Hamburg. Tageszeitungen und die Öffentlich-Rechtlichen gelten laut WDR-Studie als besonders glaubwürdig. Facebook genießt weniger Vertrauen.

Ganz plötzlich war er wieder da, der Begriff, den zuletzt die Nazis benutzt hatten. „Lügenpresse“ waren für sie sozialdemokratische, kommunistische, aber auch bürgerliche Zeitungen. Anhänger der rechtspopulistischen Pegida-Bewegung bezeichnen mit dem Begriff alle Medien, die nicht so ticken wie sie selbst. Folglich wurde „Lügenpresse“ zum „Unwort des Jahres 2014“ gewählt.

Die Frage, wie groß das Vertrauen in die Medien heute noch ist, stellt sich nach wie vor. Dabei hat sich der Fokus allerdings verschoben: In seiner aktuellen Ausgabe widmet der „Spiegel“ eine Geschichte der „Wut der klugen Köpfe“. Auch unter „Gebildeten“, so die These des Nachrichtenmagazins, gedeihe „der Hass auf die sogenannten Mainstream-Medien“.

Viele Redaktionen haben inzwischen auf die große Medienverdrossenheit reagiert. Sie versuchen, auf ihre Leser, Zuschauer und Hörer zuzugehen, ansprechbar zu sein. Ganz offenbar ist das nicht ohne Wirkung geblieben.

Zwei Drittel der Deutschen vertrauen der Tagespresse

Laut einer Studie, die das Meinungsforschungsinstitut infratest dimap im Auftrag des WDR erstellt hat, vertrauen 65 Prozent der Deutschen den Informationen aus Radio, Fernsehen, Zeitungen und Zeitschriften. Das sind acht Prozent mehr als noch 2016. Im Vergleich zu 2015 ist das Vertrauen in die Medien gar um 13 Prozent gestiegen.

Damit bestätigt die Studie eine Untersuchung des Instituts für Publizistik der Universität Mainz, die vor einem Monat vorgelegt wurde. Sie kam zu dem Schluss, dass nur noch 13 Prozent der Deutschen der Ansicht sind, von den Medien belogen zu werden. Vor einem Jahr vertraten noch 20 Prozent diese These.

Zu den besonders vertrauenswürdigen Medien zählen die Deutschen die öffentlich-rechtlichen Sender und die Tageszeitungen. Letztere halten 71 Prozent der Befragten für glaubwürdig. Auch in diesem Punkt bestätigt die WDR-Studie die Untersuchung der Universität Mainz. Sie hatte herausgefunden, dass zwei Drittel der Deutschen der Tagespresse und den Öffentlich-Rechtlichen vertrauen.

Soziale Medien wie Facebook haben es schwer

Nicht sonderlich groß ist laut WDR-Studie die Glaubwürdigkeit der Privatsender: Zwar trauen noch 41 Prozent den Informationen privater Radiostationen. Private Fernsehsender hielten aber nur 27 Prozent der Befragten für glaubwürdig. Nachrichten, die sie im Internet finden, vertrauen immerhin noch 30 Prozent.

Soziale Medien wie Facebook genießen kaum Glaubwürdigkeit. Gerade mal fünf Prozent der Befragten halten Nachrichten aus diesem Bereich für vertrauenswürdig. Im Vorjahr waren es noch acht Prozent mehr. Laut der Mainzer Studie halten sogar nur zwei bis drei Prozent der Deutschen Nachrichten aus sozialen Medien für ehrlich.

Die Diskussion um Hassbotschaften und Fake News dürfte Plattformen wie Facebook und Twitter geschadet haben. Auch wenn die etablierten Medien verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen konnten, haben sie keinerlei Grund, sich zufrieden zurückzulehnen. Laut der WDR-Studie sind sich allen Ernstes 40 Prozent der Befragten sicher, dass es politische Vorgaben für Medien gibt. Hier ist noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten.