Washington. . Die Doku-Serie von Prinz Harry und Oprah Winfrey über psychische Gesundheit startet. Auch Stars erzählen darin von Leid und Trauer.

Von irgendwas müssen sie ja leben, die royalen Aussteiger, die seit ihrem Abgang aus London aus ihrem Domizil nahe Los Angeles mit Einblicken in ihr Innerstes die Fans und das britische Königshaus in Atem halten. An diesem Freitag startet auf dem Streaming-Portal Apple TV eine von Star-Moderatorin Oprah Winfrey und Prinz Harry, dem Duke von Sussex, konzipierte TV-Dokumentation, die ums Seelenheil kreist.

Passend zu den durch die Corona-Pandemie weltweit ausgelösten psychischen Verwerfungen, die laut Harry „bei jedem jahrzehntelang zu spüren sein werden”, wird das Feld der mentalen Gesundheit durchgepflügt. In der aufwändig produzierten Serie „The Me You Can't See”, etwa: „Das Ich, das Du nicht sehen kannst”, nehmen Winfrey und der Adlige den Zuschauer behutsam an die Hand, um eine Kern-Botschaft zu platzieren.

Prinz Harry will mit Dokumentation über Traumata aufklären

O-Ton des 36-Jährigen, der in wenigen Wochen mit seiner Frau Meghan zum zweiten Mal Vater wird: „Die Mehrheit von uns hat irgendeine Form von nicht verarbeitetem Trauma, Verlust oder Leid, das sich sehr persönlich anfühlt und es auch ist. Aber das vergangene Jahr hat uns gezeigt, dass wir alle zusammen in dieser Situation sind, und meine Hoffnung ist, dass diese Serie zeigen wird, dass Stärke in Verletzlichkeit liegt, Verbindung in Empathie und Stärke in Ehrlichkeit.”

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Worauf die milliardenschwere TV-Ikone Winfrey sekundiert: „Jetzt mehr denn je gibt es einen dringenden Bedarf dafür, die Scham, die psychische Gesundheit umgibt, mit Weisheit, Einfühlungsvermögen und Ehrlichkeit zu ersetzen.” Für ihr bezahlpflichtiges Projekt hat sich das Duo bekannte Gesichter herangeholt.

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Die Schauspielerin Glenn Close, der Popstar Lady Gaga, die Olympia-Boxerin Virginia Fuchs, der Promi-Koch Rashad Armstead und der NBA-Basketballstar DeMar DeRozan, um nur einige zu nennen, geben, teils tränenreich, intime Einblicke in die depressiven Phasen ihrer Biografie.

Doku: Hilfe annehmen als Zeichen von Stärke

Was sie berichten, vor allem: wie sie mit emotionalen Niederschlägen umgehen, erinnert an die bewegende Beichte des 23-fachen Schwimm-Olympia-Goldmedaillen-Gewinners Michael Phelps, der vor fast zehn Jahren Suizid-Gedanken hegte, dann seine Scheu vor professioneller Hilfe überwand und heute eines der wirkungsmächtigsten Sprachrohre für die Nutzung psychotherapeutischen Beistands ist.

In Großbritannien hat das Publikum, genauer: die von Harry und Meghan verachtete Boulevard-Presse, bereits vor Ausstrahlung der ersten Folge Alarm geschlagen. Im Trailer zur Serie tauchen Bilder von Harry, damals 12, auf, wie er mit gesenktem Kopf an der Seite seines Vaters, Prince Charles, 1997 den Sarg mit seiner bei einem Autounfall in Paris gestorbenen Mutter Diana, Princess of Wales, passieren lässt.

Ein Ereignis, das Harry nach eigenen Worten 20 Jahre lang verfolgt hat, bevor er sich Rat suchte. „Die Entscheidung zu treffen, Hilfe anzunehmen”, sagt der Prinz gegenüber Oprah Winfrey, „ist kein Zeichen von Schwäche. In der heutigen Welt, mehr als je zuvor, ist es ein Zeichen der Stärke.”

Harry könnte in Dokumentation wieder das Königshaus kritisieren

Die in England gehegte Befürchtung, Harry könnte (nach dem bahnbrechenden Interview mit ihm, seiner Frau und Oprah Winfrey) zu einem weiteren Rundumschlag gegen das Königshaus ausholen, scheinen nicht ganz unbegründet zu sein. Im Gespräch mit dem Hollywood-Schauspieler Dax Shepard (Podcast „Armchair Expert”) ging Harry hart mit seiner royalen Familie, gesondert Vater Prince Charles, ins Gericht.

Er sprach von „genetischem Leid", das er via Herkunft erlitten habe. Und davon, dass sein Leben als Royal eine Mischung aus „Die Truman Show” und einem „Zoo” gewesen sei. Wörtlich monierte Harry einen „Kreislauf des Schmerzes”, den sein Vater an ihn weitergegeben habe, weil er bei seiner eigenen Erziehung selbst „Schmerz und Leid” erfahren habe.

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    Was seinen eigenen Sohn, Archie (2), und die vor der Geburt stehende Tochter angeht, wolle er einen anderen Weg einschlagen, sagte Harry: „Ich werde sicherstellen, dass ich diesen Zyklus unterbreche, damit ich ihn nicht weitergebe.”

    Einige Amerikaner wünschen Harry wieder zurück nach England

    In den USA ist die bis dato sehr willkommen gewesene Offenheit des berühmten Exilanten erstmals sauer aufgestoßen. Prinz Harry hatte am Rande des Interviews mit Dax Shepard das in der US-Verfassung besonders geschützte Recht auf Meinungsfreiheit „First Amendment” als „ziemlich verrückt” bezeichnet.

    Ein Urteil, bei dem vor allem rechtslastige Sender wie Fox News keinen Spaß verstehen. Dort wie in Sozialen Medien legte man dem royalen Gast indiskret die Rückkehr an die Themse nahe.