Berlin. Am Computer geschaffene Social-Media-Stars erobern die Modewelt – und könnten die Branche verändern. Das sehen manche allerdings kritisch.

Sie feiert, ausgestattet von Gucci, auf einer Modeparty. Sie posiert mit dem Star-DJ Diplo und wird mit Supermodel Bella Hadid für eine Calvin-Klein-Werbung abgelichtet. Sie engagiert sich für Minderheitenrechte und College-Stipendien. Gerade dreht sie ein Musikvideo, lässig lehnt sie sich aus dem Wohnwagen und schreibt: „Was im Trailer passiert, bleibt im Trailer.“

Sie habe gerade eine ganze Packung Cremetörtchen verdrückt. Lil Miquela aus Los Angeles ist Model, Musikerin, Influencerin. 1,6 Millionen Menschen folgen der jungen, hippen Frau auf ihrer Instagram-Seite.

Das Besondere an Lil Miquela: Es gibt sie gar nicht. Sie ist ein virtuelles Geschöpf, ein sogenannter Avatar, vor drei Jahren von Grafikern am Computer erschaffen. Das Labor, in dem sie entstand, ist das kalifornische Start-up Brud, dessen Wert in diesem Jahr mit 124 Millionen Dollar beziffert wurde. Das Unternehmen lässt sich ungern in die Karten gucken und bleibt in seinen Absichten vage. Man wolle mit den Avataren die Welt „besser und toleranter“ machen, lässt man verlauten.