sequenziert.

    Der Delta-Anteil der untersuchten Proben lag bereits in der Woche vom 7. bis 13. Juni bei 15,1 Prozent. Er hatte sich zuletzt im Wochenrhythmus verdoppelt und dürfe Experten zufolge aktuell bereits deutlich höher liegen. 90 Prozent der positiven Proben aber sagen lediglich aus, dass ein Mensch mit Sars-CoV-2 infiziert ist, aber nicht, mit welcher Variante.

    Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC erwartet, dass die Delta-Variante des Coronavirus bereits bis Ende August für 90 Prozent der Neuinfektionen in der EU verantwortlich sein könnte. Ob dann die Quarantäne-Regeln für Geimpfte und Genesene noch einmal angepasst werden, und diese auch ohne Sequenzierung für alle Kontaktpersonen gelten könnten, ist bisher unklar.