Mexiko-Stadt. Mexiko steht kurz davor, Cannabis für den Freizeitkonsum freizugeben. Doch kann dieser Schritt die Drogenkriminalität verringern?

Mexiko könnte bald als drittes Land der Welt Cannabis für den Freizeitkonsum freigeben. Die Abgeordnetenkammer stimmte am Mittwoch mit 316 zu 129 Stimmen für einen entsprechenden Gesetzesentwurf.

Volljährige sollen künftig unter anderem Marihuana in zugelassenen Geschäften kaufen, davon 28 Gramm besitzen und bis zu acht Cannabispflanzen für den Eigenkonsum züchten dürfen. Einschränkungen gelten etwa für den Konsum in der Öffentlichkeit.

Legalisierung von Cannabis in Mexiko schreitet voran

Es gilt als wahrscheinlich, dass auch der Senat dem Vorhaben zustimmen wird. Dieser hatte das neue Gesetz bereits im November verabschiedet, wegen Änderungen muss er nun erneut darüber abstimmen.

Das Oberste Gericht Mexikos hatte bereits 2015 das Verbot der Freizeitnutzung von Marihuana für unrechtmäßig erklärt. Das gut 100 Jahre alte absolute Verbot verletze das Recht auf die freie Entfaltung der Persönlichkeit. Die Richter hatten dem Kongress eine Frist gesetzt, ein entsprechendes Gesetz zu verabschieden. Nach mehreren Verlängerungen läuft diese Ende April ab. Der Gebrauch von Cannabis zu medizinischen Zwecken ist seit 2017 in Mexiko zugelassen.

Mexiko legalisiert Cannabis als dritter Staat weltweit

Mexiko mit seinen 126 Millionen Einwohnern wäre damit nach Uruguay und Kanada der dritte Staat weltweit, der den Freizeitgebrauch der pflanzlichen Droge legalisiert. „Theoretisch entsteht dadurch der größte legale Markt der Welt, da Mexiko über große Produktionskapazitäten verfügt“, sagte Lisa Sánchez, Leiterin der Organisation "Mexiko vereint gegen das Verbrechen."

Lesen Sie auch: Wirkung von Cannabis verzehnfacht - Experten schlagen Alarm

Das Gesetzesvorhaben zielt auch darauf ab, die Drogenkriminalität im Land, durch die jedes Jahr tausende Menschen zu Tode kommen, einzudämmen. Bislang kontrollieren die mächtigen Drogenkartelle den lukrativen illegalen Handel mit Marihuana. 2020 beschlagnahmten die mexikanischen Behörden 244 Tonnen der Droge.

Auch interessant: Drogenpolitik - SPD-Vorsitzende fordern Freigabe von Cannabis

„Das Gesetz würde dazu beitragen, Frieden zu schaffen“, sagte Rubén Cayetano, Abgeordneter der Regierungspartei Morena. Die Oppositionspartei PRI, die dagegen stimmte, fürchtet hingegen, dass eine Legalisierung zu steigenden Konsumenten- und Suchtzahlen führen würde.

Mexikanische Banden verdienen Geld mit anderen Drogen

Inwieweit die Legalisierung von Cannabis tatsächlich Auswirkungen auf den Drogenkrieg haben könnte, unter dem die Mexikaner seit Jahren leiden und der bislang wohl rund 150.000 Todesopfer gefordert hat, ist fraglich.

Lesen Sie mehr: Cannabis - Drogenbeauftragte fordert einheitliche Regeln

Der Anbau, Schmuggel und Verkauf von Marihuana ist heute nur noch ein kleiner Bruchteil des Geschäfts, mit dem hochprofessionalisierte Banden aus Mexiko und umliegenden Ländern jedes Jahr Milliarden scheffeln. Sie verdienen mehr mit Kokain und Heroin, vor allem mit synthetischen Drogen, vor allem seitdem in mehr als einem Dutzend Bundesstaaten der USA der Konsum von Marihuana legalisiert worden ist.

(amw/afp)