Berlin. Der Impfstoff von Biontech/Pfizer ist laut Daten aus Israel nicht nur hochwirksam. Er könnte sogar Übertragungen weitgehend stoppen.

Der Impfstoff von Biontech und US-Partner Pfizer schützt neuesten Daten zufolge offenbar hochwirksam gegen Corona-Erkrankungen und schwere Verläufe. Zusätzlich könnte die Impfung laut noch unveröffentlichten Daten weitgehend die Virusübertragung auf andere Personen verhindern

So schützt das Vakzin von Biontech/Pfizer laut Angaben des israelischen Gesundheitsministeriums nach der zweiten Impfung zu rund 99 Prozent vor schweren Krankheitsverläufen oder Todesfällen. Das geht aus Daten hervor, die das Ministerium am Sonntag veröffentlichte.

Israel hatte mit der Verabreichung des Impfstoffs bereits am 19. Dezember begonnen. Die Daten der Studie erstrecken sich auf den Zeitraum bis zum 13. Februar.

Biontech/Pfizer-Impfstoff: Studiendaten weisen auf extrem hohe Wirksamkeit hin

Den am Sonntag veröffentlichten Studiendaten zufolge wurde durch den Impfstoff von Biontech/Pfizer eine Corona-Erkrankung zu 95,8 Prozent verhindert. Außerdem konnte demnach das Vakzin zu 98 Prozent das Auftreten von Symptomen wie Fieber und Atembeschwerden unterbinden und zu rund 99 Prozent Krankenhausaufenthalte, schwere Erkrankungen und Todesfälle.

Erhoben wurden die Daten zur Wirksamkeit des Impfstoffs 14 Tage nach der zweiten Impfung. Dabei verglich das israelische Gesundheitsministerium die Erkrankungs- und Sterberaten zwischen geimpften und nicht geimpften Personen.

Laut Aussage von Israels Corona-Beauftragten Nachman Asch seien die Daten der Studie allerdings mit Vorsicht zu genießen. „Wir wissen noch nicht genug über Infektionen, das ist der große Unbekannte“, sagte Asch einem Armeesender. Klar sei zwar inzwischen, dass die Impfung schwere Krankheitsverläufe verhindere. „Ich weiß aber nicht, in wieweit sie verhindert, dass Geimpfte das Virus in sich tragen und weitergeben.“ In den kommenden Wochen wolle man mehr darüber herausfinden. Lesen Sie auch: Drosten: Astrazeneca-Impfstoff viel besser als sein Ruf

Virusübertragung offenbar in neun von zehn Fällen verhindert

Wie am Sonntagvormittag „Der Spiegel“ und „Bild“ als erste berichteten, könnte es in dieser Frage der Virusweitergabe bald einen Lichtblick geben. Beide bezogen sich auf eine weitere, noch unveröffentlichte Studie aus Israel, wonach der Impfstoff von Biontech und Pfizer offenbar in knapp 89,4 Prozent der Fälle einer Virusweitergabe von geimpften Menschen an andere Personen unterbinden konnte.

Das soll aus einer Beobachtungsstudie des israelischen Gesundheitsministeriums gemeinsam mit Biontech/Pfizer hervorgehen. Die Studie soll auf Daten von rund 1,7 Millionen geimpften Israelis basieren.

Die Daten zeigten einen Rückgang der Infektionen in immer größeren Teilen der israelischen Bevölkerung. Das deute darauf hin, dass Geimpfte auch andere Personen schützen. Wichtig ist dabei der Aspekt:
Während der Untersuchung sei die britische Coronavirus-Variante B.1.1.7 – die deutlich ansteckender als der Urtyp ist – mit 81 Prozent der Fälle die dominierende Version gewesen.

Studie zur Virusweitergabe noch nicht geprüft

Noch sind sie Erkenntnisse zur eingedämmten Virusübertragung aber mit Vorsicht zu genießen. Die Studie soll erst noch auf einem Preprint-Server und in einem Fachmagazin veröffentlicht werden. Erst dann kann sie – wie üblich – von anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern geprüft werden. Daher haben Biontech und Pfizer auch noch kein Kommentar zu den Daten aus dem 22-seitigen Papier abgegeben. Das israelische Portal „Ynet“ hatte die Untersuchung an die Öffentlichkeit gebracht.

Die Untersuchung aus Israel wäre der erste Beleg dafür, dass der Impfstoff nicht nur gut vor Ansteckungen schützt, sondern bei Geimpften auch bewirkt, dass sie das Coronavirus nur noch in seltenen Fällen weitergeben. Selbst bei Biontech-Chef Uğur Şahin waren die Erwartungen dahingehend verhalten. Er hatte geschätzt, mit dem Biontech/Pfizer-Impfstoff nur etwa 60 Prozent der Infektionen verhindern zu können.

Daten könnten neue Pandemieverlauf positiv beeinflussen

Die Impfkampagne in Israel ist im Vergleich zu anderen Ländern sehr weit fortgeschritten. Das Land mit seinen 9,3 Millionen Einwohnern gilt als Vorreiter. Israel hat nach Angaben seines Gesundheitsministeriums knapp 2,9 Millionen Menschen – rund ein Drittel der Bevölkerung – bereits mit zwei Dosen vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Die Regierung will bis Ende März allen Bewohnern des Landes eine Impfung anbieten, die älter als 16 Jahre sind.

Sollte sich die Datenlage aus Israel bestätigen, könnte das den Pandemieverlauf auch über das kleine Land hinaus positiv beeinflussen. So könnte es laut Experten auch für andere Länder dank des Impfstoffs deutlich leichter werden, die Pandemie in den Griff zu bekommen und eine nächste Ansteckungswelle zu verhindern.

Denn eine wirksame Impfung, vor der Ansteckung schützt und die Weitergabe verhindert, würde die Virusvermehrung eindämmen und so auch die Bildung neuer Virusmutationen verlangsamen. Möglicherweise könnten Regierungen auch Kontaktbeschränkungen früher lockern und geimpften Personen mehr Bewegungsfreiheit einräumen, da sie keine große Gefahr mehr für ihre Umwelt darstellen.

(mahe/afp/dpa)