Berlin. David Garrett will mit seinem neuen Album Lebensfreude vermitteln. Ungemütlich werden kann er, wenn jemand in seinem Umfeld Mist baut.

Mit seinem neuen Album „Alive!“ versucht Star-Geiger David Garrett seinen Fans in der Corona-Zeit „Lebensfreude“ zu vermitteln, wie er sagt. Der 40-Jährige selbst gibt sich tiefenentspannt. Doch er hat auch noch große, unerfüllte Sehnsüchte. Dafür muss er freilich in den Himalaya.

Der Untertitel Ihres neuen Albums lautet „My Soundtrack“. Sind die Songs auch so etwas wie der Soundtrack Ihres Lebens?

David Garrett: Die Stücke bedeuten mir persönlich etwas, aber sie sind jetzt nicht als Reflexion meiner Vergangenheit gedacht. Ich habe in den letzten sechs, sieben Monaten viel Zeit gehabt, Filme, Serien und Dokumentationen anzuschauen, und das hat diese Auswahl inspiriert.

Die Zwangspause hatte auch zur Folge, dass Sie nicht auf Tour gehen konnten. Hatte dieser Stillstand auch was Positives?

Garrett: Ich hatte mehr Zeit im Studio, so dass ich von Anfang an dabei sein und mehr experimentieren konnte. Das war zum allersten Mal seit vielen Jahren möglich. Und wenn man nicht reist, entwickelt sich eine innere Ruhe. Aber ich vermisse die Auftritte schon sehr. Ich hoffe, dass wir bald wieder Möglichkeiten haben, mit gutem Hygienekonzept Unterhaltung für viele Menschen zu bieten.

Sie wurden unlängst 40. Ist so eine Wegmarke ein Anlass, das eigene Leben neu zu bewerten?

Garrett: Dieser Gedanke ist mir noch gar nicht gekommen. Vielleicht bin ich nicht reflektiert genug, oder ich habe in meinem Leben zu viel Glück gehabt. Ich habe alles, was ich mir hätte erträumen können.

David Garrett bei einem Konzert in der Mercedes Benz Arena in Berlin.
David Garrett bei einem Konzert in der Mercedes Benz Arena in Berlin. © imago | imago

Aber Sie haben sich im Lauf der Zeit schon verändert?

Garrett: Ja, ich ruhe viel mehr in mir und habe viel mehr Abstand. Auch habe ich eine bessere Menschenkenntnis. Und ich weiß, wie wichtig Ehrlichkeit ist.

Was ist, wenn Sie ein Geschäftspartner enttäuscht?

Garrett: Man hat theoretisch die Wahl zu sagen, mit dem möchte ich weiterarbeiten oder eben nicht. Ich persönlich vertrete allerdings die Meinung, dass sich Menschen nicht verändern. Wenn also jemand in meinem Umfeld Mist baut, ist das für mich das Ende der Beziehung.

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Privat oder geschäftlich?

Garrett: Sowohl als auch. Da bin ich ganz rational.

Wie häufig ist Ihnen so etwas passiert?

Garrett: Sicher schon oft. Ich bin jemand, der sehr viel nachfragt und nachliest und dementsprechend genau weiß, was um einen herum passiert. Da fallen einem Unstimmigkeiten viel schneller auf, als wenn man nur in der Welt der Musik lebt und sich mit Verträgen weder auskennt noch beschäftigt.

Es gibt auf dem Album auch Songs wie „Amazing Grace“, die eine spirituelle Note anschlagen. Wie würden Sie Ihre eigene Spiritualität beschreiben?

Garrett: Mit sich selbst im Reinen sein, sich selbst gegenüber ehrlich sein und sich auf das besinnen, was man wirklich gerne im Leben macht. Jeder Mensch, der sich selbst liebt, der kann nichts Böses tun. Das sind Dinge, die völlig normal sind, aber wir vergessen sie oft. Das ist meine persönliche Religion.

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Hat dieser Song eine persönliche Bedeutung für Sie?

Garrett: Ich kam damals einen Tag nach dem 11. September nach New York. Das war der erste Tag meines Studiums. Und drei Tage später haben wir im Studio „Amazing Grace“ aufgenommen, weil man einen Beitrag leisten wollte. Das war ein Zeichen dafür, dass die Menschen in einer schweren Situation nicht die Hoffnung verlieren sollten. Und so lag es nahe, dieses Stück auf dieses Album zu nehmen.

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    Haben Sie denn grundsätzlich Pläne außerhalb der Musik, die Sie realisieren möchten?

    Garrett: Ich wollte immer mal in den Himalaya, nach Tibet. Dort würde ich mit Rucksack wandern, campen und meditieren. Das steht seit Jahren auf meiner Liste. Ich finde Berglandschaften unglaublich beruhigend. Da genieße ich die Stille. Und in der Gegend muss es unglaublich schön sein.

    Sie könnten sich dort ja mal für ein paar Monate in ein Kloster zurückziehen.

    Garrett: Zwei Wochen reichen mir. Danach würde ich wieder Heimweh nach Berlin bekommen.

    Zur Person: David Garrett wurde am 4. September 1980 in Aachen als David Bongartz geboren und begann im Alter von vier Jahren das Geigenspiel. Bereits ein Jahr später gewann er seinen ersten Preis. Mit acht Jahren trat Garrett unter dem Namen seiner US-amerikanischen Mutter auf und erhielt mit zwölf seinen ersten Plattenvertrag.

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