Duisburg. Nach einem Badeunfall im Rhein sind wohl drei Mädchen gestorben. Nach tagelanger Suche fand man 100 Kilometer entfernt zwei Leichen.

  • Im Rhein bei Duisburg sind offenbar drei Jugendliche ertrunken
  • Ein Mädchen konnte geborgen werden, verstarb aber bei Wiederbelebungsversuchen
  • Die Leichen der anderen beiden Vermissten wurden wohl Tage später im niederländischen Rhein-Mündungsarm Waal gefunden
  • Letzte Gewissheit sollen DNA-Abgleiche bringen
  • Die Unfallsstelle gilt als sehr gefährlich, auch für geübte Schwimmer

Mit einem Großaufgebot haben Rettungskräfte nach einem Badeunfall im Rhein bei Duisburg tagelang nach zwei Mädchen gesucht. Nun gibt es praktisch keine Hoffnung mehr.

Nachdem am Wochenende zwei angeschwemmte weibliche Leichen im niederländischen Rhein-Mündungsarm Waal gefunden wurden, meldete die Polizei: „Die bisher vorliegenden Personenbeschreibungen entsprechen den beiden in Duisburg nach einem Badeunfall vermissten Mädchen.“ Die beiden sollen 13 und 14 Jahre alt gewesen sein.

DNA-Test für „letzte Gewissheit“: Mädchen wohl im Rhein ertrunken

„Letzte Gewissheit“, wie die Polizei es formulierte, sollen DNA-Abgleiche bringen. Die Ergebnisse werden in den kommenden Tagen erwartet. Polizeibeamte hatten den Eltern der vermissten Mädchen am Montag in Duisburg Fotos von Kleidung und Schmuckstücken der in den Niederlanden gefundenen Toten vorgelegt. Auch Vergleichsmaterial für die DNA-Proben wurde eingeholt. Man kann die Tragik dieser Ermittlungen für die Familien kaum ermessen.

Eine dritte Jugendliche wurde bereits am Tag des Unfalls aus dem Wasser geborgen: Sie verstarb nach Reanimationsversuchen.

Einsatzkräfte der Polizei, Feuerwehr und DRLG arbeiten am Ufer des Rheins.
Einsatzkräfte der Polizei, Feuerwehr und DRLG arbeiten am Ufer des Rheins. © Marcel Kusch/dpa | Marcel Kusch/dpa

Badeunfall in Duisburg: „Keinerlei Hoffnung mehr für die Vermissten“

Die Leichen waren am Wochenende an unterschiedlichen Stellen bei Rossum und Gendt in der Waal gefunden worden, wie mehrere Medien berichteten - mehr als 100 Autokilometer entfernt vom Unglücksort.

Das Unglück ereignete sich am Mittwoch (16. Juni) gegen 17.00 Uhr. Die Mädchen waren – wie offenbar zahlreiche andere Menschen zur selben Zeit – am Alsumer Steig in Marxloh ins Wasser gegangen.

Plötzlich waren sie nach bisherigen Erkenntnissen von einer Strömung unter Wasser gezogen worden. Zahlreiche Zeugen am Ufer alarmierten die Rettungskräfte. Feuerwehr, Polizei und DLRG-Retter starteten daraufhin eine stundenlange Suchaktion mit rund 160 Einsatzkräften, zwei Hubschraubern und mehreren Tauchern.

Duisburg: 20 Badende sollen die drei Mädchen in Not gesehen haben

Etwa 20 Badende sollen gesehen haben, wie die drei Mädchen untergingen. Sie konnten den Einsatzkräften die Stelle beschreiben. Diese liegt vor dem Ufer zwischen einem Thyssenkrupp-Gelände und dem bekannten Alsumer Berg, wo das Wasser in Ufernähe tückisch seicht ist.

Die Polizei räumte das Gelände und sperrte den Einsatzbereich weiträumig ab. Vor Ort verfolgten bis zu 200 Personen den Einsatz ruhig, darunter anscheinend zahlreiche derjenigen, die kurz zuvor noch selbst am Rheinufer gewesen waren, und Anwohner, die die drei Opfer kennen. Taucherstaffeln und Strömungsretter suchten den Rhein flussabwärts ab.

Badeunfall: Rettungshubschrauber entdeckte leblosen Körper

Der Fluss war zwischenzeitlich für die Schifffahrt gesperrt. Auch ein Rettungshubschrauber und ein Helikopter der Polizei kamen zum Einsatz. Die vermissten Jugendlichen badeten nach Angaben der Polizei gemeinsam mit der später Verstorbenen im Rhein. Die Besatzung des Rettungshubschraubers entdeckte deren Körper, der an der Wasseroberfläche trieb. Daraufhin konnte sie die Kräfte in einem Boot zu ihr lotsen.

Laut Einsatzleiter Umbach war das Mädchen nicht mehr ansprechbar, die Rettungskräfte begannen sofort mit der Reanimation. Nach Informationen unserer Redaktion verstarb die Jugendliche im Krankenhaus.

Tödlicher Badeunfall eine Woche zuvor auf anderer Rheinseite

Erst wenige Tage zuvor, am 9. Juni, hatte sich ganz in der Nähe, am anderen Ufer, ein ebenfalls tödlicher Badeunfall im Rhein ereignet. Dabei war ein 29-Jähriger ertrunken. Die Leiche des Mannes wurde einige Tage später in der Waal in den Niederlanden entdeckt. Der Fluss Waal ist ein Mündungsarm des Rheins in die Nordsee.

Und am vorigen Montag, 14. Juni, waren Retter mit Booten und Hubschrauber im selben Bereich auf der Suche nach einem Verschollenen gewesen: Ein 40-Jähriger hatte mit einem Sprung in den Rhein offenbar vor Polizisten Reißaus nehmen wollen. Einige Stunden später gabelte der Thyssen-Werksschutz den 40-Jährigen auf.

Schwimmen und Baden im Rhein: „reiner Wahnsinn“

Wegen der warmen Temperaturen und des Todesfalls vorige Woche hatte die Polizei Duisburg erneut ausdrücklich vor dem Baden im Rhein gewarnt – die Chancen, lebend aus dem Strom zu kommen, seien gering.

„Ich habe gerade für Eltern, die ihre Kinder am Ufer im Wasser spielen lassen, absolut kein Verständnis! Das ist – um es mal deutlich zu sagen – reiner Wahnsinn“, erklärte Michael Blankartz von der Wasserschutzpolizei. Selbst geübten Schwimmern lasse die Strömung in der „Todesfalle Rhein“ kaum eine Chance.

Sieben Badetote gab es allein im nordrhein-westfälischen Teil des Rheins nach Polizeiangaben in den vergangenen beiden Jahren. Dass viele Menschen trotzdem im Fluss baden, liegt auch daran, dass es – anders als etwa in der Ruhr – für den Rhein kein generelles Badeverbot gibt.

(ck/lesko/MF/pw)