Berlin. Zu seinen Kundinnen zählen Hollywoodschauspielerinnen und Bundeskanzlerin Merkel: Starfriseur Udo Walz ist seit 50 Jahren im Geschäft.

Man findet wohl kaum eine Promi-Frau, die nicht wenigstens einmal bei Udo Walz auf dem Friseurstuhl Platz genommen hat. Die Schauspielerinnen Gwyneth Paltrow und Julianne Moore hatte er, auch Romy Schneider war da. Model Claudia Schiffer gehört zu seinen Kundinnen – wie auch die Bundeskanzlerin Angela Merkel. Das macht ihn auch heute noch – nach 50 Jahren im Geschäft – stolz. Er freut sich immer noch, es damals gepackt zu haben. Er sei eben immer bescheiden geblieben.

Wenn Walz, der vor wenigen Tagen 74 geworden ist, in seinen Salon kommt, und das passiert jeden Tag, dann kennt er jeden Kunden. Und natürlich jede Kundin. Frauen hat er immer lieber frisiert, gibt er zu. Auf Frauenköpfen könne man halt mehr ausprobieren. Und für seine Kreationen war er ja auch bekannt, vor allem für die Hochsteckfrisuren. Die hat er für die Laufstege von Designer Thierry Mugler produziert, für Hunderte Cover der „Brigitte“, für Wolfgang Joop und Starfotograf Irving Penn.

Walz empfindet Schönheits- und Modebranche nicht als stressig

„Ich habe 18 Mädchen in einer halben Stunde hochgesteckt“, sagt er, ein bisschen stolz, ein bisschen sentimental, auch wenn er das abstreiten würde. Denn für Wehmut ist er eigentlich zu cool. Nur manchmal, da blitzt die Nostalgie doch durch. Wenn er so über sein Leben spricht und über die Menschen, die einen Platz darin hatten – wie Twiggy, Hildegard Knef und Sophia Loren, all die Stars und die Reichen. Mit der Schere in der Hand habe er quasi die halbe Welt gesehen.

Nun ist die Schönheits- und Modebranche nicht gerade für wenig Strapazen bekannt. Aber Walz sagt: „Stress hatte ich noch nie. Wenn mir die Menschen erzählen, dass sie so viel Stress haben, dann frage ich immer: ‚Das müsst ihr mir definieren, kenne ich nicht.‘“

Platz 597 bei Lehrlingsprüfung Anfang der 60er-Jahre

Vielleicht, weil er immer Freude an seinem Job hatte. Vielleicht, weil er sich tatsächlich einen Traum erfüllt hat: Einen Salon in Berlin, das war es, was er wollte, als er vor über 50 Jahren in die damals geteilte Stadt kam. Vor allem, um dem Wehrdienst zu entgehen und der Provinz zu entfliehen.

Udo Walz in einem seiner Salons in Berlin.
Udo Walz in einem seiner Salons in Berlin. © dpa | Sebastian Gollnow

Heute frisiert er nur noch selten, er schneidet auch nicht mehr. Das machen andere. Er berät stattdessen seine Kundinnen im Salon. „Ich hab ein tolles Haus, einen Partner, zwei Hunde. Ich lebe also wie die Königin Elizabeth. Aber mir wäre es zu Hause zu langweilig, also komme ich jeden Morgen her.“ An Ruhestand denkt er nicht. Vielleicht, weil es wohl zum Mythos des Promi-Coiffeurs gehört. Vielleicht, weil er weiß, dass alles auch anders hätte laufen können, und immer noch dankbar ist. Denn bei der Lehrlingsprüfung in Stuttgart Anfang der 60er-Jahre belegt Udo Walz nur Platz 597. Von 600. „Wir mussten Haare knüpfen. Da hatte ich einfach keinen Bock drauf“, sagt er.

Eine seiner Lieblingskundinnen ist Kanzlerin Angela Merkel

Irgendwann muss er sein Erfolgsgeheimnis entwickelt haben. Er schüttelt den Kopf und sagt, er habe keins. Höchstens: „Pünktlich sein und Deo benutzen.“ Und das noch: Keine Berührungsängste haben. Die Hollywoodschauspielerin Gwyneth Paltrow lässt ihn an der Haustür stehen: Walz geht trotzdem hinein. Julianne Moores Assistentin behandelt ihn wie eine Schmeißfliege: Walz beschwert sich bei der Schauspielerin persönlich. Modeschöpfer Thierry Mugler will ihn spontan für seine Show buchen: Walz frisiert erst mal in Ruhe seine Kundinnen. Wenn er nach jemandes Pfeife tanzt, dann nach seiner eigenen.

Eine seiner Lieblingskundinnen ist Kanzlerin Angela Merkel. „Ich würde sie gern mal mit etwas längeren Haaren sehen, aber sie möchte es eben so“, sagt Walz in einem Interview und schwärmt, dass sie als Kundin „ein Traum“ sei: „Merkel ruft persönlich vorher an – und wenn sie da ist, will sie keine Sonderbehandlung, sondern ihre Ruhe. Sie liest gern alle Zeitschriften in kürzester Zeit.“ Sie bestehe auch nicht darauf, dass er selbst bei ihr den Haarschnitt übernehme. „Nein, es schneidet immer ein anderer aus meinem Team.“ Eine seiner besten Eigenschaften? „Ich höre gerne zu.“ Vielleicht ist das ja sein Erfolgsrezept.