Berlin. Ob Coronavirus, Grippe- oder Erkältungsviren: Die WHO und Seuchen-Experten setzen auf Handhygiene. Wie man die Hände richtig wäscht.

Das Coronavirus hält die Welt in Atem: Wie weit wird sich das neuartige Lungenvirus noch ausbreiten? Und wie kann man sich am besten schützen? Die Händedesinfektion gilt als A und O bei der Vorbeugung gegen Infektionen. „Auch bei der Vorbeugung gegen die Corona-Infektion“, sagt Professor Martin Exner vom Institut für Öffentliche Gesundheit des Universitätsklinikums Bonn.

„Wir haben noch keine anderen Maßnahmen, deshalb hat auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Thema Handhygiene ganz nach oben gestellt“, so Exner, der auch Präsident der deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene ist.

Aber auch gegen Infektionen mit anderen Viren wie Influenza - oder Erkältungsviren sei der Einsatz von Händedesinfektionsmittel dem alleinigen Händewaschen „deutlich überlegen“.

Coronavirus: Wie man die Hände waschen sollte

In Pflegeberufen gehört die Handdesinfektion zur Routine. Aber wie sollte man im Privaten vorgehen? Reicht da Händewaschen aus? „Vor allem, wer Kontakt mit alten Menschen oder Neugeborenen hat, sollte sich die Hände desinfizieren, um diese Personengruppe zu schützen, deren Immunsystem noch nicht so gut ausgebildet oder geschwächt ist“, so Thomas Preis vom Apothekerverband NRW.

Doch wenn alles normal läuft, reiche es für den privaten Bereich, sich die Hände gründlich zu waschen. Richtiges Händewaschen funktioniert so:

  • mindestens fünf Mal am Tag Hände mit Seife einschäumen
  • kräftige Waschbewegungen (etwa bis 30 dabei zählen)
  • danach warm oder kalt abwaschen
  • die Hände gut abtrocknen

Was das Händewaschen betrifft, gibt es reichlich Defizite: Untersuchungen zeigen, dass in rund zwei Drittel aller Fälle die Toilette ohne korrektes Händewaschen verlassen wird.

Coronavirus: Ansteckungsgefahr in öffentlichen Verkehrsmitteln

In vielen Situationen des Alltag sei aber trotzdem ein Desinfektionsmittel ratsam, meint der Experte: „Sinnvoll ist es, ein Desinfektionsmittel dabei zu haben, wenn man in öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist oder öffentliche sanitäre Anlagen nutzt“, so der Apotheker Thomas Preis.

Seuchen-Experte Martin Exner rät auch allen, die auf Flughäfen unterwegs sind, sich die Hände zu desinfizieren. Dazu sollte man die öffentlichen Spender nutzen oder ein Spray bei sich tragen.

Bei der Wahl des entsprechenden Desinfektionsmittels sei es wichtig, „sich von Experten beraten zu lassen“, so Apotheker Thomas Preis. „Die Mittel wirken auf unterschiedliche Keime. Im Moment ist es wichtig, dass man ein Spray nimmt, das auch anti-viral wirkt.“

Das richtige Desinfektionsmittel per „VAH“-Liste finden

Professor Exner rät zu Desinfektionsmitteln, die vom Verbund für Angewandte Hygiene gelistet wurden und auf der so genannten „VAH“-Liste aufgeführt sind. Alle Produkte in der VAH-Liste wirkten gegen Bakterien, auch antibiotikaresistente oder gramnegative Bakterien, sowie Hefepilze.

Einige Mediziner warnen vor einer zu bedenkenlosen Nutzung von Desinfektionsmitteln im Alltag. Wer permanent Desinfektionsmittel anwendet, könne die natürliche Hautflora schädigen. Laut Bundesinstitut für Risikobewertung könnte eine übermäßige Nutzung von Desinfektionsmitteln auch zu möglichen Allergien führen, eventuell sogar Ekzeme auslösen. Professor Exner kann das nicht unterstreichen. „Dann hätten wir das ja in den Krankenhäusern längst beobachtet.“

Wichtig, so Exner, sei es, dass man die Handflora schütze. Mindestens einmal am Tag sollte man die Hände einreiben, um so Risse oder selbst kleinste Fissuren zu vermeiden, in denen sich Keime einnisten.

