Tel Aviv. Am Samstag steigt in Tel Aviv der Eurovision Song Contest, kurz ESC. Ein massives Sicherheitsaufgebot soll die Mega-Party schützen.

„Einlass erst ab fünf!“, brüllen die Ordner immer wieder. Vergebens: Das Stehen in der Hitze zehrt an der Geduld der Wartenden. Dutzende Menschen drängen sich an einem schwülen Nachmittag auf der Tel Aviver Strandpromenade vor einem eingezäunten Gelände.

Hier, in einem Park direkt am Mittelmeer, hat die Stadt am Sonntag das Eurovision Village eröffnet, eine Mischung aus Markt und Festival anlässlich des Eurovision Song Contests, kurz ESC. Beim großen Finale am Samstagabend (ab 20.15 Uhr live in der ARD) wird auch Pop-Queen Madonna auftreten.Die 60-Jährige habe den notwendigen Vertrag inzwischen unterzeichnet, teilte der für die Übertragung verantwortliche Sender Kan mit.

ESC 2019: Polizisten an Tel Avivs Stränden

Partystimmung herrscht schon die ganze Woche am Strand von Tel Aviv, wo täglich Konzerte und Tanzshows stattfinden. Dazu werden israelische Spezialitäten angeboten. Der warme Mittelmeerwind trägt den Geruch von Grillfleisch aus dem Park über die Promenade.

Hintergrund: ESC – Das muss man über den Musikwettbewerb wissen

Doch es sind nicht nur Eurovision-Begeisterte, die derzeit Tel Avivs Strände bevölkern. Polizisten in schwarzer Uniform, Männer und Frauen, spazieren in Dreier- und Vierergrüppchen die Promenade entlang, die Pistolen gut sichtbar am Hosenbund.

20.000 Beamte schützen den ESC

Polizisten zeigen in Tel Avivs Straßen Präsenz.
Polizisten zeigen in Tel Avivs Straßen Präsenz. © dpa | Ilia Yefimovich

Auf Bühnen im Parkgelände, gleich neben den Eingängen, stehen Wachmänner und schauen regungslos auf das Gedränge hinab. Zwar sind Sicherheitskräfte im terrorgeplagten Israel zu jeder Zeit stärker sichtbar als in Europa, doch eine so hohe Polizeipräsenz ist auch in Tel Aviv ein ungewohnter Anblick.

20.000 Beamte sollen dafür sorgen, dass der diesjährige ESC reibungslos über die Bühne geht. Und dabei sind die Uniformierten auf der Straße nur der sichtbare Teil der umfangreichen Operation: Zusätzlich ist eine unbekannte Zahl von Undercover-Polizisten an sensiblen Orten im Einsatz.

Geschätzt 200 Millionen TV-Zuschauer

Auf den Dächern etlicher Gebäude in Strandnähe stehen Beamte und behalten das Geschehen im Auge. Über der Stadt kreisen Helikopter, vor der Küste patrouillieren Polizeiboote, und sowohl der Strandbereich, wo das Eurovision Village steht, als auch das Messegelände im Norden der Stadt, wo das Finale stattfinden soll, wurden zu Flugverbotszonen deklariert.

Rund 5,6 Millionen US-Dollar fließen laut israelischen Medienberichten in die Sicherheitsvorkehrungen. „Auch wenn alles ruhig und friedlich aussieht, sind wir permanent im Einsatz“, sagt Micky Rosenfeld, der Sprecher der israelischen Polizei. Zwar ist der ganz große Andrang auf Tel Aviv ausgeblieben: Wurden zunächst 20.000 ESC-Touristen erwartet, sind in Wahrheit weniger als 10.000 angereist. Doch geschätzt 200 Millionen Zuschauer weltweit werden das Finale am Samstag vor dem Fernseher verfolgen, bei dem die deutschen „S!sters“ wohl eher geringe Erfolgsaussichten haben.

ESC unter Terrorgefahr

Sicherheitskontrolle auch vom Wasser aus.
Sicherheitskontrolle auch vom Wasser aus. © Reuters | RONEN ZVULUN

Eine riesige Chance für Israel, sich der Welt als freundliches, friedliches Land zu präsentieren – und zugleich eine gewaltige Verlockung für all jene, die Israel gern spektakulär beschädigen würden. Dazu zählen sowohl potenzielle Terroristen als auch BDS-Aktivisten, sprich Anhänger der internationalen pro-palästinensischen Kampagne „Boycott, Divestment and Sanctions“, die jede Art von Kooperation mit israelischen Bürgern oder Einrichtungen verdammt und deshalb auch die ESC-Austragung in Tel Aviv ablehnt.

Das Finale wird im Pavillon 2 des Expo Tel Aviv stattfinden, einer futuristisch anmutenden Veranstaltungshalle auf einem Messegelände im Norden der Stadt, in der knapp 10.000 Zuschauer Platz finden.

Viele Undercover-Kräfte im Einsatz

Am Finaltag werden dort uniformierte Beamte ebenso wie Undercover- und private Sicherheitskräfte im Einsatz sein. Neben der Gefahr von Terroranschlägen wollen die Sicherheitskräfte vermeiden, dass BDS-Aktivisten während der Liveübertragung des Finales eine Protestaktion starten. „Würde beispielsweise jemand eine palästinensische Fahne schwenken und etwas rufen, würden wir diese Person so schnell wie möglich aus der Halle entfernen“, so Polizeisprecher Rosenfeld.

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Der Song Contest fällt in eine spannungsreiche Zeit: Anfang Mai eskalierte der Konflikt zwischen Israel und der Hamas, der radikalislamischen Organisation, die den Gazastreifen kontrolliert. Fast 700 Raketen feuerten die Hamas und verbündete Milizen auf den Süden Israels ab, die israelische Armee reagierte mit Luftschlägen.

Seit dem 6. Mai herrscht Waffenruhe – die jedoch jederzeit gebrochen werden kann. Zwar feuerte die Hamas zuletzt nur Raketen auf südisraelische Städte, doch bei früheren Kämpfen nahm sie auch Tel Aviv ins Visier.