Essen. Neues Ermittler-Duo in prächtiger Kulisse: „Der Barcelona-Krimi“ startet am Donnerstag in der ARD. Der Fall ist aber etwas verwirrend.

Es ist kein Zufall, dass im Vorspann des ersten Barcelona-Krimis „Über Wasser halten“ die Flagge Kataloniens munter im Wind flattert. Barcelona ist nun einmal, wie die derzeitigen politischen Ereignisse bestätigen, Macht- und Identitätszentrum einer selbstbewussten autonomen spanischen Region. Bei der Wahl des neuen Verbrechensschauplatzes kommt der ARD zugute, dass sie als eine der spannendsten Metropolen Europas so attraktiv wie eigenwillig ist. Der Krimi allerdings wurde lange vor den aktuellen Unruhen gedreht, die Konflikte haben Sendepause. Stattdessen: Postkartenidylle. Der Berg Montjuic, die Kirche Sagrada Familia, die Meile La Rambla.

Neuer Schauplatz also, und neue Hauptdarsteller. Und wie bei den anderen Auslandskrimis von Bozen bis Kroatien, mit denen die ARD donnerstags einen Hauch Exotik in die Wohnzimmer bringt, schlüpfen wieder deutsche Schauspieler in die Rollen der lokalen Ermittler. Anne Schäfer ist Kommissarin Fina Valent. Die hat sich versetzen lassen, zieht mit ihrer 15-jährigen Tochter Maria (Tara Fischer) von Palma nach Barcelona.

Viele Verstrickungen

Schon am Ankunftstag wird sie von ihrem neuen Kollegen Xavi Bonet (Clemens Schick) eingespannt. Am Strand wurde ein Mann überfallen; der Schwerverletzte liegt im Krankenhaus und hat keine Erinnerung an das Geschehen. Außerdem ist da der Mord an einem jungen, illegal eingewanderten Pakistaner, der immer Bier an Touristen verkaufte und mit durchschnittener Kehle vor einem muslimischen Gebetshaus gefunden wurde. Bonet nutzt seine Kontakte in das Nachtleben der Stadt und ist sicher, dass beide Fälle zusammenhängen. Nur wie?

Für den schweigsamen Katalanen und die toughe Insel-Spanierin fängt die Arbeit nun erst richtig an, und der Zuschauer muss aufpassen, bei der durchaus spannenden Geschichte (Regie Jochen Alexander Freydank) den Überblick nicht zu verlieren. Bonet, der sich zudem durch eine nächtliche Affäre erpressbar macht, wird durch seine Ermittlungen zur Bedrohung für Izar Ochoa (Ilona Grandke). Die gerissene Unterweltbraut ist offenbar verstrickt in Machenschaften von Drogenschmuggel bis Menschenhandel. Viel Stoff also.

Zweiter Barcelona-Krimi folgt

Mit etwas weniger hätte das Autorentrio mehr erreicht – auch bei der psychologischen Ausgestaltung und sozialen Einbindung der Figuren. Manches wird nur behauptet, angedeutet, fallen gelassen. Etwa der verbale Geschlechterkampf zwischen Xavi und der alleinerziehenden Fina, der vermutlich erotisches Versprechen bleibt. Denn Xavi ist wohl nicht heterosexuell, weshalb der autoritäre Politiker-Vater auch um seine Chancen bei der Bürgermeister-Wahl fürchtet. Oder das Sekundengespräch, in dem Fina ihrer pubertierenden Tochter den kriminellen Dealerfreund erfolgreich ausredet. Vielleicht wird in einer Woche einiges klarer. Dann läuft der zweite Barcelona-Krimi „Tod aus der Tiefe“.

Fazit: Ein sympathisches neues Ermittlerduo arbeitet sich vor traumhafter Kulisse an einem etwas konstruierten und verwirrenden Fall ab.

Donnerstag, 2. November, ARD, um 20.15 Uhr