Braunau/Berlin. Ein Landgericht hat entschieden, dass Österreich der enteigneten Besitzerin von Hitlers Geburtshaus 1,5 Millionen Euro zahlen soll.

Die enteignete Besitzerin von Adolf Hitlers Geburtshaus soll von der Republik Österreich 1,5 Millionen Euro erhalten. Das hat das Landgericht Ried im Innkreis entschieden.

Im Januar 2017 hatte Österreich die Besitzerin des zweistöckigen Wohnhauses in Braunau am Inn, in dem der deutsche Diktator seine ersten Lebensmonate verbrachte, enteignet. Sie hatte im Gegenzug 310.000 Euro erhalten. Im Preis inbegriffen waren Garagen und zahlreiche Parkplätze.

Gericht entscheidet, dass das Hitlerhaus 1,5 Millionen Euro wert sei

Das sei viel zu wenig, fand die Klägerin und zog vor Gericht. Ein zweites Gutachten bemaß den Wert des historischen Gebäudes zwischen 800.000 und 1,5 Millionen Euro.

Das Gericht entschied nun, dass Österreich den Höchstpreis zahlen muss – zur Zufriedenheit der Klägerin. „Sie ist erleichtert über die nun angemessene Entschädigung“, sagte Anwalt Gerhard Lebitsch über seine 68-jährige Mandantin.

Allerdings rechne er damit, dass der Fall durch alle Instanzen gehe. Bisher hat die Finanzprokuratur noch nicht über eine Berufung entschieden. Somit ist das Urteil noch nicht rechtskräftig.

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Österreich wollte mit Enteignung Rechtsextremisten entgegentreten

Die Republik Österreich hatte die Besitzerin des Hauses enteignet, um Neonazi-Märschen Einhalt gebieten zu können. Hitlers Geburtshaus wurde von Rechtsextremisten als Pilgerstätte genutzt, insbesondere am 20. April, Hitlers Geburtstag, sammelten sich die Neonazis vor dem Haus in Braunau.

Im vergangenen Oktober war das Hitlerhaus auch in der AfD ein Thema. Mehrere thüringische AfD-Parteimitglieder statteten dem Haus einen Besuch ab. Ein AfD-Parteirichter posierte mit Hakenkreuz und Hitler-Fotos vor dem Geburtshaus. Auch eine AfD-Funktionärin nahm an der Reise teil.

Das Haus stand seit 2011 leer

Adolf Hitler lebte bis zu seinem dritten Lebensjahr in dem Haus, ehe sein Vater, der Zollbeamte Alois Hitler nach Passau versetzt wurde und die Familie umzog.

In der Zeit des Nationalsozialismus wurde das Haus als Kulturzentrum mit einer Galerie und einer Volksbühne genutzt. Nach der Besetzung Braunaus durch die Amerikaner wollte ein deutscher Stoßtrupp Hitlers Geburtshaus sprengen, die Amerikaner verhinderten dies.

In der Nachkriegszeit hatte das Haus verschiedene Funktionen: als Gedenkstätte, Stadtbücherei, kurzzeitig sogar als Bank und sechs Jahre lang als berufsbildende Schule. 34 Jahre lang nutzte die Lebenshilfe Oberösterreich das Haus zudem als Werkstätte für Menschen mit Behinderung, ehe es ab 2011 leer stand. (dpa/tki)