Berlin. Erst am 4. Mai dürfen Friseure wieder die Schere ansetzen. Wer besonders leidet? Unsere Männer! Selbst solche, die kaum Haare haben.

Es gibt Dinge, die einem wirklich fehlen in diesen Zeiten. Klopapier haben wir mittlerweile zur Genüge. Würstchen in Dosen auch. Eigentlich haben wir alles. Spaghetti. Pesto. Wein. Chips. Wir sind gut versorgt und könnten ein Experiment starten: Wie dick macht uns die Krise? Doch das ist gar nicht mein Thema. Mir geht es um das, was uns wirklich gefehlt hat und noch immer fehlt: Friseure.

Am 4. Mai dürfen sie wieder die Schere ansetzen. Das ist schön, aber auch eine gefühlte Ewigkeit. Wer besonders leidet? Der Mann!

Ohne Friseur werde er sich bald nicht mehr raustrauen. Sagt jedenfalls mein Nachbar. Das Besondere an ihm: Er hat eigentlich gar keine Haare. Mein Nachbar hat diesen typischen Männerkopf, den viele schon seit Jahren tragen: Er sieht aus – weil er auch so strahlend gute Zähne hat – wie Heiner Lauterbach, nur in kleiner.

Nicht zu verwechseln mit Karl Lauterbach. Karl Lauterbach ist Politiker, SPD-Politiker. Heiner Lauterbach ist Schauspieler. Beide sind oft im Fernsehen. Karl Lauterbach jetzt sogar öfter als Heiner Lauterbach. Abends vor allem. Abends gehört Karl Lauterbach als Stammgast in mein Apartment: Er sitzt ja gerne bei den Talkmastern. Gern auch bei Lanz.

Es wird Zeit für einen ARD-Brennpunkt zur Frisurenkrise

Der Lauterbach, das ist der, der immer in die Kamera lächelt oder sich am Kragen packt, damit nichts schief sitzt oder so. Er will schon gut aussehen, denkt man als Zuschauer. Ist ja menschlich. Karl Lauterbach ist Politiker, ja, aber – jetzt kommt’s – er ist auch Epidemiologe. Das ist heute fast so viel wie Papst oder noch mehr. Und bei so wichtigen Männern muss man ja erst recht auf die Haare achten. Also der Karl Lauterbach, das muss man sagen, hat die Haare schön. Richtig glänzend sind die.

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Gut, ein wenig sieht es so aus, als könnten sie über den Ohren mit der Bastelschere nachgeschnitten worden sein. Aber dazu hatte Markus Lanz ihn nicht befragt. Ich könnte mir vorstellen, dass das bald Thema wird. Denn bis zum 3. Mai haben Friseure noch mindestens geschlossen. Das ist doch mal ein Thema! Vielleicht wird das sogar ein ARD-Brennpunkt.

Unsere Autorin Petra Koruhn schaut dieser Tage kritisch auf ihre Haarspitzen.
Unsere Autorin Petra Koruhn schaut dieser Tage kritisch auf ihre Haarspitzen. © Reto Klar

Mein Nachbar, der wie Heiner und nicht wie Karl Lauterbach aussieht, hat das Problem, dass ihm jetzt um den Glatzenkranz die Haare im Wildwuchs nachwachsen. Er sehe dann aus wie Catweazle. Oh je, das muss natürlich vermieden werden. Eigentlich wären die doch schnell weggeraspelt oder rasiert oder was auch immer. Aber so denken nur Frauen, sagt er. Es ließe sich eben nicht schön wegraspeln. Er kriege vom Wegraspeln Pickel, und das Wegraspeln tue auch weh.

Was möchte man als Frau da entgegnen: Jedes Jahr, jeden Sommer, jede Woche! Schienbeine enthaaren! Rasierer drüber! Oder Pilca! Kennen Sie das noch? Meine Großmutter war da perfekt. Pilcacreme mit Papier auf die Beine – einwirken lassen, und dann das Papier abreißen. Das ist fast so schmerzhaft wie Weisheitszähne ohne Betäubung ziehen.

Mal ehrlich: Manche Männer profitieren, wenn längere Haare den Kopf verdecken

Eigentlich finde ich ja, dass die Männer von der friseurlosen Zeit profitieren. Vor allem die jungen Männer. Endlich sieht man nicht mehr durch die rasierten Köpfe auf die Höcker und Dellen. Jetzt sehen selbst Schädel, die noch vor drei Wochen als Schlägervisage durchgingen, wieder nett aus. Richtig sympathisch sogar. Fast könnte man seinen Teenagersohn richtig gelungen finden. Doch Vorsicht. Jetzt muss man schweigen können. Ein Ton nur, wie gut das aussieht – und der brennt sich den blonden Flaum mit dem Flammenwerfer ab.

Auch Christian Drosten – den kennen Sie! Jede Wette, der Chef-Virologe! Auch Christian Drosten hat, was sein Haupt angeht, gewonnen. Oder was sagen Sie? Er wirkt doch viel lustiger mit dem Wuschelkopf, so ein bisschen wie ein Alt-Hippie, so ein Langhans-Light oder ein Monchichi. Okay, die meisten sehen ja noch ganz gut frisiert aus: Wolfgang Kubicki, Hubertus Heil. Wie machen die das nur? Ob die so jeden Tag ein bisschen mit der Nagelschere nacharbeiten? Wobei: Wenn man ganz genau hinguckt, ist das ja schon ein bisschen mehr Wolle als sonst.

Apropos Wolle! Haben Sie sich mal den Andreas Scheuer angeguckt? Auf dessen Kopf ist allerhand passiert. Vorne fast noch alles beim Alten. Aber im Nacken, da puschelt sich das Haar fast zu einem Eichhörnchen-Schwanz. Zuerst dachte ich, der Mann, den sie als Verkehrsminister vorstellten, sei der Hauptdarsteller in einem Oster-Comic.

Überall das Gleiche: Die Friseursalons bleiben geschlossen.
Überall das Gleiche: Die Friseursalons bleiben geschlossen. © dpa | Christoph Schmidt

Wir Frauen, wollte ich gerade nochmals lobend sagen und mich wohlwollend im Spiegel anlächeln – wir Frauen können da locker bleiben. So ein Bob, der darf ruhig wachsen – er sieht immer noch ganz okay aus. Noch während ich das dachte, guck ich mich richtig im Spiegel an und habe nur noch eine Frage: Wie seh ich denn aus??? Das ist doch kein Blond, Leute. Das ist Gelb! Und am Rande des Gelbs ein Grau, das an tote Maus erinnert. Lesen Sie hier: Diese neuen Corona-Regeln müssen Friseure beachten.

Bis 3. Mai ist noch lang hin. Und dann kriegt man sicher auch nicht sofort einen Termin. Was soll ich tun? Hm. Vielleicht gibt es ja eine Lösung von den echten Experten – den Virologen, wer denn sonst kann die Welt retten! Die Virologen haben uns doch schon mit Atemschutzmasken glücklich gemacht (Lippenstift erübrigt sich, man darf auch mal ungeschminkt aus dem Haus). Die Virologen haben den Sars-Virus entdeckt, da werden sie doch auch noch eine schicke Haarmaske erfinden können. Die man aufzieht wie der Doktor im Operationssaal. Da gibt es sehr schöne bunte, wie ich aus den vielen Klinikserien weiß. Es ist doch wirklich wahr: Virologen sind letztlich die besten Friseure.