Berlin. Mütter, die bei ihrem großen Kind zu Gast sind, scannen wie ein programmierter Aufräum-Roboter die Wohnung. Warum das nie aufhört.

Mütter machen furchtbare Sachen, wenn sie ihre erwachsenen Kinder in der ersten eigenen Wohnung besuchen. „Mein Gott, ist hier schlechte Luft“ rufen sie noch auf der Türschwelle. Sie sprinten zum übervollen Wäscheständer, der neben dem Sofa vor sich hin gammelt, und fangen an, Socken abzunehmen und zu sortieren. „Die Pflanzen brauchen sofort Wasser“, rufen sie beim Blick auf den kleinen Austritt, wo das Studentenkind versucht, Basilikum und Tomaten züchten.

Wenn Mütter große Kinder haben, schlagen sie vor, Möbel zu rücken („Die schöne alte Kommode vom Opa kommt hier nicht zur Geltung“) und finden das Waschbecken in der Nasszelle „schmierig“. „Ich zeig dir mal, wie du so was richtig putzt“.

Mütter sind Maschinen: Getrimmt auf Effizienz und Schnelligkeit

Als ich vor Jahrzehnten in meine erste eigene Wohnung einzog, war mir nicht bewusst, dass Mütter von erwachsenen Kindern solche Maschinen sind, getrimmt auf Effizienz und Schnelligkeit. Sie räumen beim Telefonieren die Spülmaschine aus und bügeln beim Fernsehen, sie kaufen auf dem Heimweg vom Job ein und gehen niemals aus einem Kinderzimmer heraus, ohne irgendwelche Socken aus den Ecken hervorzuholen.