Solingen. Fünf Kinder sterben in einer Wohnung in Solingen. Die Mutter steht unter Verdacht, sie getötet zu haben. Die Nachbarn sind bestürzt.

Es war „totenstill“ an diesem Morgen, sagt Nina von gegenüber; man habe überhaupt nichts gehört, sagt die Frau von nebenan. „Wieso haben wir nichts mitbekommen?“ Das ist die Frage, die in Solingens Hasselstraße alle stellen an diesem grauen Nachmittag, und die Nachbarn meinen nicht die Geräusche.

Sie meinen: Da lebte eine unglückliche Frau in ihrer Mitte, und niemand hat davon gewusst. „Wir hätten früher reagieren können“, sagt Nina, „man hätte ihr helfen müssen.“ Noch weiß man nicht, was die 27-Jährige bewegt hat, fünf ihrer sechs Kinder zu töten: drei Mädchen und zwei Jungen im Alter von 8, 6, 3, 2 und eineinhalb Jahren. Was die Mutter trieb, sich selbst am späten Donnerstagvormittag in Düsseldorf vor eine S-Bahn zu werfen.

Solingen-Hasseldelle wehrt sich gegen das Stigma „sozialer Brennpunkt“

Vielleicht wird man sie irgendwann fragen können, sie hat ja überlebt. So wie ihr Ältester (11), den sie offenbar mitnahm von Solingen nach Düsseldorf, der nun bei seiner Oma sein soll, jedenfalls: „im sicheren familiären Umfeld“, wie es von der Polizei hieß. Diesen Elfjährigen, von dem die Nachbarn sagen, er sei so ein lustiger Kerl: „Jeder kennt den“, sagt Tayfun, 19, „der läuft hier immer mit seiner Musikbox über die Straße. Oder, er lief.“