Menlo Park/Berlin. Die neuen WhatsApp-Nutzungsregeln stießen auf Kritik. Nun will der Dienst das Vertrauen der Nutzer mit neuen Funktionen zurückgewinnen.

Die neuen Whatsapp-Nutzungsregeln wurden kontrovers diskutiert, sorgten für eine kräftige Abwanderungswelle - und haben nun für eine Reaktion des Unternehmens gesorgt: Der Messengerdienst bekräftigt das Festhalten an Komplett-Verschlüsselung und stellt nun neue Funktionen in Aussicht, um die Privatsphäre der Nutzerinnen und Nutzer zu schützen.

Whatsapp startete am Montag eine Anzeigenkampagne zum Datenschutz in Deutschland und Großbritannien, die zu ihren wichtigsten Märkten gehören. In kurzen Werbevideos wird hervorgehoben, dass die verschickten Inhalte dank sogenannter Ende-zu-Ende-Verschlüsselung grundsätzlich nur für die beteiligten Nutzer im Klartext sichtbar sind.

WhatsApp: Diese neuen Funktionen sind geplant

Die neuen Funktionen dürften besonders Nutzerinnen und Nutzer freuen, die sich um den Datenschutz sorgen.

  • Bald sollen Nachrichten verschickt werden können, die nur einmal angesehen werden können. Dies sei zum Beispiel nützlich, wenn man Familienmitgliedern ein Passwort schicken müsse, sagte WhatsApp-Chef Will Cathcart nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur.
  • Zudem soll die Funktion möglich sein, dass Chats nach einer bestimmten Zeit von alleine verschwinden.

"Die Menschen wollen insgesamt nicht, dass ihre Nachrichten für immer erhalten bleiben", erklärte Cathcart. Bei privaten Unterhalten hätte man schließlich auch kein Aufnahmegerät dabei. "Insofern ist es seltsam, dass digitale Chat-Plattformen die für immer speichern", fügte er hinzu.

Kritik an WhatsApp-Update beruht laut Unternehmen auf Missverständnis

Die zu Facebook gehörende Firma zählt mehr als zwei Milliarden Nutzer. In den vergangenen Monaten hatte der Dienst nach der Ankündigung neuer Nutzungsregeln aber mit Kritik zu kämpfen. Zahlreiche Nutzerinnen und Nutzer kündigten an, nicht mehr weiter Whatsapp nutzen zu wollen - wegen der Einschätzung, dass mit dem Mitte Mai in Kraft getretenen Update mehr Daten mit Facebook geteilt werden sollen. Viele wichen stattdessen auf Signal oder Telegram aus.

WhatsApp wies diese Befürchtungen als Missverständnis zurück. Die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, mit der auch der Dienst selbst keinen Zugang zu Inhalten habe, werde nicht aufgeweicht, betonte das Unternehmen mehrfach.

Cathcart betonte, dass ein überwiegender Großteil der Nutzer die neuen Regeln bereits akzeptiert hätten - ohne genaue Zahlen zu nennen. Ursprünglich sollten alle, die den neuen Regeln nicht zustimmen, mit der Zeit den Zugriff auf Grundfunktionen verlieren. Inzwischen drohen ihnen so gut wie keine Konsequenzen mehr.

WhatsApp-Chef: Regierungen wollen Verschlüsselung aufweichen

Weiter kritisierte Cathcart, dass einige Regierungen versuchten, die Verschlüsselung in Chatdiensten aufzuweichen. Er hoffe, dass politische Entscheidungsträger mit der Zeit einsehen, dass sie für mehr Sicherheit sorgen müssen - zum Beispiel durch die Vorgabe von Standards für Unternehmen.

In zahlreichen Ländern laufen Versuche von Regierungen und Behörden, die Komplett-Verschlüsselung in Chatdiensten wie WhatsApp auszuhebeln. Auch in Deutschland gibt es einen Gesetzentwurf, mit dem dem Verfassungsschutz die Quellen-Telekommunikationsüberwachung auch in verschlüsselten Chatdiensten ermöglicht werden soll.

Anbieter müssen Behörden bei SMS Überwachung ermöglichen

Schon lange müssen Telekommunikationsanbieter bei klassischen SMS-Nachrichten Behörden die Überwachung ermöglichen. Das gilt bislang für die verschlüsselten Chatdienste nicht. Sicherheitsbehörden kritisieren, dass sie die Kommunikation von Kriminellen oder Extremisten so nicht überprüfen könnten.

Den internationalen Polizeibehörden gelang in den vergangenen Tagen ein großer Schlag gegen das organisierte Verbrechen - und zwar ausgerechnet mit Hilfe einer Chat-App. Den Ermittlern war es gelungen, ihre angebliche abgesicherte App als Kommunikationsweg in kriminellen Kreisen zu etablieren.

(raer/dpa)