Berlin. Axel Prahl spielt gerne Typen, die ausgleichend wirken. Doch kürzlich musste sich der Schauspieler öffentlich mit seinen Fans streiten.

Neulich hat Axel Prahl zum ersten Mal das erlebt, was man wohl landläufig einen „Shitstorm“ nennt. „Mich wirft ja so leicht nichts aus der Bahn“, sagt er, „aber da war ich doch überrascht.“ Er hatte lediglich seine Fans, die ihm auf Facebook folgen, zur Wahl aufrufen wollen. Er formulierte es so: „Wer nicht zur Wahl geht, unterstützt die Rechten. Denn die gehen garantiert.“ Doch daraufhin brach eine Diskussion los, was „rechts“ sei, ob Axel Prahl seine Fans „bevormunde“ und ob er als Schauspieler sich überhaupt politisch äußern dürfe. „Das war ein richtiges Bashing“, sagt er.

Es gibt sie also, die Menschen, die Axel Prahls grummeligen Kommissar Thiel im Tatort mögen, die bei seinen auf Facebook geposteten Liedern „like“ klicken, die ihn manchmal auch duzen, wie auch er alle duzt – und die dann die AfD wählen. Deutschland im Wahljahr 2017 ist ein gespaltenes Land, und plötzlich ist dieser Spalt auch in die Welt des 57 Jahre alten Schauspielers eingebrochen. Einer schrieb: „Politische Ratschläge im Nebenverdienst? Geht lieber schauspielern – das könnt ihr doch am besten, in jeder Lebenslage.“

Überrascht von den heftigen Reaktionen

Ihn habe das alles nicht verletzt, sagt Prahl. Er selbst hat längst mitbekommen, wie es um das Land steht. Aber die Heftigkeit der Reaktionen auf seinen Wahlaufruf hat ihn schon gewundert. „Ich bin ja eher ein friedfertiger Typ“, sagt er, das stehe schon in seinem Namen Axel. „Der kommt nämlich aus dem hebräischen Abschalom und bedeutet Vater des Friedens.“

Er hat dann auch deeskalierend reagiert und nach fast 500 Reaktionen auf seinen Wahlaufruf ein Foto gepostet von sich als Kommissar Thiel, der ganz unschuldig durch ein Bullauge blickt und daneben der Satz: „Was ist denn hier los?“

So wirkt Axel Prahl auch, wenn man länger mit ihm spricht, wie jemand, der am liebsten ausgleichend wirken will. Es kann kein Zufall sein, dass er in vielen Rollen auch genau das verkörpert: den verständnisvollen Charakter, den „guten Kumpel“. In „Nachtgestalten“ von 1999, seinem ersten Kinofilm mit Andreas Dresen, spielt er den verständnisvollen Polizisten, in „Halbe Treppe“ den sympathischen Kiosk-Besitzer und in Doris Dörries „Alles Inklusive“ sagt er als enttäuschter Ehemann den schönen Satz: „Die Gegenwart ist doch nur gut, wenn de weest, dass de noch ne Zukunft hast.“

Prahls neuer Film läuft im Oktober

In drei Wochen wird er mit seinem neuen Film „Vadder, Kutter, Sohn“ (ARD, 6. 10., 20.15 Uhr) ausgestrahlt. Da spielt er wieder solch einen ausgleichenden Charakter, den glücklosen Krabbenfischer Knud, der seit zehn Jahren keinen Kontakt mehr zu seinem Sohn (Jonas Nay) hat. Die Dreharbeiten in einem Dithmarscher Küstenkaff waren für den gebürtigen Norddeutschen ein bisschen wie eine Heimkehr, bei der er zudem mit einigen Vorurteilen aufräumen konnte.

„Auf den ersten Blick ist diese Gegend ja nicht sehr ansprechend“, sagt Axel Prahl, „aber wir hatten nicht nur Glück mit dem Wetter, sondern auch mit den Menschen dort vor Ort.“ Sie hätten den Einfall des TV-Teams geduldig ertragen. „Das war so eine uninteressierte Gelassenheit so: Och, die drehen da, na denn, tschüssi.“ Prahl weiß, dass Norddeutsche ihre Gefühle nicht auf der Zunge tragen, auch davon handelt der Film – von dem jahrelangen Aussitzen eines Streits.

Ein Liebeslied für seine Frau und die Großmutter

Mit der norddeutschen Art konnte sich Prahl identifizieren. „Sagen wir so, wenn man zum dritten Mal verheiratet ist und vier Kinder hat, da hat man schon ein paar Krisen durchlebt.“ Er sei aber jemand, der eher nach vorn schaut. „Wenn man sich den Problemen stellt, dann muss man sie auch irgendwann abschließen“, sagt er, „sonst gären die ewig vor sich hin, das ist nicht schön.“ Da liege ihm das nordische „Volle Kraft voraus“ eher.

Die kommenden Wochen wird Axel Prahl häufig zu sehen sein: als undurchsichtiger Polizist in „Der gute Bulle“, als Kommissar Thiel im „Tatort“ im November, und ab kommenden Monat geht er mit seiner Band auf Tournee.

Dabei führt er auch zwei Lieder auf, die persönlicher nicht sein könnten: Ein Liebeslied für seine Frau und ein Requiem für seine Großmutter. „Sie hat mich aufgezogen“, sagt Prahl, „da meine Mutter viel arbeiten musste.“ Er habe ihr viel zu verdanken, sagt er, macht eine Pause und ergänzt: „Eigentlich bis heute.“