Berlin. Bundesernährungsministerin Julia Klöckner will Zucker in Baby- und Kindertees verbieten lassen. Zudem kommen Hinweise auf Verpackungen.

Dass Zucker nicht unbedingt gesund ist, ist keine Neuigkeit. Trotzdem wird der süße Stoff noch immer Getränken für Kinder und Babys zugesetzt – damit soll jetzt aber Schluss sein. In Baby- und Kleinkindertees soll Zucker künftig verboten sein. Kommen sollen auch neue Hinweise auf den Packungen.

Das sieht eine Verordnung von Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) vor, mit der sich in der kommenden Woche der Bundesrat befasst. Kräuter- und Früchtetees für Säuglinge oder Kleinkinder dürfen demnach keinen zugesetzten Zucker und andere süßende Zutaten wie Honig, Malzextrakt, Sirupe oder Dicksäfte enthalten.

Klöckner will Zucker-Verbot so schnell wie möglich erlassen

„Babys und Kleinkinder benötigen keine gesüßten Getränke“, sagte Klöckner der Deutschen Presse-Agentur. Zucker und andere süßende Zutaten hätten in Tees und Getränken, die speziell an sie gerichtet seien, nichts zu suchen. Das Verbot wolle sie so schnell wie möglich erlassen, sagte die Ministerin. Die zuständigen Bundesratsausschüsse empfehlen, dass die Länderkammer den Plänen bei ihrer Sitzung am kommenden Freitag zustimmt.

Bundesernährungsministerin Julia Klöckner will das Zuckerverbot so schnell wie möglich erlassen.
Bundesernährungsministerin Julia Klöckner will das Zuckerverbot so schnell wie möglich erlassen. © dpa | Annegret Hilse

Außerdem soll es auf der Verpackung künftig einen Hinweis geben, beim Zubereiten auf die Zugabe von Zucker und anderen süßenden Zutaten zu verzichten. Wie Klöckner erklärte, solle dies Eltern, Erziehern und allen Betreuern dabei helfen, den Ernährungsempfehlungen zu folgen. Zusätzlich soll es eine Kennzeichnung geben, ab welchem Kindesalter die Tees verwendet werden können – generell darf dies demnach nicht unter vier Monaten sein.

„Limo-Steuer“ nach britischem Vorbild?

Hintergrund ist laut Ministerium, dass gezuckerte Getränke die Gefahr von Karies und Übergewicht erhöhen. In den ersten 1000 Lebenstagen von Kindern würden wichtige Weichen fürs Ernährungsverhalten gestellt. Später sei es schwierig, solche Gewohnheiten wieder zu ändern. Laut der Verordnung umfasst das geplante Zuckerverbot 37 derzeit erhältliche Produkte. Die neuen Informationspflichten auf der Packung betreffen demnach laut einer Marktübersicht 85 Produkte.

Das Vorhaben von Klöckner trifft nicht nur auf Befürworter. Die Verbraucherorganisation Foodwatch kritisierte die Pläne als „Ablenkungsmanöver“. Gesüßte Kindertees seien ein Nischenprodukt, das im Einzelhandel ohnehin kaum mehr eine Rolle spiele, so Experte Oliver Huizinga. Klöckner müsse vielmehr ernsthafte Maßnahmen ergreifen, wie sie auch von Ärzten seit Jahren gefordert werden – etwa das Verbieten von Werbung für unausgewogene Lebensmittel. Nötig sei auch eine „Limo-Steuer“ nach britischem Vorbild.

Großbritannien hatte 2018 eine Limo-Steuer eingeführt, was zu einem 35-prozentigem Rückgang des Konsums zuckerhaltiger Getränke führte. Auch in Deutschland wünschen sich viele Menschen Obergrenzen für Zucker, Fett und Salz bei Lebensmitteln, die speziell für Kinder gedacht sind. (dpa/lhel)