Berlin . Seit 50 Jahren sind Rosi Mittermaier und Christian Neureuther ein Paar. Dabei sind die ehemaligen Skistars ziemlich unterschiedlich.

Seit den 60er-Jahren sind Rosi Mittermaier (68) und Christian Neureuther (69) das Traumpaar des deutschen Skisports. Während sie 1976 Sportgeschichte schrieb und bei den Olympischen Spielen jeweils Gold in der Abfahrt und im Slalom holte, blieben die großen Olympia-Erfolge bei ihm aus.

Überhaupt sind die beiden ziemlich unterschiedlich, wie die Dokumentation „Gold in der Kombination“ zeigt, die der Bayerische Rundfunk an diesem Montag (21.45 Uhr) ausstrahlt.

Auch wenn die demonstrative Harmonie, die das Paar aus Garmisch-Partenkirchen bei seinen zahlreichen öffentlichen Auftritten an den Tag legt, nicht jedermanns Sache ist – viele beneiden die beiden um deren lange anhaltende Ehe.

Herr Neureuther, in der TV-Dokumentation definieren Sie sich als „Anschubser“. Was heißt das?

Christian Neureuther (CN): Ich glaube, dass ich jemand bin, der gerne nach vorne schaut, der sich neue Projekte ausdenkt und sich immer wieder neue Ziele setzt. Ich bin sehr, sehr neugierig und wissenshungrig.

Ihre Frau wird im gleichen Film als „Bremserin“ beschrieben. Wie kann das zusammen funktionieren?

CN: Ehrlich gesagt hat sie kaum eine Chance. Denn ich weiß ja, dass sie genau diese Eigenschaft auch an mir schätzt. Aber es gibt durchaus Konfrontationen, und sicher habe ich auch mal nachgegeben. Aber solche Auseinandersetzungen gehen nie an die Substanz.

Damals: Mittermaier zeigt ihrem Freund 1976 stolz ihre Goldmedaille.
Damals: Mittermaier zeigt ihrem Freund 1976 stolz ihre Goldmedaille. © imago sportfotodienst | imago sportfotodienst

Wie sehen Sie das, Frau Mittermaier?

Rosi Mittermaier (RM): Ich habe Gott sei Dank schon früh erkannt, dass ich mitziehen muss. Und irgendwie macht zu zweit ja auch alles Spaß.

Was ist denn der nächste potenzielle Ehe-Stresstest?

CN: Wir engagieren uns mit Herzblut für die Chris­toffel-Blindenmission. Im nächsten Herbst bekommen wir die Gelegenheit, nach Uganda zu reisen und neue Projekte dieser Organisation anzustoßen.

Wie finden Sie es, von Ihrem Mann zu solchen Unterfangen überredet zu werden?

RM: Im ersten Moment finde ich es durchaus anstrengend, denn der Aufwand ist ja meist hoch. Wenn wir dann aber zusammen mit dem Reisepass im Auto sitzen, kommt die Vorfreude.

CN: Wahrscheinlich haben wir beide sehr früh gespürt, dass wir uns gemeinsam sehr gut ergänzen werden und jeder Stärken und Schwächen des Partners ausgleicht. Dadurch erschließen sich für beide völlig neue Potenziale, die man allein nie hätte erreichen können. Das ist doch der Sinn einer Lebensgemeinschaft und vielleicht auch das Geheimnis, wie es funktionieren kann.

Wurmt es Sie immer noch, dass Sie keine Medaille haben?

CN: Ich wollte als junger Bub unbedingt eine Medaille gewinnen, und das habe ich nicht geschafft. Das bringe ich nicht aus meinem Denksystem heraus. Denn wenn Sie mit einer Doppelolympiasiegerin durchs Leben gehen und haben selbst keine Medaille gewonnen, dann kommt man sich manchmal als Schneepflugfahrer vor.

Stört es Sie, dass Sie erfolgreicher waren, Frau Mittermaier?

RM: Ich beurteile Menschen nie nach Medaillen oder Preisen.

Ihr Sohn Felix (34) hat ja Ihr Erbe angetreten, er ist einer der erfolgreichsten deutschen Skiläufer. Würden Sie, wenn Sie wieder jung wären, wieder mit dem Skisport anfangen?

CN: Mit der gleichen Leidenschaft und Begeisterung. Ich sage immer zum Felix: Genieße jeden Tag da draußen im Schnee bei deinem Team und deinen Freunden. Es ist das Schönste, was dir das Leben schenken kann. Die Berge, die Natur, die Ski an den Füßen und die Herausforderung, deine Leistung abzurufen, sind Erlebnisse, für die man dankbar sein sollte. Wenn du die Skistecken über die Startschranke hebst und die Piste vor dir nur dir allein gehört, dann möchte ich fast sagen: Es gibt nichts Schöneres.

Hat denn der kommerzialisierte Skizirkus noch etwas mit früher zu tun?

CN: Die Äußerlichkeiten haben sich total geändert. Die Fahrtechnik und Körperlichkeit ist völlig unterschiedlich. Erst recht auch das mediale Umfeld. Doch die Emotionen sind die gleichen geblieben, und was gibt es Schöneres als Emotionen.