Essen. Manche Nebendarsteller spielten in den letzten 47 Jahren mehr als zwölf Mal in der „Tatort“-Reihe. Als Mörder, Verdächtiger oder Opfer.

Sie gehörten nie zu einem festen „Tatort“-Team und sind doch fast Inventar: Insgesamt gibt es zwölf Schauspieler, die in den letzten 47 Jahren in mindestens zwölf unterschiedlichen Rollen der ARD-Krimi-Institution zu sehen waren – als Mörder, Verdächtiger, Opfer, Gastermittler.

Von Anfang an mit dabei ist der heute 79-jährige Brandenburger Hans Peter Hallwachs. In der Debüt-Episode „Taxi nach Leipzig“ vom 29. November 1970 machte er als Volkspolizei-Oberleutnant Klaus dem im Osten ermittelnden Kommissar Trimmel (Walter Richter) das Undercover-Leben schwer.

In Jubiläumsfolge in Rolle von damals geschlüpft

Danach stand er noch in 13 weiteren Gastrollen vor der „Tatort“-Kamera. In „Tod vor Scharhörn“ (2001) durfte Hallwachs sogar einen Kommissarkollegen des musizierenden Kultduos Stoever (Manfred Krug) und Brockmüller (Charles Brauer) spielen. Ein eigenes „Tatort“-Kommissariat zu übernehmen, blieb ihm jedoch verwehrt.

„Es hat sich nie einer zu fragen getraut“, sagt er. Getraut aber haben sich die Macher, ihn zu fragen, ob er in der 1000. Jubiläumsfolge von 2016 wieder dabei sein will. Die lief ebenfalls unter dem Titel „Taxi nach Leipzig“, und Hallwachs spielte seine alte Rolle.

Lieber mehr Freiraum statt „Tatort“-Kommissar

Mit der Zahl seiner Einsätze seinem Kollegen Hallwachs dicht auf den Fersen ist Dietrich Mattausch. Nach seinem Debüt als Schwerverbrecher in „Haie vor Helgoland“ (1984) übernahm er noch zwölf weitere Gastrollen. Warum er immer wieder mitmachte? Der heute 77-Jährige: „Im ,Tatort‘ werden soziale Themen verhandelt, die sonst im Unterhaltungssegment keine Rolle spielen.“

So konnte Mattausch unter anderem in „Reise ins Nichts“ (2002) in die Haut eines skrupellosen Schleppers schlüpfen und glänzte in „Eine ehrliche Haut“ (2004) als korrupter Politiker. Eine Festanstellung als „Tatort“-Kommissar kam dafür nicht infrage: „Es gab mal die Überlegung. Man muss sich aber bewusst sein, dass man dann für lange Zeit fest gebunden und künstlerisch sehr unfrei ist. Ich wollte lieber Freiräume haben, um weiter Theater zu spielen.“

„Mitmachen ist wie ein Ritterschlag“

Wer sich trotz dieses Risikos unter den nebenberuflichen „Tatort“-Veteranen sehr gut ein Hauptrollenengagement als Kommissarin vorstellen könnte, ist Angelika Bartsch. Die 58-jährige Schwäbin bekam es gleich in ihrer ersten „Tatort“-Episode „Doppelspiel“ (1985) als fadenscheinige Psychotherapeutin mit Kultkommissar Götz George alias Horst Schimanski zu tun.

2010 konnte sie in der Folge „Klassentreffen“ als Hauptkommissarkollegin von Freddy Schenk (Dietmar Bär) erste Ermittlerinnenluft schnuppern. Doch ob sie nun eine Polizistin oder ein Mordopfer spielt – auf ihre bisherigen zwölf Einsätze blickt Barsch begeistert zurück: „Da mitzumachen, ist wie ein Ritterschlag.“

Auch junge Schauspieler schon lange dabei

Dass ein Rollen-Abo beim „Tatort“ keine Frage des Alters ist, beweist Florian Bartholomäi. Der gerade 30-jährige Frankfurter, der zuletzt als Entführer der Kommissare Lindholm (Maria Furtwängler) und Borowski (Axel Milberg) fast die Krimi-Show stahl, hat bereits zwölf „Tatort“-Einsätze hinter sich. Nicht die Tat selbst ist für ihn das Spannende, sondern die Art, „wie Figuren durch ihre Umgebung geprägt sind“.