Stockholm. Der Literaturnobelpreis geht in diesem Jahr an Louise Glück. Die US-Autorin wurde für ihre „unverwechselbare poetische Stimme“ geehrt.

197 Kandidaten kamen in Frage, davon 37 Autorinnen und Autoren, die zum ersten Mal nominiert waren – nun steht fest: Die amerikanische Poetin Louise Glück (77) bekommt 2020 den Nobelpreis für Literatur. Das hat die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaft am Donnerstag bekanntgegeben. Der Preis ist mit zehn Millionen schwedischen Kronen (rund 950.000 Euro) dotiert.

Glück, die ihr erstes Werk „Firstborn“ bereits 1968 veröffentlichte und seitdem Dutzende Gedichte und Essays verfasste, ist unter anderem als Professorin an der Elite-Universität Yale tätig. Die Königlich-Schwedische Akademie würdigte ihr Werk, das gekennzeichnet sei durch ein Streben nach Klarheit und dass die individuelle Existenz zu einer universellen Erfahrung mache.

Anders Olsson, der Vorsitzende des Nobelkomitees der Akademie, zeigte sich von ihrer Stimme begeistert: „Sie ist aufrichtig, kompromisslos und signalisiert, dass diese Poetin verstanden werden will. Aber es ist auch eine Stimme voller Humor und beißender Scharfsinnigkeit“, heißt es bei der Verkündung in Stockholm.

Literaturnobelpreisträgerin Glück: Schwedische Akademie überrascht mit ihrer Auswahl

Besonders interessant: Experten und Wettanbieter hatten Glück vorab nicht auf der Favoritenliste. Übliche Kandidaten sind dagegen Anne Carson, Margaret Atwood, Haruki Murakami und Ngugi wa Thiong’o. Dabei erhielt die 77-Jährige im Laufe ihrer Karriere bereits zahlreiche Auszeichnungen, darunter ein Pulitzer-Preis und der National Book Award.

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Im vergangenen Jahr war der Literaturnobelpreis doppelt vergeben worden, weil die Preisvergabe 2018 wegen eines umfassenden Skandals um das mittlerweile ausgetretene Akademiemitglied Katarina Frostenson und ihren Ehemann Jean-Claude Arnault zunächst ausgefallen war. So wurde die Polin Olga Tokarczuk nachträglich als Preisträgerin für das Jahr 2018 ernannt, der Österreicher Peter Handke erhielt die Auszeichnung für 2019.

Literaturnobelpreisträgerin Louise Glück mit dem früheren US-Präsidenten Barack Obama, von dem sie im September 2016 die National Humanities Medal (Medaille für Geisteswissenschaften) überreicht bekam.
Literaturnobelpreisträgerin Louise Glück mit dem früheren US-Präsidenten Barack Obama, von dem sie im September 2016 die National Humanities Medal (Medaille für Geisteswissenschaften) überreicht bekam. © dpa | Carolyn Kaster

Literaturnobelpreis 2019: Preisträger Peter Handke in der Kritik

Während die Ehrung von Tokarczuk viel Zuspruch erhielt, führte diejenige von Handke zu Kritik und Protesten. Der Österreicher hatte sich im Jugoslawien-Konflikt stark mit Serbien solidarisiert und nach Ansicht von Kritikern die von Serben begangenen Kriegsverbrechen bagatellisiert oder geleugnet. Bei der Beerdigung des gestürzten serbischen Führers Slobodan Milosevic hielt er 2006 sogar eine Rede.

In den vergangenen drei Tagen sind bereits die Nobelpreisträger in den wissenschaftlichen Kategorien Medizin, Physik und Chemie verkündet worden. Unter den Auserwählten war mit dem Astrophysiker Reinhard Genzel auch ein Deutscher. Lesen Sie dazu: Physik-Nobelpreis: Forscher Reinhard Genzel im Freudenrausch

Friedensnobelpreis: Preisträger wird am Freitag bekanntgegeben

Am Freitag wird außerdem der diesjährige Friedensnobelpreisträger benannt, zum Abschluss folgt dann am Montag noch der Wirtschaftsnobelpreis, der als einziger nicht auf das Testament von Preisstifter und Dynamit-Erfinder Alfred Nobel zurückgeht. An dessen Todestag, dem 10. Dezember, werden die Ausgewählten offiziell ausgezeichnet. Wegen der Coronavirus-Pandemie findet das in diesem Jahr in anderem und deutlich kleinerem Rahmen statt.

Literaturnobelpreis – Die Geehrten seit dem Jahr 2000:

Der Literaturnobelpreis wurde zum ersten Mal im Jahr 1901 vergeben. 14 deutschsprachige Autoren bekamen die renommierte Auszeichnung seitdem, zuletzt der Österreicher Peter Handke 2019, zuvor zum Beispiel auch Günter Grass (1999), Heinrich Böll (1972), Hermann Hesse (1946) oder Thomas Mann (1929).

  • 2019: Peter Handke (Österreich)
  • 2018: Olga Tokarczuk (Polen; der Preis wurde 2019 nachgeholt)
  • 2017: Kazuo Ishiguro (Großbritannien, in Japan geboren)
  • 2016: Bob Dylan (USA),
  • 2015: Swetlana Alexijewitsch (Belarus)
  • 2014: Patrick Modiano (Frankreich)
  • 2013: Alice Munro (Kanada)
  • 2012: Mo Yan (China)
  • 2011: Tomas Tranströmer (Schweden)
  • 2010: Mario Vargas Llosa (Peru)
  • 2009: Herta Müller (Deutschland)
  • 2008: J.M.G. Le Clézio (Frankreich)
  • 2007: Doris Lessing (Großbritannien)
  • 2006: Orhan Pamuk (Türkei)
  • 2005: Harold Pinter (Großbritannien)
  • 2004: Elfriede Jelinek (Österreich)
  • 2003: John M. Coetzee (Südafrika)
  • 2002: Imre Kertész (Ungarn)
  • 2001: V.S. Naipaul (Großbritannien)
  • 2000: Gao Xingjian (Frankreich)

(jkali/dpa)