Frankfurt. Eine Studie der Uniklinik Frankfurt belegt Herzschäden bei vielen Corona-Genesenen – selbst bei leichten Verläufen von Covid-19.

Die Uniklinik Frankfurt hat eine Studie veröffentlicht, die Herzschäden bei einem Großteil von Corona-Genesenen festgestellt hat. Nachdem die Patienten negativ auf Covid-19 getestet wurden, stellte das Forscherteam um die Kardiologen Eike Nagel und Verena Puntmann bei 78 Prozent der Genesenen noch Auffälligkeiten am Herz fest. Bei 60 Prozent diagnostizierten die Forscher sogar eine Herzmuskelentzündung.

„In unserer Gruppe haben wir keinen Zusammenhang zwischen Schwere der akuten Infektion und des Vorhandenseins sowie des Ausmaßes der Herzschädigung beobachten können“, sagt Nagel.

Corona-Spätfolgen: Kardiologe vermutet Immunreaktion als Ursache

Für die Studie untersuchten die Kardiologen 100 genesene Corona-Patienten der Uniklinik Frankfurt zirka acht Wochen nach der Corona-Diagnose. Die Genesenen hatten ein Durchschnittsalter von 49 Jahren; 47 Prozent waren Frauen.

Da die Forscher die Genesenen erst untersucht hätten, nachdem keine Krankheitssymptome mehr vorhanden waren, konnten sie nicht feststellen ab wann die Herzschäden auftreten, erklärt Nagel. Als Ursache vermutet er am ehesten „eine Immunreaktion, die bei der Abwehr des Virus ausgelöst wird.“

Schäden am Herz traten unabhängig vom Covid-Verlauf auf

Nur ein Drittel der Patienten erkrankte laut der Studie so schwer an Covid-19, dass ein Aufenthalt im Krankenhaus nötig wurde. Der Rest erholte sich zu Hause von der Corona-Infektion und hatte leichte bis moderate Symptome. Lesen Sie hier: Wie symptomfreie Virusträger die Corona-Pandemie befeuern

Die Schwere der Herzmuskelerkrankungen nehme eine große Spannbreite ein, erklärt Nagel. „Zehn Prozent der Patienten hatten sehr ausgeprägte Entzündungen.“ Bei weiteren 30 bis 40 Prozent seien die Herzerkrankungen immer noch „prognostisch relevant“ gewesen.

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Corona und Herzerkrankungen: Weitere Untersuchungen „dringend nötig“

Was die Ergebnisse für die Gesundheit der Patienten auf lange Sicht bedeute, könne noch nicht eindeutig gesagt werden, geben die Forscher zu bedenken. Sie könnten aber für die Zukunft eine „potenzielle Belastung durch Herzmuskelerkrankungen in großen und wachsenden Teilen der Bevölkerung“ andeuten. Daher sei eine Bestätigung der Ergebnisse durch Untersuchungen einer größeren Gruppe von Patienten „dringend nötig“, heißt es in der Studie.

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Forscher wollen Studie ausweiten

Das Team um Nagel und Puntmann plant auch selbst die Studie auf einen größeren Teilnehmerkreis auszuweiten. „Wir suchen grade nach Finanzierungsmöglichkeiten.“ sagt Nagel. Die klinische Studie soll nun in mehreren Institutionen durchgeführt werden. Parallel sollen mögliche Behandlungsformen untersucht werden.

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