New York/Berlin. Es war die erste Live-Veranstaltung seit Beginn der Corona-Pandemie: In diesem Jahr war bei den MTV Video Music Awards vieles anders.

Lady Gaga, Lady Gaga und nochmal Lady Gaga: Die Sängerin hat bei den MTV Video Music Awards in der Nacht zum Montag in ihrer Heimatstadt New York insgesamt fünf Auszeichnungen abgeräumt und damit mehr als jede andere nominierte Künstlerin und jeder andere Künstler. Die MTV Video Music Awards (VMAs) waren die erste große Live-Veranstaltung in den USA seit der Corona-Pandemie. Doch neben der Krise war auch „Black Lives Matter“ ein großes Thema des Abends.

Die Live-Show fand auf mehreren Outdoor-Bühnen in New York statt, unter anderem in einem Autokino in Brooklyn und auf einer Aussichtsplattform hoch über Manhattan, auf der zu Beginn des Abends der Musiker The Weeknd auftrat. Ganz ohne Publikum musste das Event nicht auskommen: Vor den Bühnen gab es zum Teil einige Zuschauerinnen und Zuschauer. Ansonsten wurde ein Applaus vom Band eingespielt.

Neben den Rahmenbedingungen waren auch die Themen des Abends ungewöhnlich: Die VMAs, die seit 1984 verliehen werden, waren wohl noch nie so politisch. Vor allem die schwarzen Stars des Events thematisierten Rassismus, Polizeigewalt und „Black Lives Matter“. In einem kurzen Einspielfilm wurde dem am Freitag im Alter von nur 43 Jahren an Krebs gestorbenen „Black Panther“-Schauspieler Chadwick Boseman gedacht. Und auch die Corona-Krise war – wenig überraschend – scheinbar allgegenwärtig.

MTV VMAs: Neue Kategorien wegen der Corona-Pandemie

Angesichts der Pandemie wurden neue Preiskategorien wie „Bestes Musik-Video von Zuhause“ (Ariana Grande und Justin Bieber: „Stuck with U“) und „beste Quarantäne-Darbietung“ (CNCO: „Unplugged At Home“) geschaffen. Außerdem wurde medizinisches Personal für seinen Einsatz geehrt.

Die Verleihung der VMAs, normalerweise eher als Spaß-Veranstaltung zum Ende des Sommers angesehen, galt in diesem Jahr als eine Art Versuchsballon, nachdem viele ähnliche Veranstaltungen wegen der Pandemie abgesagt oder verschoben worden waren.

Dennoch blieben viele Stars aufgrund der andauernden Pandemie zu Hause. Sängerin Taylor Swift oder die südkoreanische Boyband BTS schickten Videobotschaften. Vor Ort zeigten sich dagegen unter anderem Miley Cyrus, Maluma, DaBaby, die Black Eyed Peas, Drew Barrymore, Nicole Richie, Kelly Clarkson und Doja Cat – und die große Gewinnerin des Abends, Lady Gaga.

MTV VMAs 2020: Selbst bei ihrem Auftritt trugen Lady Gaga (rechts) und Ariana Grande ihre Masken.
MTV VMAs 2020: Selbst bei ihrem Auftritt trugen Lady Gaga (rechts) und Ariana Grande ihre Masken. © MTV / AFP

MTV VMAs 2020: Lady Gaga fünffach ausgezeichnet

Die 34-Jährige zeigte sich bei der Veranstaltung mehrfach auf der Bühne – immer in unterschiedlichen ausgefallenen Kostümen und immer mit Mund-Nasen-Schutz. Selbst bei ihrer Performance mit Ariana Grande trugen Lady Gaga und ihre Kollegin ihre Masken. „Seid freundlich, tragt Masken und seid mutig und immer mutiger“, rief Gaga ihren Fans zu.

Gaga gewann in der Kategorie „Künstler*in des Jahres“ und bekam den eigens für sie geschaffenen „Tricon Award“, der neben ihrem künstlerischen Schaffen auch ihren Einsatz als Aktivistin ehrt. „Das bedeutet mir mehr, als ihr wahrscheinlich wahrnehmt“, sagte Gaga. „Es war kein einfaches Jahr für viele Menschen, aber ich sehe in der Welt einen großen Triumph des Mutes. Auch wenn wir gerade voneinander getrennt sind und die Kultur sich vielleicht nicht so dynamisch anfühlt – ich weiß, dass es eine Renaissance geben wird.“

Außerdem gewann Gaga gemeinsam mit Kollegin Ariana Grande drei Awards für den Song „Rain On Me“ und das dazugehörige Video. „Es fühlt sich an, als wären Ariana und ich seelenverwandt“, sagte Gaga. Mit je neun Nominierungen waren die beiden bereits als Top-Favoritinnen ins Rennen um die Auszeichnungen gegangen.

MTV VMAs-Moderatorin: Dürfen Polizeigewalt nicht akzeptieren

Moderiert wurde die Gala von Keke Palmer. „Ich weiß nicht, ob ich die erste Wahl war oder ob ich angesichts von Covid-19 die einzige war, die mutig genug ist“, witzelte die Schauspielerin. Aber sie machte auch direkt zu Beginn der Veranstaltung deutlich, dass diese noch von einer weiteren, viel länger andauernden Krise dominiert werde: „Wir dürfen Polizeibrutalität oder Unrecht nie akzeptieren.“

Keke Palmer moderierte die MTV Video Music Awards.
Keke Palmer moderierte die MTV Video Music Awards. © / dpa

Nach dem Tod mehrerer Afroamerikaner bei brutalen Polizeieinsätzen demonstrieren in den USA und weltweit seit Monaten Menschen gegen Rassismus und Polizeigewalt. So zeigte sich dann auch der Sänger The Weeknd so gar nicht in Feierstimmung, obwohl er zwei Preise bekam. „Es ist sehr schwer für mich, jetzt gerade zu feiern und diesen Moment zu genießen.“ Die Black Eyed Peas beendeten die Gala mit zwei Songs – und den Abschlussworten: „Black Lives Matter.“ (dpa/reb)

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