Berlin. Der erste bundesweite Warntag offenbarte einige Mängel im deutschen Warnsystem. Nun gibt es in einem Bundesamt personelle Konsequenzen.

  • Der erste bundesweite Warntag sollte am 10. September die Warnmittel in Deutschland auf ihre Verlässlichkeit hin prüfen
  • Der Test offenbarte einige Mängel im Alarmsystem
  • Nun wurde bekannt, dass die Pannen auch personelle Konsequenzen haben werden.

Der Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe in Bonn, Christoph Unger, soll abgelöst werden. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Mittwoch aus der Unionsfraktion. Nach Pannen im Zusammenhang mit dem bundesweiten Warntag am vergangenen Donnerstag war auch Kritik an der Behörde laut geworden. Zuerst hatte der rbb darüber berichtet.

Der erste bundesweite Warntag war am vergangenen Donnerstag ziemlich schief gelaufen. Unter anderem kam die Meldung der Warn-Apps NINA und KATWARN erst mit einer guten halben Stunde Verspätung auf den Smartphones an. Wäre es tatsächlich ein Ernstfall gewesen, wären viele Bürger nicht rechtzeitig gewarnt worden.

Das Bundesinnenministerium hatte den Probealarm deshalb als „fehlgeschlagen“ bezeichnet. Grund sei ein technisches Problem gewesen. „Die Vorgänge werden jetzt umfassend aufgearbeitet“, hatte das Ministerium angekündigt.

Unger machte verschiedene Leitstellen dafür verantwortlich, dass die Warn-Apps auf den Handys nicht funktioniert hatten. „Sie haben sich nicht an die Absprachen gehalten“, sagte er. Es sei vereinbart gewesen, dass das Bundesamt die Apps alleine von Bonn aus bedienen würde. Stattdessen seien fast zeitgleich etwa 30 andere Warnmeldungen rausgegangen. „Das hat das System nicht verkraftet“, sagte Unger.

Bis zum nächsten Warntag im September 2021 müssten die Defizite bereinigt werden. Unger stand bereits seit der Gründung des Bundesamtes 2004 an dessen Spitze.

Was war am Warntag geplant?

Der bundesweite Probealarm sollte am Donnerstag um 11 Uhr durchgeführt werden. Es war geplant, alle vorhandenen Warnmittel dabei zu testen. Dazu gehören zum Beispiel Warn-Apps, Nachrichten über Radio und Fernsehen, aber auch Sirenen. Um 11.20 Uhr sollte die Entwarnung folgen.

Heulten überall die Sirenen?

Die amtliche Meldung des Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe wurde erst eine h albe Stunde später verbreitet als zunächst angekündigt. Etwa zehn Minuten später folgte die Mitteilung für die Probeentwarnung. Trotzdem waren rund um 11 Uhr einige Sirenen zu hören.

Probleme gab es aber nicht nur bei der Pünktlichkeit: In vielen Bundesländern fielen Sirenen aus, zum Beispiel in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt. In den Großstädten Leipzig und Dresden schwiegen die Sirenen ganz.

Funktionierte die Spezial-App NINA?

Auch die Warn-App NINA ist bei vielen Nutzern still geblieben. Die angekündigte Warnmeldung erschien zunächst nicht. „Wir wissen, dass es teilweise geklappt hat“, sagte eine Sprecherin des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in Bonn. Tatsächlich blieb die App aber bei vielen Nutzern stumm.

Dr. Thomas Herzog, Vizepräsident des BBK erklärte, dass nach ersten Erkenntnissen die Warnung pünktlich ausgelöst wurde. Allerdings habe ein Bundesland entgegen der Absprache eine eigene Warnung über die App versendet. Nach Informationen der „Berliner Morgenpost“ soll es sich dabei um Bayern handeln.

Der Alleingang des Bundeslandes hatte offenbar zur Folge, dass die Warnung des BBK blockiert wurde. Daraus resultierte die zeitliche Verzögerung. Man überlege nun, ob man Warnungen des Bundes gegenüber der Länder priorisiert.

Die App NINA wurde vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in Bonn entwickelt und ist mit dem sogenannten Modularen Warnsystem verknüpft. Das ist das satellitengestützte Warnsystem des Bundes, das Warnungen des BBK und lokale Warnungen der Leitstellen verbreitet.

NINA empfängt aber auch Wetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes und Hochwasserwarnungen. Andere Warn-Apps sind BIWAPP (Bürger Info und Warn App), KATWARN sowie diverse regionale Warn-Apps. Lesen Sie auch: Vier Millionen nutzen Warn-Apps für Katastrophenfall

Die Notfall-Informations- und Nachrichten-App „NINA“ des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe.
Die Notfall-Informations- und Nachrichten-App „NINA“ des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. © dpa | Rolf Vennenbernd

Welchen Sinn hat der Warntag?

Das Bund-Länder-Projekt soll die Bevölkerung für das Thema Warnung sensibilisieren und auf die verfügbaren Warnmittel aufmerksam machen. „Es hat sich gezeigt, dass Menschen in Krisensituationen vor allem auf Bekanntes und bereits Erlerntes zurückgreifen“, sagt Christoph Unger, Präsident des BBK. Deshalb sei es sinnvoll, so etwas einzuüben.

Auch sollen die bundesweit einheitlichen Sirenensignale bekannter werden. Außerdem gebe es eine zunehmende Zahl von Naturkatastrophen, zum Beispiel die Hitzewellen von 2018 und 2019, Terroranschläge wie in Halle oder Hanau oder aktuell die Corona-Pandemie. Diese Ereignisse hätten gezeigt, dass ein Warnsystem wichtig sei.

Warum wurde der 10. September für den Warntag gewählt?

Im größten Teil des Landes hat die Schule wieder angefangen, sodass man davon ausgehen kann, möglichst viele Menschen zu erreichen. Der Warntag soll künftig jedes Jahr am zweiten Donnerstag im September stattfinden.

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Gibt es eine allgemeine Empfehlung, wie man sich im Ernstfall verhalten soll?

Das BBK sagt dazu: „Mit jeder Warnung erhalten Sie in der Regel Informationen zur Gefahr und Empfehlungen, was Sie zu Ihrem Schutz tun können. Generell gilt: Bewahren Sie Ruhe, informieren Sie sich über die Medien und unterrichten Sie gegebenenfalls Ihre Nachbarn.“ (jb/dpa)