Seuchen-Experte: „Nicht ständig in Mund oder Augen fassen“

Nun haben Forscher aus Greifswald und Bochum herausgefunden, dass sich Coronaviren bei Raumtemperatur bis zu neun Tage lang auf Oberflächen halten können und infektiös bleiben. Im Schnitt überlebten sie zwischen vier und fünf Tagen, schreiben die Forscher im „Journal of Hospital Infection“.

„Trotzdem gilt auch hier weiterhin: Wer sich an Orten mit vielen Menschen aufgehalten hat, sollte sich danach die Hände waschen“, sagt Martin Exner. „Außerdem sollte man sich angewöhnen, sich nicht ständig in Mund oder Augen zu fassen.“

Wegen Coronavirus steigt Nachfrage nach Desinfektionsartikeln sprunghaft

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt dafür ausdrücklich Produkte auf Basis von Alkohol. Denn in Testreihen hätten sich Rezepturen mit mehr als 62 Prozent Alkohol als wirksam gegen viele Arten von Coronaviren erwiesen, so die WHO.

Das Robert-Koch-Institut rät, „zur chemischen Desinfektion sind Mittel mit nachgewiesener Wirksamkeit, mit dem Wirkungsbereich ‘begrenzt viruzid’ (wirksam gegen behüllte Viren), ‘begrenzt viruzid PLUS’ oder ‘viruzid’ anzuwenden.“

Das hat sich mittlerweile offenbar rumgesprochen. In einigen Filialen der großen Drogeriemarktketten herrscht gähnende Leere dort, wo eigentlich desinfizierende Gele, Tücher oder Sprays stehen. „Wir haben nur noch einen Tücher-Rest“, sagt eine Mitarbeiterin des Drogeriemarkts. Es gebe bereits Schwierigkeiten, Nachschub zu bekommen.

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Es könnte zu Engpässen bei Desinfektionsmitteln kommen

„Wir beobachten, dass die Nachfrage stark steigt“, sagt Kerstin Erbe, Geschäftsführerin bei dm auf Nachfrage. Man arbeite bereits daran, die Verfügbarkeit der Produkte in den Märkten sicherzustellen. „Sämtliche Hygiene-Artikel unterliegen derzeit einer sehr hohen Nachfrage“, teilt die Drogeriemarktkette Müller mit. „Wir sorgen permanent für Nachschub.“ Eine ähnliche Antwort gibt es von der Drogeriemarktkette Rossmann.

„Jedoch schließen wir nicht aus, dass es in den nächsten Tagen zu Engpässen kommen kann.“ Dem versuchen die Hersteller aktuell noch entgegenzuwirken.

„Die weltweite Nachfrage nach Desinfektionsmitteln hat exponentiell zugenommen“, heißt es auf Nachfrage vom Unternehmen Reckitt Benckiser (RB), zu dem Sagrotan gehört. „Wir versuchen, trotz eventuell möglicher Einschränkungen, alle unsere Kunden und Verbraucher bestmöglich zu bedienen“, so das Unternehmen.

Seife und Desinfektionsmittel können Haut schädigen

Desinfektionsmittel und Seife können die Hände austrocknen, bei häufiger Anwendung sogar belasten. Hier hilft regelmäßiges Eincremen, weil die Haut bei häufigem Waschen an Feuchtigkeit verliert.

Daher sollte man Handcreme gut einmassieren – indem man die Creme etwa so verteilt, als ob man einen Handschuhe überzieht. Am besten beginnt man damit am Handrücken, rät Birgit Huber vom Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel. „Die Creme wird in kreisenden Bewegungen Handrücken gegen Handrücken verteilt“, erklärt die Kosmetikexpertin. „Danach kommen die Finger an die Reihe – ganz so, als wollte man einen Fingerhandschuh überstreifen.“

Auch Fingernägel und Nagelhaut sollte man bedenken, damit diese geschmeidig bleiben. „Abschließend werden Handteller und Unterarme versorgt.“Bleiben die Hände trotz aller Bemühungen rau, helfe ein Handpeeling, um abgestorbene Hautzellen zu entfernen. „Schließlich die Hände dick eincremen und Handschuhe aus Baumwolle oder kurzzeitig Einmalhandschuhe überziehen“, sagt Huber.

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(pek/bef/fmg)