Berlin. Der Ausbruch beim Fleischkonzern Tönnies könnte ein Ausblick darauf sein, was Deutschland im Herbst bevorsteht, warnt Christian Drosten.

  • Christian Drosten sagte in seiner neuesten Ausgabe des NDR-Podcasts, dass weitere Ausbrüche im Herbst wahrscheinlich seien
  • Man müsse schon jetzt sehr vorsichtig sein wegen der möglichen Entwicklung einer zweiten Welle, betonte er
  • In der aktuellen Folge sprach der Virologe auch über die kontroversen Schulöffnungen

Der Virologe Christian Drosten hat in der 50. Folge des NDR-Podcasts vor niedrigen Temperaturen und damit verbundenen Ausbrüchen des Coronavirus im Herbst und Winter gewarnt.

Mit Blick auf den Fleischkonzern Tönnies sagte der Wissenschaftler der Berliner Charité: „Wir haben dann natürlich auch diese Situation von unbeheizten Räumen, in denen keine Luftbewegung stattfindet. Zum Beispiel in Wartebereichen von Bahnhöfen oder an Bushaltestellen.“

In der aktuellen Situation in Gütersloh und Umgebung sei es „entscheidend, dass sich das Virus nicht über die Gegend hinaus verbreitet“, sagte er. Er rechnet damit, dass die Zahl der Krankenhaus-Aufenthalte möglicherweise zunehme. Kapazitätsengpässe halte er aber für unrealistisch, weil Ärzte die Patienten auch in Kliniken in anderen Regionen verlegen können.

Christian Drosten mahnt in Podcast alle Alarmsensoren anzuschalten

Doch müsse man schon jetzt sehr vorsichtig sein wegen der möglichen Entwicklung einer zweiten Welle, betonte er. Welche Gefahren drohen zeigt laut Drosten der Blick in andere Länder, in denen sich das Virus schnell ausbreitet. „In den US-Südstaaten wurden Kinderkliniken für Erwachsene freigegeben“, sagte der Wissenschaftler. Dort seien die Beschränkungen zu früh wieder gelockert worden.

Und wie es in Deutschland weitergeht? „Ich bin nicht optimistisch, dass wir in einem Monat noch eine so friedliche Situation haben wie jetzt, was die Epidemietätigkeit angeht. In zwei Monaten, denke ich, werden wir ein Problem haben, wenn wir nicht wieder jetzt alle Alarmsensoren anschalten“, sagte der Berliner Virologe. In der vorigen Folge hatte Drosten unter anderem darüber gesprochen, wie sich das Virus durch Mutation verändern könnte.

Coronavirus und Schulen – Drosten für gesellschaftliche Diskussion

In der aktuellen Folge sprach der Virologe auch über die kontroversen Schulöffnungen. „Wir müssen uns gesellschaftlich damit auseinandersetzen, wie wir damit umgehen wollen“, sagte er. Die Diskussion sei jetzt notwendig, nicht erst nach den Sommerferien. Man könne das Virus nicht „wegtesten“. Daher könne die Konsequenz schließlich sein, dass es keine virusfreien Schulen geben könne. Und daraus würden sich wiederum viele Fragen für Lehrer und Angehörige ergeben.

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    Am Ende der Folge verkündete Korinna Hennig, Moderatorin des „Coronavirus-Updates“, noch eine Überraschung in eigener Sache: Der Podcast geht bis Ende August in die Sommerpause. Ein genaues Datum, wann es weitergeht, nannte sie nicht. Aber: Während der Pause soll es „Ersatz“ geben. Zwei Mal sollen andere Wissenschaftler zu Wort kommen – und natürlich über Corona sprechen. (les) Lesen Sie hier: Christian Drosten: Virologe will live mit Punkband auftreten