Beverly Hills. Die Vergabe des Oscars für den „Besten Film“ soll künftig unterrepräsentierte Gruppen stärker berücksichtigen. Die neuen Regeln gelten ab 2024.

Die Oscars sollen diverser werden: Die verantwortliche Academy of Motion Picture Arts hat am Dienstag neue Kriterien vorgestellt, die dafür sorgen sollen, dass in dem Wettbewerb künftig mehr Frauen, Vertreter von Minderheiten, der LGBTQ-Bewegung sowie Menschen mit Behinderungen vertreten sind.

Die neuen Regeln sollen ab dem Jahr 2024 für Nominierungen in der Königskategorie „Bester Film“ gelten. Es soll eine Mindestzahl von Darstellern oder von Mitarbeitern in der Filmcrew sowie bei Produktion und Verwaltung aus unterrepräsentierten Gruppen sicherstellen. Nur wer die Inklusionsstandards erfüllt, kann auf einen Oscar hoffen.

Academy Awards: Neue Standards für Königskategorie für mehr Inklusion

Beim sogenannten „Standard A“ geht es darum, für mehr Diversität und Inklusion vor der Kamera zu sorgen. Dafür muss nur eine der folgenden Kriterien erfüllt sein:

Mindestens ein Schauspieler, dem eine signifikante Rolle zugeteilt wird, muss zu einer unterrepräsentierten ethnischen Bevölkerungsgruppe zählen, also beispielsweise eine dunkle Hautfarbe haben.

Die Story des Films muss sich um Frauen, LGBTQ-Menschen, eine unterrepräsentierte Gruppe oder Menschen mit Behinderung drehen.

Mindestens 30 Prozent der Darsteller müssen zu einer der eben genannten Gruppen zählen.

Oscar für den „Besten Film“: Auch hinter den Kulissen muss Diversität herrschen

Die Kategorie „Standard B“ setzt einen zusätzlichen Fokus darauf, wer hinter der Kamera, „behind the scenes“, arbeitet. Auch hier muss zumindest ein Kriterium erfüllt werden:

Zwei oder mehr Führungskräfte – gemeint sind zum Beispiel Regisseure, Kameramänner und Komponisten – müssen weiblich sein, der LGBTQ-Community angehören, eine Behinderung haben oder zu einer unterrepräsentierten Gruppe zählen.

Mindestens sechs weitere Mitglieder der Filmcrew müssen Teil einer unterrepräsentierten Gruppe sein.

30 Prozent einer Filmcrew müssen einer der kategorisierten Gruppen angehören.

Oscar-Verleihung: Bisher nur eine Regie-Auszeichnung für eine Frau

Dass die Oscars ein Problem mit Repräsentation haben, zeigte sich auch bei der Verleihung in diesem Jahr. In der begehrten Kategorie, „Beste Regie“, war mal wieder keine einzige Frau nominiert. Dabei liefen mit „Porträt einer jungen Frau in Flammen“, „Queen Slim“ oder Greta Gerwigs „Little Women“ gleich drei beachtenswerte Filme von Regisseurinnen im Kino. In der mittlerweile 92-jährigen Geschichte der Academy Awards wurden bisher lediglich fünf Regisseurinnen nominiert. Nur eine, Kathryn Bigelow, gewann 2010 einen Oscar für ihre Arbeit.

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Unter den zwanzig Preisanwärtern für die besten Haupt- und Nebendarstellerinnen und beste Haupt- und Nebendarsteller war 2020 nur eine Nichtweiße. Cynthia Erivo wurde für ihre Hauptrolle in „Harriet“ nominiert. Dass am Ende „Parasite“, ein südkoreanischer Film des Regisseurs Bong Joon-ho, die meisten Trophäen gewann, konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass es den Oscars an Diversität mangelt.

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Oscars: Bereits Kritik an neuen Inklusionsstandards

„Wir glauben, dass diese Inklusionsstandards ein Katalysator für einen wesentlichen und lang anhaltenden Wandel in unserer Branche sein werden“, erklärten Academy-Präsident David Rubin und die Vorstandsvorsitzende Dawn Hudson. Noch vor fünf Jahren, als die Academy nur weiße Darsteller für einen Oscar nominiert hatte, hatte die damalige Präsidentin Cheryl Boone Isaacs gesagt, die Academy Awards hätten „absolut kein Diversitätsproblem“.

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Seit sich 2015 die Internetkampagne unter dem Schlagwort „#OscarsSoWhite“ viral verbreitete, hat sich die Oscar-Akademie stärker für Minderheiten und Frauen geöffnet. Die neuen Bemühungen um mehr Diversität waren im Juni nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis angekündigt worden. Die Academy of Motion Picture Arts and Sciences zählt mehr als 7.000 Mitglieder aus der Filmbranche. Davon sind laut New York Times 81 Prozent weiß und 67 Prozent männlich.