London. Der Grafitty-Künstler Banksy hat ein Schiff zur Seenotrettung bemalt und gestiftet. Die „Louise Michel“ rette bereits 89 Menschen.

Der britische Graffiti-Künstler Banksy hat ein Schiff zur Seenotrettung von Flüchtlingen gestiftet und es außerdem selbst bemalt. Wie die deutsche Hilfsorganisation Sea-Watch am Donnerstagabend bei Twitter mitteilte, nahm das von dem Künstler pink verzierte Rettungsschiff bereits 89 auf dem Mittelmeer in Seenot geratene Menschen auf. „Wir freuen uns über die pinke Verstärkung!“, schrieb Sea-Watch zu einem Foto des Schiffs.

Zuerst hatte der britische „Guardian“ über den ersten Einsatz des unter strengster Geheimhaltung beschafften Schiffs berichtet. Der für seine Kritik an der europäischen Flüchtlingspolitik bekannte Banksy hatte das Schiff unter anderem mit dem Graffiti eines Mädchens in Rettungsweste dekoriert, das einen pinken Rettungsring in Herzform hält.

Deutsche Aktivistin Pia Klemp ist die Kapitänin des Schiffs

Benannt ist das Schiff nach „Louise Michel“, einer französischen Anarchistin aus dem 19. Jahrhundert. Wie der „Guardian“ weiter berichtete, ist die bekannte deutsche Aktivistin Pia Klemp die Kapitänin des Schiffs. Die italienische Justiz ermittelt seit vergangenem Jahr gegen sie wegen „Beihilfe zur illegalen Einreise“.

Klemp sagte der Zeitung: „Ich sehe die Seenotrettung nicht als eine humanitäre Aktion, sondern als Teil eines antifaschistischen Kampfes.“ Die Crew besteht laut Sea-Watch aus zehn erfahrenen Seenotrettern aus ganz Europa. Das Leben an Bord zeichnet sich laut Website durch „flache Hierarchien und eine vegane Ernährung“ aus.

Migranten formen ein Herz mit ihren Händen auf dem Rettungsschiff MV LouiseMichel, welches vom Streetart-Künstler Banksy bemalt ist. Banksy unterstützt das Schiff zur Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer.
Migranten formen ein Herz mit ihren Händen auf dem Rettungsschiff MV LouiseMichel, welches vom Streetart-Künstler Banksy bemalt ist. Banksy unterstützt das Schiff zur Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer. © dpa | Louise Michel

Banksy finanzierte Schiff und ließ es umbauen

Laut „Guardian“ hatte Banksy Klemp im vergangenen September per E-Mail kontaktiert. „Hallo Pia, ich habe über deine Geschichte in der Zeitung gelesen. Du klingst wie ein knallharter Typ“, zitiert die Zeitung aus der Nachricht, die Klemp zunächst für einen Scherz hielt.

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Banksy habe weiter geschrieben: „Ich bin ein Künstler aus Großbritannien und habe einige Arbeiten über die Migrationskrise gemacht, natürlich kann ich das Geld nicht behalten. Könntest du es verwenden, um ein neues Boot oder so etwas zu kaufen? Bitte lass es mich wissen. Gut gemacht. Banksy.“

Das Schiff stammt von der französischen Marine und wurde zwischen Ende Juni und Mitte August im spanischen Borriana umgebaut, wie ein Sprecher des Hafens der Nachrichtenagentur AFP sagte. Laut Website ist das 30 Meter lange Schiff zwar kleiner als der Rest der Sea-Watch-Flotte, aber dafür mit 28 Knoten (51 km/h) so schnell, dass es mit den Schiffen der libyschen Küstenwache mithalten kann.

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Rettungsschiff „Louise Michel“ nahm bereits 89 Menschen im Mittelmeer auf

Nachdem sie von Spanien aus in See stach, unterstützte die „Louise Michel“ zunächst zwei Einsätze des Schwesterschiffs „Sea Watch 4“, bevor sie laut Twitter-Account des Schiffs am Donnerstag selbst 89 Menschen - darunter 14 Frauen und zwei Kinder - aus dem Mittelmeer aufnahm. Die Geretteten hätten demnach unter Dehydrierung, Verbrennungen und Verletzungen durch Folter in Libyen gelitten und warteten nun auf einen „Hafen der Sicherheit“.

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In diesem Jahr versuchen Migranten wieder vermehrt von Libyen und Tunesien aus mit Booten nach Europa zu gelangen. Nach Schätzungen der Internationalen Organisation für Migration sind 2020 bereits mehr als 300 Menschen bei der Überfahrt ums Leben gekommen.

Gleichzeitig gehen die italienischen Behörden hart gegen die Aktivisten vor. Das letzte erfolgreiche Rettungsschiff, die „Ocean Viking“ der Organisation SOS Méditerranée, wird seit Anfang Juli von den italienischen Behörden „aus technischen Gründen“ festgehalten, nachdem es 180 Migranten nach Sizilien gebracht hatte.

(afp/amw)