Berlin. Das Coronavirus hat sich in China sprunghaft verbreitet – ein großes Medienthema. Gerade in Deutschland muss aber niemand Angst haben.

Die Nachrichten klingen besorgniserregend: ein Virus, der sich explosionsartig ausbreitet und in China bereits 80 Todesopfer gefordert hat. Die Frage, die wir uns stellen: Müssen wir zur Zeit auch hierzulande Angst vor dem Coronavirus haben? Die Antwort heißt: nein. Und dafür gibt es Gründe.

3000 Menschen sollen in China mit dem Coronavirus infiziert sein – so die offizielle Zahl. Doch es mehren sich Stimmen, die von einer hohen Dunkelziffer sprechen. Der Londoner Wissenschaftler Neil Ferguson, Experte für öffentliche Gesundheit, warf eine andere Zahl in den Ring: Es könnten auch 100.000 Menschen infiziert sein. Oder 300.000 oder 30.000.

Diese Zahlenspielerei zeigt vor allem eins: Wir befinden uns im Bereich der Spekulation, die vor allem für eins gut ist: Angst zu erzeugen. Dazu angetan sind auch die Bilder aus China: Menschen mit Atemmasken, Millionen, die von der Außenwelt abgeschottet werden. Flüge und Zugverbindungen werden gestoppt. Aus Angst vor Einschleppung des Keims hat die Mongolei ihre Grenzen zu China geschlossen.

• Daten des Center for Systems Science and Engineering in Baltimore (USA) zeigen die Verbreitung des Virus:

Coronavirus: China hat von SARS gelernt

China riegelt ab, China verlängert die Ferien zu Neujahr um drei Tage, um zu verhindern, dass die Millionen Chinesen wieder zurück in die Städte reisen. China stemmt in Windeseile Krankenhäuser aus dem Boden. Dieses radikale Vorgehen ist eine Demonstration der Macht: Anders als bei der SARS-Pandemie vor 17 Jahren, die in eine Tragödie mit etwa 800 Toten gipfelte, will China zeigen, dass es die Lage im Griff hat.

Damals standen die chinesischen Behörden massiv in der Kritik, weil sie viel zu spät reagiert hätten. Ein entscheidender Unterschied im Umgang mit der Seuche damals ist die Transparenz. Dieses Mal, so heißt es, ist eine Kommunikation auf internationaler Ebene möglich. Nur so können die Behörden international reagieren. Nur so ist eine Bekämpfung möglich.

Coronavirus- Wuhan stampft Kliniken aus dem Boden

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    Coronavirus: Deutsche Behörden bestens vorbereitet

    Das Robert-Koch-Institut geht davon aus, dass es „mit einem Import einer Fälle nach Deutschland gerechnet werden muss“. Natürlich ist so eine Aussage erst einmal dazu angetan, sich Sorgen zu machen. Doch unsere Behörden sind vorbereitet: Die Notfallpläne deutscher Flughäfen sehen vor, dass im Falle der Ankunft eines Passagierflugzeugs, das einen Verdachtsfall an Bord hat, die Maschine zu einem der fünf Flughäfen umgeleitet wird, das für den Notfall gerüstet ist.

    Zu diesen Flughäfen zählt Berlin, Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt am Main und München. Bei SARS (Schweres Akutes Atemwegssyndrom), bei einem Fall von Lassafieber im Jahr 2006 und im Zuge der Schweinegrippe hat sich das Vorgehen bewährt.

    Der Präsident des Robert-Koch-Instituts hält wie viele Virologen die Gefahr einer weltweiten Ausbreitung des Virus über Einzelfälle hinaus für „zur Zeit gering“. Die Sterberate sei „nicht sehr hoch“. Was man bis heute weiß, ist: Der Erreger wird nicht als hochgefährlich eingestuft. Außerdem verlaufe die Erkrankung bei sonst gesunden Menschen eher milde. So wie es auch die drei Fälle in Frankreich zeigen. Von Lebensgefahr keine Spur.

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    Jedes Jahr sterben 20.000 Menschen an Grippe

    Natürlich weiß keiner, wie sich die Lage weiterentwickelt. Ob es dabei bleibt, dass der Erreger nicht wie bei SARS auch junge Menschen mit einem guten Immunsystem schwächt. Doch bevor man aus Angst vor einer Infektion in Panik gerät, sollte man sich eine andere Zahl vor Augen führen: Jedes Jahr sterben in Deutschland bis zu 20.000 Menschen – nicht an einem exotischen, sondern am Grippe-Virus.

    Natürlich kann keiner wissen, ob es bei milden Verläufen bleiben wird. Erreger sind wandelbar und anpassungsfähig. Aber: Selbst SARS, das als deutlich gefährlicher galt, konnte eingedämmt werden. Heute soll das Virus nur noch in Tieren nachweisbar sein.